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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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gekommen war. Sein verletzter Arm schlug ihm gegen die Seite, bis er schließlich sein Handgelenk packte, um ihn ruhig zu halten.
    »O nein, das wirst du nicht!« Ich rannte hinter ihm her, den Geschmack des Sieges auf der Zunge wie dunkle Schokolade.
    »Jasmine!«
    Was zur Hölle? Ohne stehen zu bleiben, schaute ich über die Schulter. Asha stand an der Seitenlinie und wedelte mit den Armen, als wollte er, dass ich ein Time-out nahm. Ich sah wieder zum Richter. Er hatte es schon fast vom Feld geschafft. Wenn ich zuließ, dass er diese Ebene verließ, würde er wahrscheinlich in die Hölle zurückkehren. Und ich hatte nichts mehr, das ich zu opfern bereit war, um ihm dorthin zu folgen. »Ich bin beschäftigt!«, schrie ich.
    »Bitte! Es ist ein Notfall. Sonst wäre ich nicht gekommen. Tausende Leben hängen davon ab, dass wir schnell handeln.«
    Der Richter war verschwunden. Selbst mit all den Wunden, die ich ihm zugefügt hatte, war er zu schnell für mich, hatte das Spielfeld überquert und war heimgelaufen, um seine Verletzungen zu versorgen. Zu heilen. Eine Armee aufzustellen. Zurückzukommen und mich plattzumachen.
    Ich ging zu Asha, und mit jedem Schritt wurde meine Wut größer. »Jetzt beschließt du einzugreifen? JETZT? Wenn ich kurz davor bin, das Leben meines Bruders zu retten? Ich sollte der Welt einen Gefallen tun und dich hier und jetzt aufschlitzen! Warum habe ich bloß nicht die Mahghul-Eingeweide in deinem Wagen verschmiert, als ich die Gelegenheit dazu hatte?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Asha, während er
mich am Ellbogen packte und mich durch das Portal zog, das von dieser Seite aussah wie eine riesige Metalltür. So eine, wie man sie auf dem Ladedeck eines Flugzeugträgers erwartet.
    »Könntest du wenigstens einmal aufhören, so nett zu sein? Ich bin echt sauer auf dich!«
    »Völlig zu Recht. Und ich verspreche, dass ich es wiedergutmachen werde, wenn das irgendwie möglich ist. Aber jetzt haben wir einen echten Notfall.«
    »Nein«, protestierte ich, während das Metall irgendwie funkelte und wir durch das entstehende Loch eine Straße in Teheran betraten. »Du hast einen Notfall, um den du dich wieder einmal nicht alleine kümmern willst. Das ist eine echte Charakterschwäche, Asha. Ich denke, daran solltest du arbeiten. Lass dir ein Rückgrat wachsen, sozusagen.«
    »Das tue ich«, beharrte Asha. »Weshalb ich dich geholt habe. Wenn dieses Land Zarsa verliert, wird in den nächsten fünfhundert Jahren nichts, was ich tue, irgendeinen Unterschied machen. Aber warum sollte sie auf mich hören? Ich habe nur herumgestanden und zugelassen, dass sie immer tiefer in die Zwangslage gerutscht ist, in der sie sich nun befindet.«
    »Welche Zwangslage?«, fragte ich, während wir uns auf den Weg zu Anvari machten. Eigentlich ähnelte es einem Dreibeinrennen. Ich war so unpassend gekleidet, dass ich leicht verhaftet werden konnte, auch wenn es vom Portal zu Zarsas Haus nur ein paar Blocks weit war. Deshalb hatte Asha seinen Turban abgenommen und mich so gut es ging darin eingewickelt. Gleichzeitig drückte er mich an sich, um den Rest von mir mit seinem Körper zu verdecken. Während ich darum kämpfte, mich seinen langen Schritten anzupassen, sagte ich: »Wir haben letzte Nacht
alles geklärt. Der Deal ist vom Tisch. Vayl wird sie nicht verwandeln. Soheil glaubt nicht mehr, dass sie eine Affäre hat. Ende der Geschichte.«
    »Nicht ganz«, murmelte Asha, als wir den Hintereingang des Ladens erreichten. Er öffnete die Tür und ließ mich vorgehen. Der durchdringende Geruch von Petroleum ließ mich würgen. Sofort wurde mir klar, dass Zarsa unsere Lösung zu ihrem schrecklichen Dilemma nicht akzeptiert und stattdessen einen eigenen, feurigen Plan entwickelt hatte.

27
    A sha und ich stürzten in Zarsas kleines Hinterzimmer, wo sie an die Wand gedrückt stand, eine brennende Kerze in der Hand. Ihre Haare und Kleider waren nass und schwer von dem Brennstoff, mit dem sie sich übergossen hatte. Ich erwartete, Soheil kniend auf dem rotgoldenen Teppich vorzufinden, wie er sie anbettelte, die Kerze auszublasen. Doch er und die Kinder waren verdächtigerweise nicht da.
    Auf dem runden Tisch, der in der Mitte des Raumes stand und an dem Zarsa ihre Lesungen vorgenommen hatte, lag ein Brief. Der Laden befand sich im vorderen Teil des Gebäudes. Er war geschlossen, woran ich erkannte, dass sie sich alleine um das Geschäft gekümmert hatte. Die Familie lebte im Obergeschoss. Und auch wenn ich wusste,

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