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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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gerade mit Robbie fortgegangen.
    Â»Mit dir sprechen«, sagte ihre Schwester. Breit und maskulin in ihrem weißen Unterhemd und der Jogginghose, zog Cheryl an einer Zigarette und blinzelte Terri durch den Rauch an. »Nana Cath ist tot«, sagte sie.
    Â»Hä?«
    Â»Nana Cath ist tot«, wiederholte Cheryl laut. »Ist dir wahrscheinlich scheißegal.«
    Doch Terri hatte es schon beim ersten Mal verstanden. Die Nachricht hatte so eingeschlagen, dass sie aus Verwirrung nachgefragt hatte.
    Â»Bist du zugedröhnt, oder was?«, fragte Cheryl.
    Â»Verpiss dich. Nee, bin ich nicht.«
    Es stimmte. Terri hatte an dem Morgen nichts gespritzt, seit drei Wochen hing sie nicht mehr an der Nadel. Darauf bildete sie sich nichts ein, hatte kein Sternchen dafür erwartet, denn vorher hatte sie es schon länger ohne geschafft, sogar Monate. Obbo war seit zwei Wochen weg, daher war es ihr leichter gefallen. Aber ihr Besteck lag noch immer in der alten Keksdose, und das Verlangen brannte wie eine ewige Flamme in ihrem schwachen Körper.
    Â»Ist gestern gestorben. Danielle hat’s mir erst heute Morgen gesagt, verdammte Scheiße«, knurrte Cheryl. »Und ich wollt heut ins Krankenhaus, sie besuchen. Danielle ist hinter dem Haus her. Das von Nana Cath. Habgierige Schlampe.«
    Terri war lange nicht in dem kleinen Reihenhaus in der Hope Street gewesen, aber als Cheryl es erwähnte, sah sie die Nippsachen auf der Anrichte und die Vorhänge lebhaft vor sich. Sie stellte sich Danielle dort vor, wie sie Schränke durchwühlte und Sachen in die Taschen steckte.
    Â»Beerdigung ist am Dienstag um neun, oben im Krematorium.«
    Â»Okay«, erwiderte Terri.
    Â»Das Haus gehört uns genauso wie Danielle«, sagte Cheryl. »Ich werd ihr sagen, dass wir unsern Anteil wollen, ja?«
    Â»Mach ruhig«, erwiderte Terri.
    Sie ging erst hinein, als Cheryl mit ihren kanariengelben Haaren und den Tätowierungen um die Ecke verschwunden war.
    Nana Cath tot. Sie hatten lange nicht miteinander gesprochen. Ich will nix mehr mit dir zu tun haben. Ich hab die Nase voll, Terri, Schluss, aus, fertig . Allerdings hatte sie nie aufgehört, sich um Krystal zu kümmern. Krystal war ihr Lieblingskind geworden. Nana war zur Stelle gewesen, um Krystal bei ihren blöden Bootsrennen rudern zu sehen. Sie hatte Krystals Namen im Krankenhaus ausgesprochen, nicht Terris.
    Na gut, du alte Hexe. Mir doch egal. Zu spät .
    Beklommen und zitternd stromerte Terri durch ihre stinkende Küche auf der Suche nach Zigaretten, hatte aber eigentlich Sehnsucht nach dem Löffel, der Flamme und der Nadel.
    Zu spät, um der Alten zu sagen, was sie ihr hätte sagen sollen. Zu spät, um wieder ihr Terri-Baby zu werden. Big girls don’t cry … big girls don’t cry … Erst nach Jahren hatte sie kapiert, dass der Song, den Nana Cath ihr mit ihrer tiefen Raucherstimme vorgesungen hatte, eigentlich »Sherry Baby« hieß.
    Terris Hände huschten wie Ungeziefer durch den Müll auf den Arbeitsflächen, fanden Zigarettenschachteln, die sie aufriss, um dann festzustellen, dass sie leer waren. Krystal hatte sich wahrscheinlich die letzten geschnappt, denn sie war eine gierige kleine Kuh, genau wie Danielle, die Nana Caths Habseligkeiten durchkämmte und versuchte, deren Tod vor den anderen geheim zu halten.
    Auf einem verschmierten Teller lag ein langer Stummel. Terri wischte ihn am T-Shirt ab und zündete ihn am Gasherd an. Im Kopf hörte sie ihre eigene Stimme als Elfjährige.
    Ich wünschte, du wärst meine Mummy .
    Sie wollte sich nicht erinnern. Sie lehnte sich ans Spülbecken, rauchte, versuchte, nach vorn zu schauen, sich den bevorstehenden Zusammenstoß zwischen ihren beiden älteren Schwestern vorzustellen. Mit ihrem Bruder Shane und ihrer Schwester Cheryl legte sich niemand an, beide hatten die Fäuste locker sitzen. Und Shane hatte vor nicht allzu langer Zeit brennende Lumpen in den Briefkasten irgendeines armen Schluckers gesteckt. Dafür hatte er zuletzt im Knast gesessen, und er säße noch immer, wenn das Haus damals nicht leer gewesen wäre. Danielle aber, ihre andere Schwester, hatte Waffen, die Cheryl nicht besaß: Geld, ihr eigenes Haus und einen Festnetzanschluss. Sie kannte die Zuständigen in der Verwaltung und konnte mit denen reden. Sie gehörte zu den Leuten, die Ersatzschlüssel und mysteriösen Papierkram hatten.
    Dennoch

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