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Ein Pony mit Herz

Ein Pony mit Herz

Titel: Ein Pony mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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verzweifelt mit den Armen, gefangen in einem wogenden Meer aus Menschenleibern, ohne auch nur einen Meter vorwärts zu kommen. Nicht viel besser ging es Bettina und Vater Krolle, die von hinten versuchten , bis zu Bille vorzudringen, um ihr zu Hilfe zu kommen.
    Bille verfolgte Zottels und Panjas Weg mit den Augen, ohne von der Stelle zu kommen, denn vor ihr bildeten die Menschen, vor den Ponys ausweichend, eine undurchdringliche Mauer. Rechts und links begannen die Buden unter dem Gewicht der Massen zu wanken. Der Punschkessel bekam einen Stoß und geriet ins Trudeln. Die rote Flüssigkeit schwappte nach allen Seiten, was den Umstehenden ein Aussehen gab, als hätten sie die Masern. Von Klirren und Scheppern begleitet, brach ein Tisch mit Töpferwaren zusammen, eine Spieluhr stürzte zu Boden, zerschellte auf dem Asphalt und spielte endlos „... alles ist hin ... alles ist hin“, worauf in dem allgemeinen Tumult niemand achtete. Dem Feuerwehrmann legte sich eine Glitzerkette um den Hals, als sei er ein Christbaum, der Apothekerin flog ein mit rotem Sirup überzogener Apfel ins Gesicht und verpaßte ihr eine Clownsnase, während sich ihre zwei Dackel dankbar über ein paar Würste hermachten, die aus einem Regal der Imbißbude, mit einem doppelten Looping hinuntersegelnd, genau vor ihnen gelandet waren.
    Zottel und Panja sahen weder rechts noch links. Wenige Meter noch, dann hatten sie das Ende der Gasse erreicht. Wie ein letztes Hindernis stand da der Mann mit dem Popcorn und füllte seine frische Ware aus einem großen Kessel in handliche Papiertüten um. Es half nichts, sie mußten an diesem Engpaß vorbei. Zottel senkte den Kopf wie ein Stier, zielte genau auf die Mitte zwischen Verkäufer und Popcornkessel, und preschte hindurch, dicht gefolgt von Panja. Endlich frei! Sie fielen in einen gemächlichen Trab, dann blieben sie stehen. Hinter ihnen war eine Wolke weißlichbrauner Körner in die Luft geschossen wie ein Feuerwerkskörper, der am Himmel zu einem Schirm aus unzähligen Funken zerstiebt. Die Wolke senkte sich gemächlich über die aufgeregten Weihnachtsmarktbesucher.
    Bille hatte sich mit Mühe bis zu den Ponys durchgearbeitet. Hinter ihr folgten nach und nach die anderen. Zottel sah ihnen freudig entgegen. Neben ihm stand, leicht lädiert, seine Gefährtin Panja. Ihr Blumenschmuck hatte sich gelöst und hing schräg über einem Auge, was der Ponystute den verwegenen Ausdruck eines jungen Seeräubers gab. In der Mähne klebten Popcorn, Puderzucker und Senf, in den Barthaaren hingen Reste von Zimtsternen und Spekulatius, die Panja mit der Zunge zu erwischen versuchte.
    Lena sah mit großen Augen von einem zum anderen, sprachlos vor Staunen.
    „Lena“, stöhnte Bille und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn, „das ist Zottels Geburtstagsgeschenk für dich! Sie heißt Panja.“

Mini flippt aus

    Natürlich machte die Geschichte sofort überall die Runde. In Wedenbruck erzählte sie einer dem anderen weiter, in Leesten wurde sie von Mal zu Mal abenteuerlicher, in Groß-Willmsdorf sorgte sie für schallendes Gelächter, und vor allem im Internat wurde sie genüßlich wieder und wieder erzählt.
    Lena kam mit Panja in die Schulreithalle und ließ ihre kluge Ponystute, die eine Zwillingsschwester von Zottel zu sein schien, von allen bewundern. Nicht nur, was ihren Einfallsreichtum und ihre Intelligenz betraf, glich sie ihm, auch in ihrer Vorliebe für jede Art von Leckerbissen stand die Kleine Zottel in nichts nach.
    Natürlich hatte man Lena längst auch die Geschichte von Panjas trauriger Vergangenheit und Zottels Rettungstat erzählt. Sie hatte ihre beiden vierbeinigen Freunde auf dem Zeitungsfoto bewundern können und den Artikel gelesen. Panja und Lena standen im Mittelpunkt des Interesses aller Schüler des Internats. Wenn Lena nach den Ferien hier einziehen würde, war sie keine Fremde mehr, sie gehörte schon jetzt zum Kreis der jungen Reiter.
    Bei dem allgemeinen Trubel war es vielleicht kein Wunder, daß man ein kleines Drama übersehen hatte, das sich mitten unter den Schülern in aller Stille vollzogen hatte. Sicher lag es auch an Mim, die es gewohnt war, allen ein fröhliches Gesicht zu zeigen und es sich niemals anmerken zu lassen, wenn sie Kummer hatte.
    Am Samstag war in der Post ein Brief aus Florida gewesen. Von ihrer Mutter, wie Mini am Absender feststellte. Ihr Herz klopfte wild vor Freude, es geschah nicht oft, daß sie von den Eltern Post bekam. Und doch mischte sich

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