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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Und Barry Fairbrother war tot. In dieser plötzlichen Neuordnung dessen, was Howard als Schlachtfeld begriff, das Schlachtfeld, auf dem er und Barry sich so lange feindlich gegenübergestanden hatten, meinte Howard einen Akt der Vorsehung zu erkennen.
    Â»Howard«, sagte Maureen scharf. »Howard.«
    Eine Frau kam über den Platz, eine schlanke, schwarzhaarige, braunhäutige Frau in einem Trenchcoat, die mürrisch auf ihre Schuhspitzen schaute.
    Â»Glaubst du, sie …? Weiß sie es schon?«, flüsterte Maureen.
    Â»Keine Ahnung«, sagte Howard.
    Maureen, die noch keine Zeit gefunden hatte, ihre Gesundheitssandalen anzuziehen, knickte bei dem Versuch, schnell vom Schaufenster zurückzuweichen, fast mit dem Fuß um und verschwand eilig hinter dem Ladentisch. Howard nahm bedächtig, ja fast majestätisch den Platz hinter der Kasse ein, wie ein Kanonier, der in Stellung geht.
    Die Glocke klingelte, und Dr. Parminder Jawanda drückte, immer noch missmutig, die Tür zum Feinkostladen auf. Sie nahm weder von Howard noch von Maureen Notiz, sondern ging direkt zum Regal mit den Ölen. Maureens Blick folgte ihr mit der unverwandten Aufmerksamkeit eines Habichts, der eine Feldmaus im Visier hat.
    Â»Guten Morgen«, sagte Howard, als Parminder mit einer Flasche in der Hand an den Ladentisch trat.
    Â»Morgen.«
    Dr. Jawanda sah ihm selten in die Augen, weder bei den Gemeinderatssitzungen noch bei Begegnungen außerhalb des Gemeindesaals. Howard amüsierte sich immer über ihre Unfähigkeit, ihre Abneigung zu verbergen. Das brachte ihn dazu, ausgesprochen galant und höflich aufzutreten.
    Â»Heute keine Sprechstunde?«
    Â»Nein.« Parminder kramte in ihrer Handtasche.
    Maureen konnte sich nicht mehr bremsen.
    Â»Schrecklich«, sagte sie mit ihrer heiseren Stimme. »Das mit Barry Fairbrother.«
    Â»Hm.« Parminder kramte weiter in ihrer Handtasche. »Wie bitte?«
    Â»Das mit Barry Fairbrother«, wiederholte Maureen.
    Â»Was ist denn mit ihm?«
    Parminders Birminghamer Dialekt klang selbst nach sechzehn Jahren Pagford noch stark durch. Wegen der senkrechten Falte zwischen den Augenbrauen sah sie immer angestrengt aus, manchmal war sie schlecht gelaunt, manchmal nur konzentriert.
    Â»Er ist gestorben«, sagte Maureen und beobachtete sie aufmerksam. »Gestern Abend. Howard hat es mir gerade erzählt.«
    Parminder blieb ganz still, die Hand in ihrer Tasche. Dann glitt ihr Blick seitwärts zu Howard.
    Â»Ist auf dem Parkplatz des Golfclubs zusammengebrochen und gestorben«, sagte Howard. »Miles war da, hat alles mit angesehen.«
    Einige Sekunden vergingen.
    Â»Soll das ein Witz sein?«, wollte Parminder wissen, ihre Stimme hart und schrill.
    Â»Natürlich ist das kein Witz«, sagte Maureen und kostete ihre eigene Empörung voll aus. »Wer würde denn über so etwas Witze machen?«
    Mit einem Knall stellte Parminder das Öl auf die Glasplatte des Ladentisches und marschierte aus dem Geschäft.
    Â»Also wirklich!«, rief Maureen mit entzückter Missbilligung. »›Soll das ein Witz sein?‹ Reizend!«
    Â»Das war der Schock«, sagte Howard weise und sah Parminder nach, die mit flatterndem Trenchcoat über den Platz lief. »Die da wird sich genauso grämen wie die Witwe. Allerdings könnte es interessant werden«, fügte er hinzu und kratzte sich selbstvergessen am Bauch, wo es ihn oft juckte, »zu sehen, was sie …«
    Er ließ den Satz unvollendet, aber das spielte keine Rolle, Maureen wusste genau, was er meinte. Während sie die Gemeinderätin Jawanda um die Ecke verschwinden sahen, dachten beide an die plötzliche Vakanz, und zwar nicht als einen freien Platz, sondern als eine Wundertüte voller Möglichkeiten.
    VIII
    Das alte Pfarrhaus war das letzte und stattlichste der viktorianischen Häuser in der Church Row. Es stand ganz am Ende, in einem großen Eckgarten, gegenüber von St. Michael and All Saints.
    Parminder war die letzten paar Meter gerannt. Schließlich machte sie sich an dem schwergängigen Schloss zu schaffen und stieß die Tür auf. Sie wollte es nicht glauben, bevor sie es auch von jemand anderem gehört hatte, von irgendjemandem, doch in der Küche läutete bereits unheilkündend das Telefon.
    Â»Ja?«
    Â»Ich bin’s, Vikram.«
    Parminders Mann war Herzchirurg. Er arbeitete im Kreiskrankenhaus South

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