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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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den Mund legte.
    Â»Tut mir leid, verzeih … o Gott, Gav …«
    Â»Was ist passiert?«
    Seine Stimme klang anders als sonst: kräftig, selbstsicher, eher so, wie Miles manchmal in einer Krisensituation in der Kanzlei redete.
    Â»Jemand hat … Ich nicht … Jemand hat Barrys …«
    Sie bat ihn in das vollgestellte und gemütliche Arbeitszimmer mit Barrys Ruderpokalen von früher auf den Regalen und einem großen, gerahmten Foto an der Wand, auf dem acht Mädchen zu sehen waren, die Fäuste in die Luft gestreckt, Medaillen um den Hals. Mary deutete mit zitterndem Finger auf den Computerbildschirm. Gavin, noch immer im Mantel, ließ sich auf den Stuhl fallen und betrachtete die eingegangenen Einträge auf der Website des Pagforder Gemeinderats.
    Â»Ich w-war heute Morgen im Feinkostladen, und da hat mir Maureen Lowe erzählt, dass viele Menschen auf der Website ihr Beileid zum Ausdruck gebracht haben. Deshalb wollte ich eine Nachricht eing-geben, um mich zu b-bedanken. Und, schau …«
    Er entdeckte es, während sie sprach. Simon Price als Kandidat für den Gemeinderat ungeeignet. Absender: Der Geist von Barry Fairbrother.
    Â»Großer Gott«, sagte Gavin angewidert.
    Mary begann erneut zu weinen. Gavin hätte sie gern wieder in die Arme genommen, schrak aber davor zurück, vor allem hier, in diesem anheimelnden kleinen Raum, in dem Barry so präsent war. Er wählte einen Kompromiss, umschloss ihr zartes Handgelenk und führte sie durch den Flur in die Küche.
    Â»Du brauchst etwas zu trinken«, sagte er in dem ungewohnt bestimmenden Ton. »Kein Kaffee. Wo ist was Anständiges?«
    Aber es fiel ihm wieder ein, noch bevor sie antwortete. Er hatte oft genug gesehen, wie Barry die Flaschen aus dem Schrank holte, und er mixte einen kleinen Gin Tonic für sie, das Einzige, von dem er wusste, dass sie es vor dem Abendessen trank.
    Â»Gav, es ist vier Uhr nachmittags.«
    Â»Na und?«, sagte Gavin mit seiner neuen Stimme. »Trink das.«
    Sie lachte unsicher, hörte auf zu schluchzen, nahm das Gas und trank einen Schluck. Er reichte ihr die Küchenrolle, damit sie sich Gesicht und Augen abtrocknen konnte.
    Â»Du bist so nett, Gav. Möchtest du auch etwas? Kaffee oder Bier?«, fragte sie, schwach lächelnd.
    Er holte sich eine Flasche aus dem Kühlschrank, zog den Mantel aus und setzte sich ihr gegenüber an die Kücheninsel. Als sie ihr Glas fast geleert hatte, war sie wieder die Ruhe selbst, so wie er es von ihr gewohnt war.
    Â»Was meinst du, wer das war?«, fragte sie ihn.
    Â»Irgendein Scheißkerl«, erwiderte Gavin.
    Â»Jetzt kämpfen sie alle um seinen Sitz im Gemeinderat. Streiten sich wie üblich über Fields. Und er ist noch immer da drin und gibt seinen Senf dazu. Der Geist von Barry Fairbrother. Vielleicht hat er den Beitrag ja tatsächlich selbst auf die Website gestellt?«
    Gavin wusste nicht, ob das ein Scherz sein sollte, und begnügte sich mit einem angedeuteten Lächeln, das er schnell wieder zurücknehmen konnte.
    Â»Weißt du, mir gefällt der Gedanke, dass er sich Sorgen um uns macht, wo immer er sein mag. Um mich und die Kinder. Aber ich bezweifle es. Ich wette, Krystal Weedon liegt ihm mehr am Herzen. Weißt du, was er wahrscheinlich zu mir sagen würde, wenn er hier wäre?«
    Â»Nein«, erwiderte Gavin zurückhaltend.
    Â»Er würde zu mir sagen, dass ich Unterstützung habe«, sagte Mary. Gavin hörte mit Verwunderung den Zorn in ihrer Stimme, die er sonst stets freundlich kannte. »Ja, wahrscheinlich würde er sagen ›Du hast die Familie und unsere Freunde und die Kinder, die dich trösten. Aber Krystal‹«, Marys Stimme wurde lauter, »›Krystal hat niemanden, der sich um sie kümmert.‹ Weißt du, womit er unseren Hochzeitstag verbracht hat?«
    Â»Nein.«
    Â»Er hat einen Artikel über Krystal für die Lokalzeitung geschrieben. Krystal und Fields. Das verdammte Fields. Je eher ich dieses Wort nicht mehr hören muss, umso besser. Ich möchte noch einen Gin. Ich trinke nicht genug.«
    Mechanisch griff Gavin nach ihrem Glas und ging wieder an den Schrank mit Getränken. Er war verblüfft. In seinen Augen war Marys Ehe mit Barry immer im wahrsten Sinne des Wortes perfekt gewesen. Nie war Gavin in den Sinn gekommen, dass Mary doch nicht hundertprozentig hinter den Kreuzzügen stehen

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