Ein prickelndes Spiel (German Edition)
hätte schwören können, dass er immer noch Nicoles Duft wahrnehmen konnte. Und das, obgleich er sich vor einer Stunde endlich von ihr getrennt und lange geduscht hatte. Seit er sie kannte, hatte er ein vollkommen anderes Lebensgefühl. Er brauchte keinen Kaffee mehr, um morgens in Gang zu kommen, sondern war voller Schwung und Energie. Eigentlich hatte er sich eine Klimaanlage in seinem Loft einbauen lassen wollen, aber jetzt genoss er es zu spüren, wie die Temperatur anstieg. Wenn er mit Nicole im Bett lag, schweißnass und vollkommen befriedigt, dann brauchte er nichts als die warme Sommerbrise, die durchs Fenster strich, und den alten Ventilator an der Decke, um vollkommen glücklich zu sein.
Die Juwelen hatte er nicht gefunden.
Er musste an ihr Zusammentreffen vor zwei Tagen im Taxi denken. An dem Tag hatte er unter den neuesten Verträgen auch den über die Tiffany-Juwelen gefunden, und er war absolut sicher, dass Nicole sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. Er war bei dem Auktionshaus vorbeigefahren, aber sie saß nicht mehr in dem Café, und so ließ er den Fahrer gleich zu dem Apartmenthaus weiterfahren, in dem die Nessbaums wohnten. Und zu seiner Überraschung, aber auch Enttäuschung kam Nicole in der Tracht eines Zimmermädchens aus der Tür, gerade als das Taxi auf der anderen Straßenseite hielt.
Er wusste genau, dass sie die Juwelen irgendwo versteckt hatte. Aber wo?
Doch das war nicht das einzige Rätsel, das sie ihm aufgab.
Er wusste, dass sie kein Zuhause hatte. Das hatte sie ihm erzählt, nachdem sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Aber danach hatte sie nur noch freundlich gelächelt, wenn er sie nach weiteren Einzelheiten ihres Lebens fragte, und hatte ihn nur zu leicht mit ihrem Körper ablenken können.
Nicht, dass er sich darüber beklagen wollte.
Er musste lächeln. Er hatte sich früher immer darüber gewundert, dass Männer sich so leicht von Frauen beherrschen ließen. Wie oft hatte er auf dem College erlebt, dass Männer, die normalerweise hinter jedem Mädchen herwaren, sich plötzlich in brave Ehemänner verwandelten. So ganz allmählich begriff er, was da passiert war, auch wenn er es nicht mit Worten erklären konnte. Er wusste selbst nicht, was mit ihm los war. Es war so, als hätte jemand, in diesem Fall Nicole, einen Knopf gedrückt, was zur Folge hatte, dass er immer denken musste: Ich will nur dich.
Wenn er doch nur wüsste, wo dieser Knopf saß! Aber würde er ihn wirklich abschalten wollen?
Nicoles Zauber zu erliegen hatte etwas sehr Erregendes, war wie ein Vorstoß in ein unbekanntes Territorium. Ihm war klar geworden, dass sein Leben nach einem bestimmten Schema abgelaufen war, sodass ihn nichts mehr überraschte und er glaubte, bereits alles erlebt und gesehen zu haben. Und dann war sie gekommen, und alles war vollkommen neu und aufregend.
Er klopfte an die Trennscheibe. “Sie können mich hier rauslassen.” Der Fahrer fuhr rechts ran, Alex zahlte, stieg aus und stand vor seinem Elternhaus.
In diesem ruhigen Wohngebiet mit den hohen Bäumen war er aufgewachsen. In den ersten achtzehn Jahren seines Lebens war dieses Fünfzimmerhaus in Astoria sein Zuhause gewesen, das er nicht schnell genug verlassen konnte, kaum dass er volljährig war. Fast jeden Sonntag kam er hierher, wenn sich die Familie um den Esstisch versammelte. Sein Vater fuhr immer noch einen Caprice, den er alle zehn Jahre gegen ein neueres Modell derselben Marke austauschte. Aber immer war das Auto dunkelblau.
Alex schüttelte den Kopf, als ihm auffiel, dass er seit vielen Jahren das erste Mal wieder über sein Elternhaus nachdachte. Langsam ging er die Einfahrt hinauf und schloss die Haustür auf. Es roch nach Braten, und er hörte seine Mutter etwas sagen. Als er in den hinteren Raum trat, sah er, wie seine Mutter wild einen hölzernen Kochlöffel schwenkte, während seine Schwester seelenruhig am Tisch saß und Bohnen abzog.
“Drei Tage bist du einfach verschwunden, Athena. Tu mir das nie wieder an. Du bringst mich sonst noch ins Grab. Und mit achtundfünfzig möchte ich noch nicht sterben.”
Athena nickte Alex lächelnd zu und rollte nur mit den Augen. “Mama, hör endlich auf. Ich bin doch seit drei Tagen schon wieder zu Hause.”
Aber Helen Cassavetes in ihrer weißen bestickten Schürze war nicht zu stoppen. Schon hob sie wieder den Kochlöffel, als sie plötzlich Alex erblickte.
“Mama, bitte”, sagte er.
“Sei du bloß ruhig”, entgegnete sie und
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