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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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wo in einem verschlossenen Glaskasten auf rotem Samt einige schöne alte Stücke lagen. Als er ihn aufschloss, sagte er: »Du musst immer daran denken, dass der Richter dich auf keinen Fall berühren darf. Wir sind uns nicht sicher, wie er es geschafft hat, dich bei diesem ersten Mal aus deinem Körper zu ziehen, aber wir wissen, dass es ihn einiges gekostet hat, sowohl an Macht als auch an Zeit. Deshalb wird er beim zweiten Mal darauf erpicht sein, dass du den Großteil der Arbeit selbst erledigst. Da du deinen Körper nicht freiwillig verlassen hast, wird er - wenn er kann - einen Weg finden, diesen Prozess auszulösen. Doch das wird ihm nicht gelingen, wenn er dich nicht in physischer Form berühren kann.«
    »Oder töten.«
    Raoul schenkte mir einen Blick, der sagte: Das hättest du jetzt ja nicht auch noch aussprechen müssen, oder? »Klar.«
Er zog einen feinen, achteckigen Stein aus dem Kasten, der bläulich-weiß schimmerte, und reichte ihn mir.
    »Der ist fantastisch«, sagte ich.
    »Man trägt ihn am besten nahe der Körpermitte«, erwiderte er. »In früheren Zeiten trugen Männer und Frauen ihn an einer langen Kette unter der Kleidung. Aber da du ja ein ziemlich praktisches Piercing hast, habe ich mir die Freiheit genommen, ihn für dich entsprechend einfassen zu lassen.«
    »Cool!« Während ich den goldenen Stecker, den ich momentan trug, durch den Stein ersetzte, fragte ich: »Was bewirkt er?«
    »Er beschützt die Seele, während sie fliegt. Er wird dich vor jeglichen Angriffen schützen, die der Richter versuchen wird, sollte das Schlimmste passieren.«
    »Danke. Ehrlich.«
    Raoul nickte. »Ich wünschte, ich könnte mehr tun.« Er verstummte. Schüttelte den Kopf. Sah mich unter gesenkten Lidern hervor an, und sein Blick sagte: Wäre ich der Mann, der ich sein sollte, würde ich mehr tun.
    »Regeln sind Regeln«, sagte ich schlicht. »Bisher verstehe ich sie noch nicht alle. In über der Hälfte der Fälle lehne ich sie ab, wenn sie mir erklärt werden. Aber ich weiß, dass sie manchmal das Einzige sind, was mich von den Typen unterscheidet, auf die Pete mich ansetzt.« Ich schenkte ihm den offenen Blick, den er verdient hatte. »Ich bin dir dankbar für deine Hilfe. Aber ich erwarte nicht von dir, dass du meine Arbeit für mich machst. Oder dich so weit aus dem Fenster lehnst, dass du dir das Genick brichst.« Okay, wenn man bedachte, wie ich beim ersten Mal gestorben war, war das vielleicht die falsche Metapher. Wir sahen uns drei Sekunden lang schweigend an. Und dann lächelten wir beide.

    »Du bist erstaunlich«, sagte Raoul.
    Seine Worte taten mir unheimlich gut, da ich so selten aufrichtige Komplimente bekam. Sie trugen mich zurück zum Haus. Wieder und wieder rief ich sie mir ins Gedächtnis, während ich mich darauf vorbereitete, dem Richter gegenüberzutreten, und mir mit dem speziellen Gurt, den Raoul mir gegeben hatte und der völlig unter meiner schlichten braunen Tunika und dem schwarzen Hidschab verschwand, das Schwert auf den Rücken band.
    »Ich bin erstaunlich«, sagte ich zu meinem Bild im Badezimmerspiegel. Es schien nicht überzeugt zu sein. Vielleicht war es zu sehr damit beschäftigt, sich an den ersten Besuch in der Hölle zu erinnern. Nicht an den Teil mit Mom. Das war einfach zu verstörend. An das davor, als Uldin Beit dem Richter und seinem Gerichtshof ihren Fall vorgetragen hatte. Irgendetwas an dieser Szene, da war ich mir sicher, hatte mich dazu bewegt, meine Kartenmischgabe aufzugeben, die ich mir in diesem Moment verzweifelt zurückwünschte. Irgendetwas, das mir entgangen war, hatte dieses Opfer erfordert.
    Jetzt dachte ich, dass ich vielleicht Zeuge dessen geworden war, was die Niederlage des Richters bedeuten konnte. Es war nicht so, dass ich nicht ziemlich selbstbewusst war, was meine Schwertkampffähigkeiten anging. Besonders nach Raouls hohem Lob. Aber es konnte ja nicht schaden, noch etwas in der Hinterhand zu haben, um ihn über die Klinge springen zu lassen. (Ha! Jaz hat einen Klingenwitz gemacht! Was für ein Brüller.) Also spielte ich die Szene immer wieder in meinem Kopf ab. Versuchte, mich an Details zu erinnern, die ich nur unbewusst wahrgenommen hatte. Aus irgendeinem Grund heftete sich meine Konzentration nie lange an den Richter, sondern sprang immer wieder zu Samos und diesen
glühenden Augen, die ich hinter seiner Bürotür gesehen hatte.
    Das wird dir nicht helfen. Was ist die Schwäche des Richters? Was hast du gesehen?
    Ich ging in die Küche,

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