Ein Pirat zum Verlieben
stellte fest, dass er ihr seinen Arm bot. Sie wollte ihm schon sagen, dass sie durchaus ohne Hilfe gehen könne, entschied sich dann aber dagegen. Andere Länder, andere Sitten, fand sie und schob ihre Hand in seine Armbeuge.
Sie schlenderten langsam über Deck, wobei Dane ihr für jeden der hoch aufragenden Masten die korrekte Bezeichnung und seinen Zweck nannte und auf das Achterdeck, das Spill und das Ruder zeigte, wo ein ausgesprochen attraktiver blonder junger Mann das riesige Steuerrad hielt. Das Schiff war ein majestätisches Gebilde aus glänzendem Holz und Messing, ein Zeugnis für die harte Arbeit und große Sorgfalt, die erforderlich waren, um den Nachbau in so perfektem Zustand zu erhalten. Lieber Himmel, staunte sie innerlich, er muss ein Vermögen ausgegeben haben, um seine Spielerei so wahrheitsgetreu in die Tat umsetzen zu lassen. Dennoch nahm sie alles auf, auch den Stolz in seiner Stimme.
»Es ist wunderschön, Captain, prachtvoll. Ich hätte nie gedacht, dass es so groß ist.«
»Verglichen mit Ihrem geheimnisvollen Schiff von vierhundert Fuß Länge muss es winzig erscheinen«, bemerkte er mit einem schiefen Lächeln.
»Daran ist wirklich nichts geheimnisvoll, Kapitän«, begann sie, brach aber ab, als ihr sein Gesichtsausdruck auffiel. »Ehrlich, warum mache ich mir die Mühe?«, murmelte sie halblaut und dachte einen Moment lang, er würde ihren Kopf tätscheln und sagen: »Ja, meine Liebe, ich verstehe, meine Liebe«, so gönnerhaft war seine Miene.
»Ein Wort der Warnung, Lady Renfrew.« Sie nickte und wartete ab. »Es ist Ihnen untersagt, unter Deck zu gehen.«
Sie warf ihm von der Seite einen Blick zu. »Und warum wohl?«
Seine Lippen zuckten, als er das rebellische Blitzen in ihren Augen sah. »Es besteht kein Anlass dafür.«
»Das sagen Sie.«
»Duncan wird sich um alles kümmern, was Sie benötigen.«
»Ach, ich werde also an den armen, arglosen McPete abgeschoben, was?« In ihren Augen tanzte ein Lachen.
»Eine Aufgabe, die er mit Vergnügen übernehmen würde, glauben Sie mir.« Er klang verärgert.
»Ich falle hier wirklich lästig, nicht wahr?«, bemerkte sie nach ein paar Schritten.
»Es täte mir Leid, wenn ich diesen Eindruck vermittelt haben sollte.«
»Haben Sie nicht, aber es ist mir selbst klar geworden.« Sie zeigte mit einer Kopfbewegung auf die arbeitenden Männer, wobei sie sich fragte, wie lange sie geübt hatten, bis sie ihre Jobs so gut beherrschten. »Sie haben auf Ihrem Schiff sicher keinen Bedarf an unerfahrenen Arbeitern.«
»Ich habe Sie nicht aus dem Meer geholt, um Sie arbeiten zu lassen, Lady Renfrew.«
»Ich habe noch nie Almosen angenommen.«
Dane fühlte, wie sie sich versteifte, sah die Empörung in ihren Augen. Stolzes kleines Ding. »Sie sind mein Gast.« Er hob eine Hand, um ihre Einwände im Keim zu ersticken. »Bitte, M’lady«, sagte er müde, obwohl ein leicht amüsierter Ausdruck über seine sonnengebräunten Züge huschte. »Gestehen Sie dem Kapitän ein paar Launen zu. Er hat so wenige in letzter Zeit.«
Tess senkte den Kopf und lächelte. »Na schön, wenn Sie sonst sauer werden, meinetwegen.«
»Ich fühle mich aufrichtig geehrt«, gab er trocken zurück und hielt inne, um die Augenbrauen hochzuziehen und sie spöttisch zu betrachten.
Sie konnte ein kurzes Lachen über seinen Auftritt nicht unterdrücken. »Duncan hat gesagt, dass dieses Schiff mit vierundzwanzig Kanonen bestückt ist. Wo sind sie?«
»Auf dem zweiten Deck.« Er zeigte auf die schweren Quarzprismen, die präzise in die Holzplanken eingelassen waren, um das Sonnenlicht einzufangen und nach unten zu werfen. »Als ich William Hacket mit dem Bau betraute, ließ ich einige Neuerungen vornehmen. Kanonen, Stangen, Kugeln und Pulver nehmen wertvollen Platz in Anspruch, wenn ein Kampf bevorsteht.«
Tess blieb abrupt stehen und starrte ihm in die Augen, war jedoch außerstande, dort ein verborgenes Lachen zu entdecken. Er glaubte im Ernst, er würde mit Entermesser und Steinschlosspistolen und seinen vierundzwanzig Kanonen zum Kampf antreten müssen! Unmöglich! Bestimmt gab es ein Gesetz, das es untersagte, ein Schiff mit derartigen Waffen auszurüsten. Ganz bestimmt.
Hat sie Angst bekommen?, fragte sich Dane, da sie ihn anstarrte, als hätte er plötzlich wie durch Zauberei seine Ohren verloren.
»W-welche Veränderungen haben Sie noch machen lassen?«, fragte sie, wobei sie versuchte, nicht daran zu denken, dass er nicht ganz bei Trost war. Konfrontation? Nein,
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