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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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kleinste Einzelheit zu erfahren.
    Â»Willst du nicht erst mal den Kessel aufsetzen, Mo?«
    Wenigstens konnte er ihre Qual noch um ein paar Minuten verlängern. In ihrer Hast, zu ihm zurückzukehren, schwappte ihr brühheißer Tee über die Hand. Sie setzten sich hinter dem Ladentisch auf die hölzernen Barhocker, die Howard dort für ruhige Zeiten hingestellt hatte, und Maureen kühlte ihre verbrühte Hand mit Eis, das sie sich aus dem Kühlschrank geholt hatte. Gemeinsam hechelten sie die konventionellen Aspekte der Tragödie durch: die Witwe (»Sie wird nicht mehr weiterwissen, hat doch nur für Barry gelebt«), die Kinder (»Vier Teenager, was für eine Bürde ohne Vater«), das relativ junge Alter des Toten (»Er war nicht viel älter als Miles, nicht wahr?«), und dann kamen sie endlich zu der wahren Bedeutung dieses Ablebens, neben der alles andere unwichtiges Herumgerede war.
    Â»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Maureen begierig.
    Â»Hm, ja nun. Das ist die Frage, nicht wahr? Wir haben da eine plötzliche Vakanz, und das könnte alles auf den Kopf stellen.«
    Â»Eine was?«, fragte Maureen voller Sorge, ihr könnte etwas Wichtiges entgangen sein.
    Â»Eine plötzliche Vakanz«, wiederholte Howard. »So nennt man das, wenn durch einen Todesfall ein Sitz im Gemeinderat frei wird. Der korrekte Ausdruck«, fügte er belehrend hinzu.
    Howard war Vorsitzender des Gemeinderats und »First Citizen« von Pagford. Zu diesem Amt gehörte eine vergoldete und emaillierte Amtskette, die in dem kleinen Tresor ruhte, den Shirley und er in ihrem Einbaukleiderschrank hatten installieren lassen. Wenn Pagford doch nur das Stadtrecht bekommen würde, dann dürfte er sich endlich Bürgermeister nennen, was er faktisch ohnehin war. Shirley hatte das auf der Website des Gemeinderats deutlich hervorgehoben. Und unter einem Foto vom strahlenden Howard mit seiner Amtskette war zu lesen, er nehme Einladungen zu öffentlichen Veranstaltungen und Geschäftsempfängen in der Region gerne entgegen. Erst vor ein paar Wochen hatte er in der Grundschule die Urkunden für die Radfahrprüfung ausgehändigt.
    Howard trank einen Schluck Tee und sagte mit einem Lächeln, um seinen Worten die Spitze zu nehmen: »Fairbrother war ein Scheißkerl, Mo, wirklich. Er konnte ein echter Scheißkerl sein.«
    Â»Oh, ich weiß«, sagte sie. »Ich weiß.«
    Â»Ich hätte es mit ihm ausfechten müssen, wenn er noch am Leben wäre. Frag Shirley. Er konnte ein hinterhältiger Scheißkerl sein.«
    Â»Oh, ich weiß.«
    Â»Na gut, wir werden sehen. Wir werden sehen. Damit dürfte die Sache erledigt sein. Nicht dass ich auf diese Weise gewinnen wollte, beileibe nicht«, fügte er mit einem tiefen Seufzen hinzu. »Aber wenn es um das Wohl von Pagford geht, um die Gemeinde … ist das nicht verkehrt.«
    Howard sah auf die Uhr. »Ist fast halb, Mo.«
    Sie öffneten nie zu spät, schlossen nie zu früh. Das Geschäft wurde mit den Ritualen und der Regelmäßigkeit eines Tempels geführt.
    Maureen stakste hinüber, um die Tür zu öffnen und die Jalousien hochzuziehen. Ruckweise öffnete sich dabei die Aussicht auf den Marktplatz: malerisch und gut gepflegt, was größtenteils den gemeinsamen Anstrengungen jener Eigentümer zu verdanken war, deren Grundstücke auf den Platz hinausgingen. Überall waren Blumenkästen, Hängeampeln und Pflanzkübel angebracht, jedes Jahr in aufeinander abgestimmten Farben bepflanzt. Das Black Canon (eines der ältesten Pubs in England) lag Mollison & Lowe am Platz gegenüber.
    Howard holte rechteckige lange Platten mit frischen Pâtés aus dem Hinterzimmer und reihte sie, dekoriert mit glänzenden Zitronenecken und Beeren, fein säuberlich unter der Glasplatte des Ladentisches auf. Leicht schnaufend von der Anstrengung, ordnete Howard die letzten Pâtés an und blieb eine Weile stehen, den Blick auf das Kriegerdenkmal in der Mitte des Platzes gerichtet.
    Pagford war an diesem Morgen schön wie immer, und Howard erlebte einen Moment der Klarheit, sowohl für sein eigenes Leben als auch für das des Ortes, dessen pulsierendes Herz er war, so sah er es zumindest. Er war begierig, das alles in sich aufzunehmen: die glänzenden schwarzen Bänke, die roten und violetten Blumen, die von der Sonne vergoldete Spitze des Steinkreuzes.

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