Ein prickelndes Spiel (German Edition)
und schlug die Zeitung auf, die sie sich vorsorglich mitgebracht hatte. Während sie so tat, als sei sie brennend an den neuesten Sportnachrichten interessiert, beobachtete sie, wie der Fahrer ausstieg und in das Haus ging. Wenig später kam er mit einem gut angezogenen Mann zurück, der nach ihren Erkundigungen einer der Besitzer des Auktionshauses sein musste.
Jemand, der teilzeitig für das Auktionshaus arbeitete, hatte ihr erzählt, dass die weniger teuren Bilder schon vor ein paar Tagen angeliefert und im Tresorraum im Keller untergebracht worden waren. Immer wieder erstaunlich, was eine knisternde Hundertdollarnote fertigbrachte, vor allem, wenn die Auskunft, die dafür erwartet wurde, ungefährlich zu sein schien. Denn diese Bilder waren schließlich sicher verwahrt.
Aber die Stücke hier, auf die kam es wirklich an. Das wurde schon daraus deutlich, dass der Besitzer sich selbst um das Entladen kümmerte und dass der gepanzerte Wagen von uniformierten Männern bewacht wurde.
Nicole hielt normalerweise von Jobs Abstand, bei denen Schlösser eine Rolle spielten, denn die Technik war in dem Punkt so weit entwickelt, dass man gar nicht nachkommen konnte. Kaum hatte man gelernt, wie ein bestimmtes Safeschloss zu knacken war, wurde der Mechanismus geändert, und man musste wieder von vorne anfangen. Die Zeiten waren längst vorbei, in denen man mit ein paar Stangen Dynamit oder Plastiksprengstoff auskam.
Während sie langsam die Zeitung umblätterte und ein Mandelbiscotti in den Kaffee tauchte, beobachtete sie, wie die Männer vorsichtig die einzelnen Stücke aus dem Wagen hoben und ins Haus trugen. Sie liebte Unternehmungen, die ein bisschen mehr Raffinesse erforderten oder gar schauspielerische Fähigkeiten. Aber am besten war es natürlich, wenn jemand anderes, ohne es zu wissen, den Job für sie erledigte.
Sie kaute genüsslich das knusprige Gebäck und richtete den Blick auf eine Anzeige in der Zeitung, in der die Auktion für nächsten Dienstag angekündigt wurde. Dann zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte Alex’ Büronummer. Die Sekretärin stellte sie sofort durch. Nicole musste lächeln, als sie daran dachte, dass Dorothy gestern sicher den Schock ihres Lebens erlitten hatte.
“Cassavetes.”
Ihr eigener griechischer Gott. Ihr eigener Alexander der Große. “Hallo”, sagte sie leise.
Er antwortete nicht gleich.
Nicole räusperte sich. “Ich bin gestern Nacht nicht dazu gekommen, dich zu fragen, ich meine, wir hatten anderes zu tun … Hast du eigentlich noch die gefälschte Police vorbereiten können?”
“Witzig, dass du gerade jetzt fragst, denn ich habe sie in dieser Sekunde in der Hand.”
“Und? Hat sich die Nachricht davon schon im Haus verbreitet?”
“Schneller als der Schall.”
“Gut, das bedeutet ja, dass du jetzt etwas Zeit hast.”
Am anderen Ende der Leitung lehnte Alex sich in seinem Stuhl zurück und sagte gedehnt: “Kommt darauf an, was du unter ‚etwas Zeit` verstehst.”
Und es kam auch darauf an, was sie vorhatte. Wenn sie vorschlug, sich schnell in seinem Apartment zu treffen, dann war er sofort dafür. Er blickte in seinen Schoß und setzte sich sofort aufrecht hin. Er wusste auch nicht, wie sie es machte, aber er brauchte nur Nicoles Stimme zu hören, und schon war er erregt.
“Kannst du denn jetzt weg aus dem Büro?”
Alex grinste. “Aber sicher.” Er drehte den Kopf und blickte durch den Türspalt auf Dorothy, die so tat, als höre sie nicht zu. “Was hast du denn vor?”
“Nicht das, woran du denkst.”
Er kniff leicht die Augen zusammen. Irrte er sich, oder starrten die Leute aus dem Bürogebäude gegenüber tatsächlich in sein Fenster? “Was meinst du damit?”
“Ich sitze gerade in einem Café, das dem Auktionshaus gegenüberliegt. Im Augenblick werden gerade die wirklich wertvollen Gemälde angeliefert.”
Alex sank in seinem Sessel zusammen. Ach so. Das hatte sie vor.
“Komm her. Hier gibt es wirklich tolle Biscotti.”
Er wandte sich wieder zu seinem Schreibtisch um und versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. “Nein, danke. Ich habe auch noch einen Termin bei meinem Vorgesetzten um eins. Da ich ihn die letzten beiden Male schon versetzt habe, muss ich unbedingt hin.”
Nicole schwieg.
Alex rieb sich verlegen den Nasenrücken und blätterte in der gefälschten Police über die Doppeladler-Münzen. “Nicole?”
“Bin noch da.” Offensichtlich trank sie irgendetwas. “Du glaubst wirklich, er wird sich
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