Ein plötzlicher Todesfall
FuÃbreit unter ihnen, und darin der Körper und das fröhliche Gesicht von Pingels bestem Freund, der in ihrem Haus ein und aus gegangen war und jetzt in der Erde verrottete. Der Geist von Barry Fairbrother  ⦠Er war mit den Nerven am Ende, und dass sie ausgerechnet sein Grab erkannten, erschien ihm wie eine Art Vergeltung.
»Komm«, sagte er, doch Krystal rührte sich nicht. »Was ist los?«
»Bin ich vielleicht für ihn gerudert?«, fuhr Krystal ihn an.
»Klar.«
Fats scheute wie ein unruhiges Pferd und wich zurück.
Krystal starrte auf den Grabhügel und schlang die Arme um sich. Sie fühlte sich leer, traurig und schmutzig. Sie wünschte, sie hätten es nicht hier getrieben, so nah bei Mr Fairbrother. Ihr war kalt. Im Gegensatz zu Fats hatte sie keine Jacke dabei.
»Komm schon«, drängte Fats.
Sie folgte ihm, wobei sie kein Wort wechselten. Krystal dachte an Mr Fairbrother. Er hatte sie immer »Krys« genannt, wie noch nie jemand zuvor. Ihr hatte es gefallen, Krys zu sein. Barry war immer fröhlich gewesen. Am liebsten hätte sie geheult.
Fats überlegte, wie er das in eine lustige Geschichte für Andrew ummünzen könnte, wie er vollgedröhnt Krystal gefickt hatte und beinahe paranoid wurde, weil er glaubte, beobachtet zu werden, und wie sie fast über Barry Fairbrothers Grab gestolpert waren. Aber es kam ihm noch nicht lustig vor â noch nicht.
TEIL DREI
Doppeldeutigkeit
7.25     Ein Beschluss sollte nicht mehr als ein Thema behandeln ⦠Eine Missachtung dieser Regel führt für gewöhnlich zu sich hinziehenden Diskussionen und könnte unkoordinierte MaÃnahmen zur Folge haben.
Â
Charles Arnold-Baker Gemeindeordnung
Siebte Auflage
I
»â¦Â rannte hier raus, schrie Zeter und Mordio, nannte sie eine Paki-Schlampe, und jetzt hat die Zeitung um einen Kommentar gebeten, weil sie â¦Â«
Parminder hörte die Stimme einer Arzthelferin, kaum lauter als ein Flüstern, als sie an der nur angelehnten Tür des Aufenthaltsraums vorbeiging. Ein rascher Schritt, und Parminder hatte sie geöffnet, um zwei der Arzthelferinnen tratschend beisammen zu sehen. Die beiden fuhren zusammen und wirbelten herum.
»Doc Jawanda.«
»Sie wissen doch, was es mit der Vertraulichkeitserklärung auf sich hat, die Sie unterschrieben haben, als Sie hier anfingen, Karen?«
Die Arzthelferin war entgeistert. »Ja, ich ⦠ich habe nicht ⦠Laura hat schon ⦠Ich wollte Ihnen diese Notiz bringen. Die Gazette hat angerufen. Mrs Weedon ist gestorben, und eine ihrer Enkelinnen behauptet â¦Â«
»Und die ist für mich?«, fragte Parminder kühl und zeigte auf die Patientenakte, die Karen in der Hand hielt.
»Ja«, sagte Karen nervös. »Er wollte Dr. Crawford sehen, aber â¦Â«
»Sie gehen lieber wieder zurück an den Empfang.«
Parminder nahm die Patientenakte an sich und ging mit langen Schritten zur Rezeption, innerlich kochend. Als sie vor den Patienten stand, merkte sie, dass sie keine Ahnung hatte, wen sie aufrufen sollte, und warf einen Blick auf die Akte in ihrer Hand.
»Mr ⦠Mr Mollison.«
Howard stemmte sich mühsam hoch und kam in seinem typischen Watschelgang lächelnd auf sie zu. Widerwille stieg wie Galle in Parminder hoch. Sie drehte sich um und ging zurück in ihr Sprechzimmer. Howard folgte ihr.
»Geht es uns gut, Parminder?« Er schloss die Tür und setzte sich ohne Aufforderung auf den Patientenstuhl.
Das war seine übliche BegrüÃung, die ihr heute jedoch wie blanker Hohn vorkam.
»Was führt Sie zu mir?«, fragte sie barsch.
»Ein kleiner Ausschlag«, erwiderte er. »Hier. Brauche eine Salbe oder so.«
Er zog das Hemd aus der Hose und hob es ein paar Zentimeter hoch. Parminder sah einen entzündeten roten Hautfleck am Rand der Falte zwischen seinem Hängebauch und den Oberschenkeln.
»Sie müssen Ihr Hemd ausziehen«, sagte sie.
»Es juckt aber nur hier.«
»Ich muss mir den ganzen Bereich ansehen.«
Seufzend erhob er sich. Während er das Hemd aufknöpfte, sagte er: »Haben Sie die Tagesordnung gelesen, die ich Ihnen heute Morgen gemailt habe?«
»Nein, ich habe noch nicht in meine Mails geschaut.«
Das war gelogen. Parminder hatte die Tagesordnung gelesen und war wütend darüber, aber jetzt war nicht der richtige
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