Ein Pirat zum Verlieben
nie im Leben.
Dane tätschelte, ohne es zu merken, beruhigend die kleine Hand, die an seinem Ellbogen lag. »Meine Kajüte zum Beispiel. Die Decken an Bord eines Schiffs sind gewöhnlich so niedrig, dass man ständig gebückt gehen muss.«
Diese Aussage bestätigte sich von selbst, fand Tess, als sie ihn von oben bis unten begutachtete und jede Sekunde davon genoss. Er musste ein gutes Stück über einsachtzig groß sein und mit genügend sonnengebräunten Muskeln bepackt, um ein Mädchen tagelang zum Träumen zu bringen, exzentrisch hin oder her.
Neptun bewahre mich vor diesen freimütigen Augen, dachte Dane, dessen Körper seine Selbstbeherrschung plötzlich auf eine harte Probe stellte. Es war erfrischend, eine Frau zu finden, die nichts von ihren Gefühlen – und ihren Wünschen – verbarg. »Ich habe außerdem ein paar persönliche Dinge hinzufügen lassen«, sagte er leicht befangen.
»Duncan erwähnte schon, dass es unüblich ist, ein Bad zu haben, eine Wanne und …«
»Mein Bett«, beendete er in vertraulichem Tonfall den Satz für sie. Ein verwegenes Lächeln spielte um seine Lippen, und Tess spürte, wie ihre Knie weich wurden. »Gewöhnlich wird eine Koje in die Wand eingebaut, aber ich finde es wenig erholsam, in eine Lade gequetscht zu sein, wenn ich Schlaf brauche.«
Sie sah ihn mit nachdenklich gerunzelter Stirn an. »Sie haben hier draußen geschlafen, stimmt’s?«
Sein Gesicht blieb unbewegt. »Es stimmt!«
Sie wandte sich abrupt ab. »Jetzt fühle ich mich wirklich wie ein Eindringling.« Sie war als Kind zu oft ins Kalte hinausgejagt worden, um so etwas anderen anzutun.
Er nahm sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. Seine grünen Augen sahen sie eindringlich an. »Bei diesem Wetter schlafe ich häufig an Deck, Lady Renfrew. Ehrlich gesagt, es wundert mich, dass Sie in diesem stickigen Raum nicht umkommen.«
»Kajüte«, verbesserte sie.
Er grinste schief, und wieder brachte sie der Anblick der Grübchen in seinen Wangen aus der Fassung. »Quälen Sie sich nicht wegen einer solchen Nichtigkeit. Und ich werde nicht …«
Er brach ab, als ihre Augen auf einmal groß wie Untertassen wurden. Er hörte, wie ihr einen Moment lang der Atem stockte, bevor sie den Kopf herumriss. Wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, wand sie sich aus seinem Griff und rannte mit gerafften Spitzenröcken zum Bug. Ihr Verstand ist aus den Fugen geraten, dachte er entsetzt, während er einen Moment lang wie gelähmt dastand. Dann sah er, wie sie behände auf den Bugspriet hinauskletterte. Mit wild klopfendem Herzen rannte Dane ihr nach, ohne zu bemerken, dass jede Betriebsamkeit auf dem Schiff abrupt zum Erliegen gekommen war.
7
Dane packte Tess um die Taille, riss sie an Deck zurück und drehte sie grob zu sich herum.
»Um Gottes willen, Frau!« Seine Finger bohrten sich in ihre Schultern. »Was zum Teufel hatten Sie vor?«, fuhr er sie mit finsterer Miene an.
Tess blinzelte atemlos angesichts des Zorns, der sich gegen sie richtete. »Ich … ich … warum in aller Welt haben Sie das gemacht?« Seine Augen starrten sie durchdringend an und sie war gerührt, als ihr plötzlich einfiel, dass sie ihm selbst erzählt hatte, dass sie von der Nassau Queen gesprungen war. »Niemand versucht im Moment, mich umzubringen, Captain. Ich wollte nicht springen. Ich wollte nur den Delfin sehen.«
Dane betrachtete forschend ihr emporgewandtes Gesicht mit dem freien, offenen Blick. Sie sagte die Wahrheit. Oder? Bei einem Menschen, der geistig verwirrt war, konnte man nie sicher sein. Verdammt! Es war so unfair!
»Captain? Sie tun mir weh«, sagte sie mit leiser Stimme und legte eine Hand auf seinen Arm. Ihre Berührung brannte sich durch den Stoff seines Ärmels, versengte ihn. Sein Gesichtsausdruck wurde ein wenig milder, und er strich mit seinen kräftigen Händen sanft über ihre Schultern.
»Ich fürchte, Sie werden blaue Flecke davontragen wegen meiner … meiner …« Er seufzte und ließ die Arme sinken. Jesus, sein Herz hämmerte immer noch wie bei einem Vollblüter in vollem Galopp.
»Ihrer was, Captain?« Ihr Lächeln war verschmitzt. »Sorge? Wut? Was ist es?«
Dass diese halbe Portion seine streng beherrschten Gefühle so gründlich durcheinander bringen konnte, traf ihn bis ins Innerste. Seine Mannschaft hatte alles beobachtet, stellte er angesichts des angespannten Schweigens fest. Wann war er so lax geworden, so leicht zu beeindrucken von ihrem Lächeln und ihrer Offenheit? Er hatte
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