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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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seiner Ausreden im Raum stehenließ, schämte er sich und machte einen Rückzieher.
    Â»Ich glaube aber nicht, dass es den ganzen Abend dauern wird«, sagte er. »Wir könnten uns dann später treffen, wenn du willst.«
    Â»Also gut. Willst du zu mir kommen, weil morgen Schule ist?«
    Â»Ã„hm. Okay.«
    Â»Wann ungefähr?«, fragte sie, damit er wenigstens eine Entscheidung traf.
    Â»Weiß nicht, so um neun rum?«
    Nachdem er aufgelegt hatte, drückte Kay das Handy noch ein paar Augenblicke fest ans Ohr, um Alex’ und Unas willen. »Ich dich auch. Dann also bis später, Schatz.«
    V
    Als Beratungslehrerin variierten Tessas Arbeitsstunden stärker als die ihres Mannes. Normalerweise wartete sie bis zum Ende des Schultags, um ihren Sohn im Nissan mit heimzunehmen, und überließ es Colin (von dem Tessa niemals als Pingel sprach – obwohl sie wusste, wie der Rest der Welt ihn nannte, einschließlich der meisten Eltern, die das von ihren Kindern übernommen hatten), ihnen ein oder zwei Stunden später in seinem Toyota zu folgen.
    An diesem Tag trafen sich Tessa und Colin jedoch um zwanzig nach vier auf dem Parkplatz, während die Schüler noch aus den Toren strömten.
    Der Himmel hatte ein kaltes Eisengrau, wie die Unterseite eines Schildes. Eine scharfe Brise wehte Rocksäume hoch und zerrte an den kleinen Bäumen, ein tückischer, kalter Wind, der bis an die empfindlichsten Stellen drang, in den Nacken und die Kniekehlen, und einem den Trost nahm, zu träumen, sich ein wenig von der Realität zu entfernen. Selbst nachdem sie die Autotür geschlossen hatte, war Tessa durcheinander und verstimmt, als hätte jemand sie angerempelt, ohne sich zu entschuldigen.
    Neben ihr auf dem Beifahrersitz, die Knie absurd hochgezogen in der Enge des Autos, erzählte Colin ihr, was der Computerlehrer ihm vor zwanzig Minuten im Büro berichtet hatte.
    Â»â€¦Â nicht da. Ist während der gesamten Doppelstunde nicht aufgetaucht. Meinte, er wolle mir das lieber gleich mitteilen. Morgen wird das natürlich schon das ganze Lehrerzimmer wissen. Genau das, was er will«, sagte Colin wütend, und Tessa wusste, dass sie nicht mehr über den Computerlehrer sprachen. »Er zeigt mir zwei Stinkefinger, wie üblich.«
    Ihr Mann war blass vor Erschöpfung, tiefe Ringe unter den geröteten Augen, und seine Hände zuckten leicht auf dem Griff seiner Aktentasche. Schöne Hände mit breiten Knöcheln und langen, schlanken Fingern, denen seines Sohnes nicht unähnlich. Tessa hatte vor kurzem ihren Mann und ihren Sohn darauf hingewiesen, aber beide hatten nicht die geringste Begeisterung gezeigt, dass zwischen ihnen eine schwache körperliche Ähnlichkeit bestand.
    Â»Ich glaube nicht, dass er …«, setzte Tessa an, aber Colin redete schon weiter.
    Â»Also wird er nachsitzen, wie alle anderen auch, und zu Hause wird er auch bestraft, verdammt. Mal sehen, wie ihm das gefällt. Mal sehen, ob er dann immer noch lacht. Eine Woche Hausarrest für den Anfang, mal schauen, wie witzig das ist.«
    Tessa verkniff sich eine Antwort und ließ den Blick über die schwarz gekleideten Schüler schweifen, die fröstelnd mit gesenkten Köpfen vorbeikamen, die Haare vom Wind verweht. Ein pausbackiger, leicht verwirrter Fünftklässler hielt suchend Ausschau nach dem Auto, das ihn abholen sollte. Die Menge teilte sich, und da war Fats, mit federndem Schritt neben Arf Price, wie üblich. Der Wind blies ihm das Haar aus dem hageren Gesicht. Manchmal, aus einem bestimmten Blickwinkel, in einem bestimmten Licht, konnte man sich leicht vorstellen, wie Fats als alter Mann aussehen würde. Einen Moment lang, aus der Tiefe ihrer Müdigkeit, kam er ihr wie ein Fremder vor, und Tessa dachte, wie erstaunlich es war, dass er abbog, auf ihr Auto zukam und sie wieder in diese entsetzlich kalte, allzu reale Brise hinaus musste, um ihn einsteigen zu lassen. Aber als er sie erreichte und ihr sein schiefes kleines Grinsen zeigte, verwandelte er sich augenblicklich in den Jungen, den sie trotz allem liebte, und sie stieg aus und stand stoisch in dem schneidenden Wind, während er hineinkletterte, zu seinem Vater, der sich nicht gerührt hatte.
    Sie fuhren vom Parkplatz, den Schulbussen voraus, und durch Yarvil, vorbei an den hässlichen, heruntergekommenen Häusern von Fields, auf die Umgehungsstraße zu, die sie nach

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