Ein prickelndes Spiel (German Edition)
Diebin war und den Wert von Sydneys Schmuck sehr genau schätzen konnte.
Sie nahm ihr Glas und setzte sich neben die Rothaarige. “Schlimme Mädchen? Wollen wir einen Club gründen oder was?”
Entsetzt schüttelte die Barfrau den Kopf. “Um Himmels willen. Der letzte Club, dem ich angehörte, waren die Pfadfinder. Dort hat man mich rausgeschmissen, als ich elf war. Man hat mich mit Tommy Callahan im Schrank erwischt. Und dabei hatte er so süße Sommersprossen und eine tolle Zahnspange.”
Sydney Colburn lachte laut. “Und meine Mutter hat mir immer Vorwürfe gemacht, dass man mich aus dem Kindergarten geworfen hat. Ich habe den Jungs meine Unterwäsche gezeigt.”
Venus grinste. “Und darüber hat sie sich beschwert?”
“Verstehe ich auch nicht.” Nicole warf Venus einen vielsagenden Blick zu, worauf beide wie aus einem Mund sagten: “Immerhin hast du Unterwäsche angehabt.”
Alle drei prusteten los, und als sie sich endlich beruhigt hatten, hob Nicole das Glas. “Ich bin übrigens Nicole Bennett. Es freut mich, dass ich euch getroffen habe.”
Noch vor wenigen Minuten waren sie einander fremd gewesen, und jetzt fühlten sie sich einander plötzlich verbunden. Nicole hatte sich schon lange nicht mehr mit anderen Frauen so wohlgefühlt. Das tat gut, selbst wenn es nicht lange andauern sollte.
Sie schwatzten und lachten, bis Sydneys Handy klingelte und das Gespräch unterbrach. Venus musste zwei neue Gäste bedienen, und als sie zurückkam, hatte Sydney ihr Handy wieder in die Tasche gesteckt. Sie warf einen Hundertdollarschein auf den Tresen und rutschte vom Barhocker. “Muss los, Mädels. Bye, bye!”
Venus nahm den Schein. “Halt, dein Wechselgeld.”
Sydney winkte nur ab und ging zur Tür. Doch bevor sie sie öffnen konnte, wurde die Tür aufgestoßen, und ein Mann stürmte herein. Nicole musterte ihn blitzschnell. Ja, der große kräftige Fremde konnte durchaus ein Polizist sein. Aber egal, er war ausgesprochen attraktiv.
Nicole sah, wie er entschuldigend um Sydney herumging und sofort an den Tresen trat. Dabei hatte er nur eine einzige Frau im Blick: Venus.
Nicole seufzte leise. Im Grunde war es so besser. Nach ihren letzten Erfahrungen mit Männern sollte sie vielleicht lieber eine Zeit lang solo bleiben. Dennoch wäre es interessant zu wissen, ob dieser Mann derjenige war, der sie verfolgte.
Sie warf einen Blick auf Venus, die den Fremden anstarrte und aussah, als wollte sie ihm gleich um den Hals fallen.
Nicole stieß einen leisen Pfiff aus. Das war ohne Zweifel der Mann, auf den Venus vorher angespielt hatte. Zeit, sich davonzumachen. Sie rutschte von dem Barhocker herunter und winkte Venus zu.
Als sich die Tür hinter ihr schloss, sah Nicole sich vorsichtig um. Keine verdächtige Person war zu sehen. Nur die normalen Spaziergänger, die das schöne Wetter herausgelockt hatte.
Sie hängte sich den Rucksack über die Schulter und ging die Straße hinunter. Merkwürdigerweise war das Gefühl, verfolgt zu werden, vollkommen verschwunden. Sollte sie sich so getäuscht haben? Sie atmete tief durch. Vielleicht neigte man zum Verfolgungswahn, wenn man älter wurde. Oder hatte es eher damit zu tun, dass sie von den drei verbliebenen Familienmitgliedern die Einzige war, die noch aktiv als Diebin arbeitete? Ihr Bruder Jeremy hatte das Stehlen vor einem Jahr aufgegeben, als er Joanna kennenlernte und sie bald darauf heiratete. Und ihr Vater …
Nicole musste schlucken. Vielleicht war sie deshalb so überempfindlich und beinahe ängstlich in letzter Zeit. Denn was ihrem Vater passiert war, das wollte sie auf keinen Fall erleben.
Schnell warf sie einen Blick zurück. Verschwand da nicht eine Gestalt in einem Hauseingang? Vielleicht bildete sie sich doch nichts ein?
Alex Cassavetes trat schnell in den Hauseingang, als die ebenso clevere wie verführerische Nicole Bennett sich umwandte. Er rieb sich nachdenklich das Kinn. Kein Zweifel, sie wusste, dass sie verfolgt wurde, und hatte ihn gesehen. Das war nicht gut für einen ehemaligen Beamten im Raubdezernat der New Yorker Polizei, der zurzeit als Ermittler für eine Versicherung arbeitete.
Alex schob den Jackettärmel hoch und blickte auf seine Armbanduhr. Es wäre Wahnsinn, Nicole Bennett weiter zu folgen. Sie hatte ihn wahrscheinlich schon bemerkt, bevor sie in das Pub ging. Deshalb war er draußen geblieben. Umso erstaunlicher war, dass sie ihn sofort wiedergesehen hatte, als sie aus dem Pub herauskam, obgleich er mit vielen anderen in
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