Ein plötzlicher Todesfall
könnte sie fragen, warum Kay nicht bei ihm eingezogen war. Das wäre schon mal ein guter Einstieg.
Als sie mit prall gefüllten Tüten von Mollison & Lowe auf dem Weg zum Auto war, traf sie Mary Fairbrother neben dem Geldautomaten von Barrys Bank.
»Mary, hi. Wie geht es dir?«
Mary war dünn und bleich und hatte dunkle Flecken unter den Augen. Sie sprach gestelzt und seltsam. Seit der Fahrt im Krankenwagen hatten sie, bis auf kurze Beileidsbezeugungen bei der Beerdigung, nicht mehr miteinander geredet.
»Ich wollte immer schon mal vorbeikommen«, sagte Mary. »Ihr wart so nett, und ich wollte Miles danken â¦Â«
»Das ist doch nicht nötig«, sagte Samantha, unangenehm berührt.
»Aber ich würde gerne â¦Â«
»Oh, bitte, dann nur zu â¦Â«
Nachdem Mary weitergegangen war, hatte Samantha das unangenehme Gefühl, sie hatte den Eindruck vermittelt, der heutige Abend sei genau der richtige Zeitpunkt für Mary vorbeizukommen.
Zu Hause lieà Samantha die Tüten im Flur stehen und rief Miles in der Kanzlei an, um ihm zu erzählen, was sie getan hatte, doch er reagierte aufreizend gelassen angesichts der Aussicht, ihr Quartett um eine frisch verwitwete Frau zu erweitern.
»Ich verstehe nicht, wo das Problem liegen soll, ehrlich«, sagte er. »Mary wird es guttun, mal aus dem Haus zu kommen.«
»Aber ich habe ihr nicht gesagt, dass wir Gavin und Kay zum Essen da haben.«
»Mary mag Gav«, sagte Miles. »Ich würde mir da keine Sorgen machen.«
Er gab sich, dachte Samantha, absichtlich begriffsstutzig, zweifellos als Vergeltung für ihre Weigerung, ihn nach Sweetlove House zu begleiten. Nachdem sie aufgelegt hatte, überlegte sie, ob sie Mary anrufen und sie bitten sollte, an diesem Abend nicht zu kommen, doch sie befürchtete, das könnte unhöflich klingen. So hoffte sie einfach, Mary würde nicht erscheinen.
Sie stöckelte ins Wohnzimmer, stellte die DVD von Libbys Boygroup auf volle Lautstärke, damit sie die Musik in der Küche hören konnte, holte die Tüten aus dem Flur und machte sich daran, einen Eintopf zuzubereiten sowie einen Mississippi Mud Pie, ihren bewährten Schokoladenkuchen. Am liebsten hätte sie eine der groÃen Torten von Mollison & Lowe gekauft, um sich die Arbeit zu sparen, aber das wäre direkt an Shirley weitergetragen worden, die sich gerne darüber auslieÃ, dass Samantha auf Tiefkühlkost und Fertiggerichte zurückgreifen musste.
Samantha kannte inzwischen die DVD der Boygroup so gut, dass sie sich die Bilder zu der durch die Küche hallenden Musik vorstellen konnte. Sie hatte sie sich in dieser Woche noch mehrmals angeschaut, während Miles oben in seinem Arbeitszimmer war oder mit Howard telefonierte. Als sie die Eröffnungstakte des Songs hörte, in dem der muskulöse Junge mit offenem, flatterndem Hemd am Strand entlangging, lief sie in ihrer Schürze hinüber und leckte sich gedankenverloren die mit Schokolade beschmierten Finger ab.
Sie hatte geplant, ausführlich zu duschen, während Miles den Tisch deckte, hatte jedoch vergessen, dass er später nach Hause kommen würde, weil er nach Yarvil fahren musste, um die Mädchen von der St. Anne abzuholen. Als Samantha endlich aufging, warum er nicht kam und dass er die Mädchen mitbringen würde, musste sie sich abhetzen, selbst das Esszimmer vorzubereiten und noch etwas für Lexie und Libby herzurichten, bevor die Gäste kamen. Miles fand seine Frau um halb acht in ihrer Arbeitskleidung vor, verschwitzt, gereizt und geneigt, ihm die Schuld für etwas zu geben, das ihre eigene Idee gewesen war.
Die vierzehnjährige Libby marschierte ins Wohnzimmer, ohne ihre Mutter zu begrüÃen, und nahm die DVD aus dem Gerät.
»Oh, gut, ich hab mich schon gefragt, was ich damit gemacht hatte«, sagte sie. »Warum ist der Fernseher an? Hast du sie etwa laufen lassen?«
Manchmal fand Samantha, dass ihre jüngere Tochter etwas von Shirley an sich hatte.
»Ich habe Nachrichten geschaut, Libby. Ich habe keine Zeit, mir DVDs anzusehen. Komm mit in die Küche, eure Pizza ist fertig. Wir haben heute Abend Gäste.«
»Schon wieder Tiefkühlpizza?«
»Miles! Ich muss mich umziehen. Kannst du die Kartoffeln für mich stampfen? Miles?«
Aber er war nach oben verschwunden, also stampfte Samantha die Kartoffeln selbst, während ihre Töchter an der
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