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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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fühlte er sich entspannter und war mehr Herr der Lage als sonst in Gesellschaft von Miles und Samantha. Niemand nörgelte an ihm herum oder behandelte ihn herablassend, und Miles nahm ihm vorübergehend sämtliche Verantwortung für Kay ab.
    Â»Und hier, leider außer Sichtweite«, sagte Miles und deutete auf eine Stelle ein paar Zentimeter vom Bilderrahmen entfernt, »steht Sweetlove House, der Besitz der Fawleys. Ein großes Herrenhaus im Queen-Anne-Stil, Dachgauben, Ecksteine. Einfach phantastisch, du solltest es besichtigen, ist im Sommer an Sonntagen für die Öffentlichkeit zugänglich. Wichtige Familie am Ort, die Fawleys.«
    Â»Ecksteine?« »Wichtige Familie am Ort?« Gott, du bist so ein Arsch, Miles.
    Samantha hievte sich aus dem Sessel und kehrte in die Küche zurück. Obwohl der Eintopf wässrig war, schmeckte man das Angebrannte deutlich durch. Der Broccoli war schlaff und fade, der Kartoffelbrei lauwarm und trocken. Da ihr inzwischen alles egal war, füllte sie alles in Schüsseln, die sie auf den runden Esstisch knallte.
    Â»Das Essen ist fertig!«, rief sie an der Wohnzimmertür.
    Â»Oh, ich muss gehen«, sagte Mary und sprang auf. »Ich wollte nicht …«
    Â»Nein, nein, nein!«, protestierte Gavin in einem Ton, den Kay noch nie gehört hatte: freundlich und gewinnend. »Es wird dir guttun, etwas zu essen. Die Kinder werden auch noch eine Stunde ohne dich auskommen.«
    Miles unterstützte ihn, und Mary blickte unsicher zu Samantha, die gezwungen war, sich ebenfalls zustimmend zu äußern und dann ins Esszimmer zurückzuhetzen, um ein weiteres Gedeck aufzulegen.
    Sie forderte Mary auf, zwischen Gavin und Miles Platz zu nehmen, denn sie neben eine andere Frau zu setzen hätte die Abwesenheit ihres Mannes zu sehr betont. Kay und Miles sprachen inzwischen über Sozialarbeit.
    Â»Ich beneide dich nicht«, sagte er und füllte Kay eine ordentliche Portion Eintopf auf. Samantha sah, wie sich schwarze, verbrannte Stückchen mit der Soße über den weißen Teller verteilten. »Verdammt schwieriger Job.«
    Â»Tja, wir sind ständig unterbesetzt«, sagte Kay. »Aber es kann sehr befriedigend sein, wenn man merkt, dass man etwas bewirkt.«
    Und dabei dachte sie an die Weedons. Am Tag zuvor war der Test von Terris Urinprobe negativ ausgefallen, und Robbie war eine volle Woche lang in der Tagesstätte gewesen. Die Erinnerung daran munterte sie auf und bildete ein Gegengewicht zu ihrer leichten Gereiztheit darüber, dass Gavin seine Aufmerksamkeit nach wie vor völlig auf Mary richtete und er nichts dazu beitrug, ihr die Unterhaltung mit seinen Freunden zu erleichtern.
    Â»Du hast eine Tochter, Kay?«
    Â»Stimmt. Gaia. Sie ist sechzehn.«
    Â»Genauso alt wie Lexie. Wir sollten die beiden mal zusammenbringen«, meinte Miles.
    Â»Geschieden?«, fragte Samantha feinfühlig.
    Â»Nein«, erwiderte Kay. »Wir waren nicht verheiratet. Wir kannten uns vom Studium und haben uns getrennt, kurz nachdem sie geboren wurde.«
    Â»Ach, Miles und ich hatten unser Studium auch kaum abgeschlossen«, sagte Samantha.
    Kay war unsicher, ob Samantha den Unterschied zwischen sich, die den selbstgefälligen Vater ihrer Kinder geheiratet hatte, und ihr hervorheben wollte, die verlassen worden war. Wobei Samantha nicht wissen konnte, dass Brendan sie verlassen hatte.
    Â»Gaia hat übrigens einen Samstagsjob bei deinem Vater angenommen«, sagte Kay zu Miles. »In dem neuen Café.«
    Miles war entzückt. Es machte ihm große Freude, dass Howard und er so stark in das Gefüge dieses Ortes verwoben waren und jeder in Pagford mit ihnen verbunden war, sei es als Freund oder Mandant, als Kunde oder Angestellter. Gavin, der auf einem gummiartigen Fleischstück herumkaute, das seine Zähne nicht bewältigen konnten, wurde noch mulmiger zumute. Er hatte nicht gewusst, dass Gaia einen Job bei Miles’ Vater angenommen hatte. Irgendwie hatte er vergessen, dass Kay in Gaia ein weiteres Machtmittel besaß, ihre Verankerung in Pagford voranzutreiben. Wenn er sich nicht in unmittelbarer Nähe zugeknallter Türen, boshafter Blicke und ätzender Bemerkungen befand, vergaß Gavin gern, dass Gaia ein unabhängiges Dasein führte und nicht nur den unbequemen Hintergrund zu muffigen Laken, schlechtem Kochen und unterschwelligem Groll darstellte, vor dem seine Beziehung mit Kay

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