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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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zweifelte Terri daran, dass Danielle das Haus bekommen würde, trotz ihrer Geheimwaffen. Es ging nicht nur um sie drei, denn Nana Cath hatte jede Menge Enkel und Urenkel gehabt. Nachdem Terri in Pflege gegeben worden war, hatte ihr Vater noch weitere Kinder gezeugt. Insgesamt neun, nach Cheryls Schätzung, mit fünf verschiedenen Müttern. Terri hatte ihre Halbgeschwister nie kennengelernt, aber Krystal hatte ihr erzählt, Nana Cath habe Kontakt zu ihnen gehabt.
    Â»Ach ja?«, hatte sie entgegnet. »Ich hoff nur, dass sie die blöde alte Kuh bis auf’s Hemd ausziehen.«
    Nana Cath traf sich also mit dem Rest der Familie, aber so richtige Engel waren die auch nicht, soweit Terri wusste. Nur mit ihr, die einst Terri-Baby war, hatte Nana Cath ein für alle Mal gebrochen.
    Wenn man clean war, stieg ein Schwall böser Gedanken und Erinnerungen aus der Dunkelheit in einem auf, summende schwarze Fliegen, die innen an der Schädeldecke klebten.
    Ich wünschte, du wärst meine Mummy .
    In dem Unterhemd, das Terri an diesem Tag trug, waren ihr vernarbter Arm, ihr Hals und die Schulterpartie vollständig bloßgelegt, alles wie angeschmolzenes Gestein in unnatürliche Falten verdreht. Sechs Wochen hatte sie, als sie elf war, mit ihren Verbrennungen auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses South West gelegen.
    (»Wie ist denn das passiert, Liebes?«, fragte die Mutter des Kindes im Bett nebenan.
    Ihr Vater hatte mit einer Pfanne voll brennendem Bratenfett nach ihr geworfen. Ihr »Human League«-T-Shirt hatte Feuer gefangen.
    Â»Unfall«, hatte Terri vor sich hin gemurmelt. Das hatte sie allen so aufgetischt, auch der Sozialarbeiterin und den Krankenschwestern. Hätte sie ihren Vater verpfiffen, dann hätte sie ebenso gut freiwillig bei lebendigem Leib verbrennen können.
    Ihre Mutter war kurz nach Terris elftem Geburtstag auf und davon und hatte alle drei Töchter zurückgelassen. Danielle und Cheryl waren innerhalb von ein paar Tagen zu den Familien ihrer Freunde gezogen. Terri blieb als Einzige zurück. Sie hatte versucht, Pommes für ihren Vater zu machen, und sich an die Hoffnung geklammert, ihre Mutter würde heimkommen. Trotz der Qualen und des Schreckens jener ersten Tage und Nächte im Krankenhaus war sie froh gewesen, dass es passiert war, denn sie war sicher, dass ihre Mum davon erfahren und sie zu sich holen würde. Jedes Mal, wenn am Ende der Station jemand auftauchte, machte Terris Herz einen Satz.
    Aber in sechs langen Wochen voller Schmerz und Einsamkeit war Nana Cath die einzige Besucherin gewesen. An stillen Nachmittagen und Abenden war Nana Cath gekommen und hatte sich neben ihre Enkelin gesetzt, sie ermahnt, sich bei den Krankenschwestern immer zu bedanken, wobei sie eine strenge Miene aufsetzte, durch die dennoch die Zärtlichkeit durchblickte.
    Sie kaufte Terri eine billige Plastikpuppe in einem glänzenden, schwarzen Regenmantel, doch als Terri sie auszog, hatte sie nichts darunter an.
    Â»Sie hat keine Unterhose, Nana.«
    Und Nana Cath hatte gekichert. Nana Cath kicherte nie.
    Ich wünschte, du wärst meine Mummy .
    Terri hatte gewollt, dass Nana Cath sie mit nach Hause nahm. Sie hatte sie darum gebeten, und Nana Cath war einverstanden gewesen. Manchmal dachte Terri, dass die Wochen im Krankenhaus die glücklichsten ihres Lebens waren, trotz der Schmerzen. Sie war dort in Sicherheit gewesen, die Leute waren nett zu ihr und hatten sich um sie gekümmert. Sie hatte geglaubt, sie würde mit Nana Cath nach Hause gehen, in das Haus mit den hübschen Vorhängen, nicht zurück zu ihrem Vater. Nicht wieder dorthin, wo nachts die Schlafzimmertür aufflog und das Poster von David Essex abriss, das Cheryl zurückgelassen hatte, und ihr Vater mit der Hand an seinem Hosenschlitz auf ihr Bett zukam und sie ihn anflehte, es nicht …)
    Die erwachsene Terri warf den qualmenden Filter des Zigarettenstummels auf den Küchenboden und schlurfte zur Haustür. Sie brauchte mehr als Nikotin. Sie marschierte die Straße entlang in derselben Richtung wie zuvor Cheryl. Aus den Augenwinkeln sah sie zwei Nachbarinnen, die auf dem Bürgersteig plauderten und sie anstarrten. Bin ich ein scheiß Film? Der dauert länger . Terri wusste, dass ständig über sie getratscht wurde. Sie wusste, was man über sie sagte. Manchmal riefen sie es sogar hinter ihr her. Die eingebildete Ziege von nebenan lag dem Gemeinderat

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