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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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zurückzurufen: beim Gesundheitsberater der Weedons, bei der Hausärztin, der Kindertagesstätte in Cantermill und der Drogenklinik Bellchapel. Terri Weedons überquellende Akte lag aufgeschlagen vor ihr.
    Â»Hängt wieder an der Nadel, was?«, fragte Alex, eine der Frauen, mit denen Kay sich das Büro teilte. »Diesmal wird Bellchapel sie endgültig rauswerfen. Sie behauptet, sie hätte Angst, dass man ihr Robbie wegnimmt, aber sie kann die Pfoten nicht von dem Zeug lassen.«
    Â»Ist schon das dritte Mal, dass sie am Programm teilnimmt«, sagte Una.
    Nach den Erfahrungen des Nachmittags hielt Kay eine Fallprüfung für angebracht, bei der all jene Fachkräfte zusammenkamen, die für die einzelnen Bereiche von Terri Weedons Leben zuständig waren. Sie drückte immer wieder auf die Wiederwahltaste, während sie längst mit anderen Arbeiten beschäftigt war. In einer Ecke des Büros klingelte andauernd das Telefon und sprang sofort auf den Anrufbeantworter um. Das Büro der Kinder- und Jugendhilfe war eng und vollgestopft, außerdem roch es nach saurer Milch, weil Alex und Una die Angewohnheit hatten, die Reste aus ihren Kaffeetassen in den Topf der traurig aussehenden Yuccapalme zu kippen.
    Matties letzte Notizen waren unordentlich und chaotisch, vieles war durchgestrichen, hatte das falsche Datum und war unvollständig. Mehrere wichtige Unterlagen fehlten in der Akte, so auch ein Brief der Drogenklinik, der angeblich vor vierzehn Tagen abgeschickt worden war. Kay kam rascher voran, wenn sie Alex und Una nach den Informationen fragte.
    Â»Die letzte Fallprüfung dürfte …«, sagte Alex und schaute mit gerunzelter Stirn zur Yucca, »vor über einem Jahr stattgefunden haben, schätze ich.«
    Â»Und offenbar fanden sie es in Ordnung, dass Robbie bei ihr blieb«, sagte Kay, den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, vergeblich versuchte sie, den Prüfungsbericht in der überquellenden Akte zu finden.
    Â»Es ging nicht darum, dass er bei ihr blieb, sondern ob er wieder bei ihr wohnen durfte oder nicht. Er war bei einer Pflegemutter, weil Terri von einem Freier zusammengeschlagen worden war und ins Krankenhaus musste. Sie wurde clean und wollte Robbie nach der Entlassung unbedingt zurückhaben. Sie stieg wieder beim Programm von Bellchapel ein, war von der Nadel weg und zeigte sich bemüht. Ihre Mutter versprach, ihr zu helfen. Also bekam sie ihn zurück, und ein paar Monate danach hing sie schon wieder an der Nadel.«
    Â»Aber das ist nicht Terris Mutter, die ihr hilft, oder?«, fragte Kay. Ihr Kopf begann zu schmerzen, als sie wieder versuchte, Matties unordentliche Handschrift zu entziffern. »Es ist ihre Großmutter, die Urgroßmutter von dem Kleinen. Also ist sie wahrscheinlich nicht mehr die Jüngste und wohl auch krank. Terri sagte heute Morgen so etwas. Wenn Terri die Einzige ist, die sich um das Kind kümmert …«
    Â»Die Tochter ist sechzehn«, sagte Una. »Die betreut Robbie hauptsächlich.«
    Â»Na, besonders toll macht sie das nicht«, sagte Kay. »Er war in ziemlich schlechtem Zustand, als ich da war.«
    Doch sie hatte schon viel Schlimmeres gesehen: Beulen und Striemen, Scharten und Brandwunden, Krätze und Läuse, Babys, die auf Teppichen voller Hundekot lagen, Kleinkinder, die mit gebrochenen Knochen herumkrabbelten. Und einmal (davon träumte sie immer noch) ein Kind, das von seinem psychotischen Vater fünf Tage lang im Schrank eingesperrt worden war. Das war sogar landesweit in die Nachrichten gekommen. Die unmittelbarste Gefahr für Robbie Weedons Sicherheit waren die Kartons im Wohnzimmer seiner Mutter, auf die er hatte klettern wollen, als er merkte, dass er damit Kays volle Aufmerksamkeit bekam. Kay hatte sie sorgfältig auf zwei niedrigere Stapel aufgeteilt, bevor sie ging. Terri hatte es nicht gefallen, dass Kay die Kartons anfasste, genauso wenig wie die Anweisung, Robbie die volle Windel auszuziehen. Sie hatte sich in unflätige, wenn auch genuschelte Schimpftiraden hineingesteigert und Kay angeraunzt, sie solle sich gefälligst verpissen und ja nicht wiederkommen.
    Das Telefon klingelte. Terris Drogenberaterin war dran.
    Â»Ich versuche seit Tagen, Sie zu erreichen«, sagte die Frau verärgert, und es dauerte mehrere Minuten, bis Kay ihr erklärt hatte, dass sie nicht Mattie war, doch das schwächte die Feindseligkeit der Frau kaum

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