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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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hatte gegen ihn gearbeitet: Kay schien sein ungewöhnliches Durchhaltevermögen für einen Beweis seiner Virilität zu halten.
    Als es endlich vorbei war, hatte sie sich in der Dunkelheit an ihn geschmiegt und ihm über das Haar gestrichen. Niedergeschlagen hatte er ins Nichts gestarrt, da ihm bewusst war, dass sich seine vage Hoffnung auf mehr Distanz unfreiwillig ins Gegenteil verkehrt hatte. Nachdem sie eingeschlafen war, hatte er dagelegen, den einen Arm unter ihr festgeklemmt, das feuchte Laken unangenehm klebrig an seinem Oberschenkel, auf einer klumpigen Matratze mit alten Sprungfedern, und hatte sich gewünscht, er hätte den Mut, ein Schweinehund zu sein, sich davonzuschleichen und nie wiederzukommen.
    Kays Badezimmer roch nach Schimmel und feuchten Schwämmen. Haare klebten am Rand der kleinen Wanne. Farbe blätterte von den Wänden.
    Â»Müsste mal gestrichen werden«, hatte Kay gesagt.
    Gavin hatte sich gehütet, ihr freiwillig Hilfe anzubieten. Die Dinge, die er ihr nicht gesagt hatte, waren sein Talisman und sein Schutz; in Gedanken fädelte er sie auf und ließ sie durch die Finger gleiten wie die Perlen eines Rosenkranzes. Nie hatte er das Wort »Liebe« in den Mund genommen, nie von Ehe gesprochen. Er hatte sie nie gebeten, nach Pagford zu ziehen. Und doch war sie hier, und irgendwie gelang es ihr, ihm das Gefühl zu vermitteln, es sei seine Schuld.
    Sein Gesicht starrte ihn aus dem fleckigen Spiegel an. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten, und sein schütteres blondes Haar war dünn und trocken. Die nackte Birne unter der Decke beleuchtete das spitze Gesicht mit forensischer Grausamkeit.
    Vierunddreißig , dachte er, und ich sehe aus wie mindestens vierzig.
    Er hob den Rasierer und machte sich vorsichtig über die zwei dicken blonden Haare her, die rechts und links von seinem hervortretenden Adamsapfel sprossen.
    Fäuste donnerten gegen die Badezimmertür. Gavins Hand rutschte ab, Blut tropfte von seinem dünnen Hals auf sein sauberes weißes Hemd.
    Â»Dein Freund«, erklang ein wütender weiblicher Schrei, »ist immer noch im Bad, und ich komme zu spät!«
    Â»Ich bin fertig!«, rief er.
    Der Schnitt brannte, aber egal. Hier war seine Ausrede, auf dem Silbertablett serviert: Schau her, was deine Tochter angerichtet hat. Ich muss nach Hause und mir vor der Arbeit noch ein frisches Hemd anziehen . Beinahe leichten Herzens griff er nach Jackett und Krawatte, die er über einen Haken an der Tür gehängt hatte, und schloss auf.
    Gaia drängte sich an ihm vorbei, knallte die Tür hinter sich zu und rammte den Riegel davor. Auf dem schmalen Treppenabsatz vor dem Bad roch es scharf und unangenehm nach verbranntem Gummi. Gavin dachte daran, wie das Kopfteil des Bettes in der Nacht gegen die Wand gekracht war, wie das billige Kiefernholz geknarrt hatte, an Kays Stöhnen und ihre Schreie. Manchmal vergaß man einfach, dass auch ihre Tochter im Haus war.
    Rasch lief er die nackten Holzstufen hinunter. Kay hatte ihm erzählt, sie habe vor, sie abzuschleifen und zu lackieren, aber er bezweifelte, dass sie es jemals tun würde, denn schon ihre Wohnung in London war schäbig und in keinem guten Zustand gewesen. Außerdem war er überzeugt, dass sie erwartete, demnächst bei ihm einzuziehen, aber das würde er nicht zulassen. Das war seine letzte Bastion, und wenn er unter Zwang geriet, würde er sie bis aufs Blut verteidigen.
    Â»Was hast du denn gemacht?«, kreischte Kay, als sie das Blut auf seinem Hemd sah. Sie trug den billigen knallroten Kimono, den er nicht leiden konnte, der ihr aber so gut stand.
    Â»Gaia hat gegen die Tür gedonnert, und ich bin zusammengeschreckt. Ich muss nach Hause und mich umziehen.«
    Â»Aber ich hab dir doch Frühstück gemacht!«, sagte sie rasch.
    Jetzt merkte er, dass der Geruch nach verbranntem Gummi in Wirklichkeit von Rühreiern stammte. Sie sahen bleich und verkocht aus.
    Â»Keine Zeit, Kay. Ich muss das Hemd wechseln, ich habe eine frühe –«
    Sie häufte bereits die erstarrte Masse auf drei Teller.
    Â»Fünf Minuten, du kannst doch wohl noch fünf Minuten –«
    Das Handy in seiner Jackentasche summte laut, und er zog es heraus. Gleichzeitig überlegte er, ob er den Nerv haben würde zu behaupten, es handle sich um einen dringenden Fall.
    Â»Du lieber Gott«, rief er mit ungeheucheltem Entsetzen.
    Â»Was ist

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