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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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betrat. Tja, Raoul hatte nicht gelogen. Die Dinge waren definitiv nicht so, wie sie schienen. Vielleicht würde der Richter eine völlig andere Szenerie sehen, wenn er ankam. Eine Gladiatorenarena. Eine Stierkampfarena. Oder wohl eher eine stinkende Grube, die von brennenden Schädeln umgeben war.
    Mein Geist hatte das alte RCA-Stadion in Indianapolis
als neutrales Gebiet herbeigerufen. Ein kleiner Gruß an meinen Bruder, den fanatischen Fan der Colts? Oder vielleicht der Wunsch, dass ich noch einmal nach Indy fahren und mit den Leuten zusammen sein könnte, die ich liebte. Bei denen ich, wie mir plötzlich bewusst wurde, einem richtigen Zuhause am nächsten gekommen war.
    Ich schüttelte den Kopf. Die Zeit für Gedankenspiele war vorbei. Und irgendwie war es eine Erleichterung, all diese Gedanken loszulassen, die durch meinen Kopf schossen wie Kinderstars bei ihrer ersten besoffenen Autofahrt.
    Ich legte meine äußere Kleidungsschicht ab, so dass ich nur noch ein weißes T-Shirt und eine weite schwarze Hose trug. Dann zog ich das Schwert und führte die speziellen Bewegungen aus, die Raoul mir gezeigt hatte. Er hatte sie atra -Schläge genannt und mir erklärt, dass sie symbolisch dafür standen, wie ich durch die Ebenen zwischen uns schnitt, um den Richter zu mir zu bringen. Man konnte sie mit jeder Art von Klinge ausführen, und auch wenn sie alleine keinerlei Veränderung bewirkten, so brachten sie doch zusammen mit den Worten, die ich sagte, den Nefralim auf das Spielfeld.
     
    Als ich noch alleine arbeitete, hatte ich einmal einen Auftrag in L.A., bei dem ich zufällig Keanu Reeves sah, der gerade mit irgendjemandem - wen interessiert das schon? - beim Mittagessen saß. Man kann über ihn sagen, was man will, aber er ist einfach der heißeste Kerl, den man heutzutage zu sehen kriegt. Der Richter übertraf ihn bei weitem. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ein sehr amerikanischer Teil von mir sich deswegen wirklich wünschte, er würde zu den Guten gehören. Jemand, dessen Augen, Wangenknochen, Brust
und Hintern in mir den Drang weckten, aufzustehen und zu applaudieren, konnte doch bestimmt nicht von Grund auf böse sein.
    Okay, könnten wir uns jetzt bitte alle einmal an die High School zurückerinnern? Gut. Und jetzt zurück zum Geschäft.
    Er trug, na ja, die Peitsche. Und das war’s. Verwirrend. Denn, glaubt es oder nicht, ich hatte noch nie gegen einen nackten Mann gekämpft. Und auch wenn er kein Mann im eigentlichen Sinne war, war er doch wie einer gebaut, und das konnte schon eine Ablenkung darstellen. Oder eine Behinderung. Denn trotz meines Berufs und meiner Tendenz, eine Spur aus angeschlagenen und gebrochenen Knochen zu hinterlassen, versuche ich doch, die Weichteile eines Mannes möglichst nicht zu verletzen. Sie sind einfach so verdammt verwundbar. Außerdem hatte David mir einmal sehr detailreich erklärt, wie es sich anfühlte, dort einen Tritt abzubekommen. Weshalb ich nun vollkommen verstehe, warum Männer schon zusammenzucken, wenn sie nur sehen, wie das im Fernsehen passiert. Nennt es, wie ihr wollt. Für mich ist das Folter, und ich bin einfach noch nicht an dem Punkt angelangt, wo ich bereit gewesen wäre, diese Grenze zu überschreiten.
    Andererseits ging es in diesem Kampf darum, meinen Bruder zu retten. Als ich diesen Gedanken fest in meinem Hirn verankerte, wusste ich, dass ich so ziemlich alles tun würde, um den Richter davon abzuhalten, sich seine Seele zu schnappen, wenn für Dave der Moment gekommen war, dieses regenbogenfarbene Band zu Raoul zu erklimmen.
    Während der Richter die Peitsche von seinem Gürtel löste und von den Umkleideräumen der Gastmannschaft her auf mich zuschlenderte, blieben mir vielleicht dreißig
Sekunden, um einzuschätzen, ob Raouls und meine Kalkulationen korrekt waren. Wenn ja, würde es ein schneller, aggressiver Kampf werden. Wie die meisten meiner bisherigen Gegner, würde er davon ausgehen, dass ich schwächer und langsamer wäre und mich eher zurückziehen als etwas einstecken würde. Die bloße Tatsache, dass ich dort stand, zeigte schon, dass es nie schaden konnte, unterschätzt zu werden.
    »Du gehst mir auf die Nerven, kleine Schnake«, fauchte der Richter, während er auf mich zukam und seine Peitsche mit einem Zischen entrollte, das Schmerzen und Tod verhieß. »Mich einfach zu beschwören und von meinen Pflichten abzuhalten, als wäre ich irgendein herkömmlicher Seelenfänger.«
    Ein Seelenfänger war, wie ich auf einer

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