Ein prickelndes Spiel (German Edition)
auf die Münzen stürzen?”
“Falls du damit sagen willst, dass du nach meiner Meinung deine Zeit da vor dem Auktionshaus vergeudest, ja.”
Nicht aber in seinem Loft. Er war sogar bereit, dafür den Zorn seines Chefs in Kauf zu nehmen.
“Gut. Aber das ist dann das Ende.”
Er runzelte die Stirn. “Das Ende?”
“Ja, das Ende deines Jobs. Man wird dich feuern.” Sie biss in irgendetwas Knuspriges, und Alex musste schlucken. “Denn der Schwarze Mann ist nicht hinter dem Metall her, Alex. Er wird das Auktionshaus überfallen, und zwar in der Nacht vor der Versteigerung.”
“Und woher weißt du das?”
“Instinkt. Hast du mich nicht deshalb in Baltimore gekidnappt? Weil ich für so was eine Nase habe?”
“Ich habe dich festgenommen, nicht gekidnappt. Und offiziell bist du jetzt mein Informant.”
“Ich bin kein Spitzel, Alex.” Kurze Pause. “Ich muss jetzt gehen.” Ihre Stimme klang plötzlich angespannt.
“Was ist los, Nicole?”
“Ich glaube, ich habe gerade jemanden gesehen, den ich kenne.” Papier raschelte.
“Halt …” Alex hatte Angst, sie würde das Gespräch gleich abbrechen.
“Was ist?”
“Wann kommst du denn zurück? Ich meine, in mein Apartment?”
Schweigen. Dann sagte sie hastig: “Ciao, Alex.”
Er wollte noch etwas sagen, merkte aber, dass das Gespräch unterbrochen war.
Langsam legte er den Hörer auf. Hatte sie wirklich jemanden gesehen? Oder war das nur eine Ausrede? Warum konnte sie so eine einfache Frage nicht beantworten? Es war doch ziemlich normal, dass ein Mann die Frau wiedersehen wollte, mit der er gerade eine wahnsinnig aufregende Nacht verbracht hatte.
Vielleicht war die Nacht für sie gar nicht so aufregend gewesen.
Er seufzte laut.
“Kann ich etwas für Sie tun, Mr Cassavetes?” Dorothy steckte den Kopf durch die Tür.
“Ja, holen Sie mir einen Psychiater. Ich glaube, ich habe sie nicht mehr alle.”
“Wie bitte?”
“Entschuldigen Sie, Dorothy. Nein, ich brauche nichts.”
Zumindest nichts von
ihr
. Es sei denn, sie hätte ein paar Vorschläge, wie man mit einer Frau umging, die unberechenbar war.
Er blickte Dorothy hinterher. “Machen Sie bitte die Tür zu.”
Sie blickte sich erstaunt um, tat dann aber, wie er gesagt hatte.
Gestern Nacht, da gab es mal eine kurze Zeit, in der er sich ganz normal gefühlt hatte, wie in einer eher traditionellen Verbindung. Zwei Menschen waren zusammen und teilten körperliche und emotionale Nähe.
Er war vollkommen überrumpelt gewesen, als Nicole ihm plötzlich von ihrer Mutter erzählte. Sie schien selbst erstaunt gewesen zu sein, so als hätte sie kaum gemerkt, dass sie laut ausgesprochen hatte, was ihr durch den Kopf ging. Alex hatte sofort mit dem kleinen Mädchen mitgefühlt und hätte Nicole am liebsten in die Arme genommen und ihr versichert, dass er sie immer beschützen würde. Er war wohl nicht ganz bei Trost. Ihr Beschützer sein, das war das Letzte, was er wollte.
Sie war ja schließlich eine Diebin, stahl Dinge, die er wiederbeschaffen musste. Sie lebte nach vollkommen anderen ethischen Regeln, war völlig ohne Moral …
Bei dem Gedanken wurde ihm wieder heiß. Ja, er war verrückt.
Sein Blick fiel auf den Eingangskorb und die vielen unerledigten Vorgänge, dann blickte er auf den Stapel auf der anderen Seite des Schreibtischs. Das waren die Verträge der letzten zwei Monate. Er zog den Stapel zu sich heran und begann ihn durchzugehen. Ob sie recht hatte, was Dark Man betraf?
Eine Police fiel ihm ins Auge. Der Vertrag war vor einer Woche ausgestellt worden. Versichert wurde ein kompletter und sehr teurer Satz von Tiffany-Juwelen. Alex klappte den Deckel zu und überlegte, wo die Akte in dem Stapel gesteckt hatte. Ziemlich weit unten. Hatte Nicole die Police gesehen und schnell nach unten gelegt, damit Alex glaubte, sie habe sie nicht gesehen?
Irgendwie hatte er plötzlich das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Es konnte nichts schaden, ein bisschen misstrauischer ihr gegenüber zu sein, auch wenn ihm das schwerfiel.
Es war schon einige Zeit her, dass Nicole die Tracht eines Zimmermädchens getragen hatte, wahrscheinlich ein Jahr. Damals hatte sie Zimmermädchen in dem gemieteten Haus von Christine Bowman in St. Louis gespielt.
Sie rutschte zur Seite, als das Taxi eine scharfe Rechtskurve machte, und rückte schnell ihre schwarze Kurzhaarperücke vor ihrem Taschenspiegel zurecht. Das hatte sich damals wirklich gelohnt. Sie lächelte und wischte sich einen Rest Lippenstift
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