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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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wie er sich versteifte. Er hob nicht die Hände, um mich zu unterbrechen. Schüttelte nicht einmal abwehrend den Kopf. Aber er verströmte die Warnung, mich nicht auf dieses Gebiet zu wagen, und beinahe wäre ich eingeknickt. Ich tat es nicht, aber nur weil ich dachte, dass ich nie wieder den Mut aufbringen würde, darüber zu sprechen, selbst wenn ich die Chance dazu bekam.
    »Weißt du, sie hat fest an den Himmel geglaubt. Und sie wollte dort hinkommen. Aber sie hat nicht geglaubt, dass sie das könnte, wenn sie ein Vampir würde. Außerdem hat sie verstanden, welche Verlockung irdische Unsterblichkeit für sie darstellen würde, besonders nachdem sie dich geheiratet hatte. Sie wusste, dass du niemals zustimmen würdest, sie in Rauch aufzulösen, falls sie verwandelt würde. Also musste ich es ihr versprechen. Und sie hat das Gleiche für mich getan.«
    »Versprechen sind dazu da, gebrochen zu werden«, erwiderte
er mit rauer Stimme, die voll unterdrückter Emotionen war.
    Da sah ich ihn an. »Ich wünschte, du könntest mir verzeihen. Jessie meinte, dass du es vielleicht nicht können würdest.«
    »Sie … sie hat es so weit durchdacht?«
    »Wir haben fast jede Nacht gegen Vampire gekämpft. Es überrascht mich, dass du es nicht getan hast.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe nie damit gerechnet, dass wir verlieren könnten.«
    Ich legte meine Hände ausgestreckt auf die Arbeitsplatte. Die linke war nun leer. An der rechten trug ich eine glitzernde Erinnerung daran, wie viele Schlachten ich schon gewonnen hatte. »Ich habe selbst nicht viel darüber nachgedacht, bis Jessie es angesprochen hat. Und dann war das, was sie gesagt hat, irgendwie sehr logisch. Sie hat nur getan, was sie für nötig hielt, um ihre Seele zu retten, Dave.«
    Während ich sprach, verzog er die Lippen, als hätte er in etwas Fauliges gebissen. »Sie war meine Frau. Und trotzdem hat sie mir etwas so Heiliges nicht anvertraut. Wenn sie es mir nur erklärt hätte …«
    »Hättest du sie gehen lassen können?«, flüsterte ich. »Hättest du deiner Frau eine Armbrust an die Brust setzen und einen Bolzen in ihr Herz schießen können, in dem Wissen, dass die Alternative ein ewiges Leben hier auf der Erde bedeutet hätte, mit dir an ihrer Seite? Komm schon. Ich konnte mich schon kaum überwinden, es zu tun, und ich war nur ihre Schwägerin.«
    Er schlug mit beiden Fäusten auf den Tresen. »Warum fängst du jetzt damit an? Ich muss heute Nacht alle meine Sinne beisammen haben, und du reißt mir mein verdammtes Herz raus!«

    Warum fielen mir plötzlich wieder all die Nachmittage ein, an denen wir in Großmama Mays Küche Knetgummi-Pfannkuchen gemacht hatten? Evie hatte Familie spielen wollen, was im Nachhinein wirklich witzig ist, da keiner von uns wusste, wie eine normale Familie eigentlich funktionierte. Ich hatte widerwillig zugestimmt, aber Dave hatte einen Blick auf unser gelb-blau-rotes Knetefrühstück geworfen und beschlossen, einen Sport daraus zu machen. Fünf Minuten später waren aus den Pfannkuchen Frisbees geworden, und wir hatten aus Großmama Mays Tupperware-Schüsseln einen Parcours gebaut, der selbst ein olympisches Komitee beeindruckt hätte.
    Ich sagte langsam: »Ich wollte, dass zwischen uns alles geklärt ist, falls bei dem Auftrag etwas schiefgeht.«
    »Bittest du mich darum, dir zu verzeihen?«, fragte Dave. Für mich klang er eher niedergeschlagen als wütend. Doch als er sich am Hals kratzte, wurde mir wieder bewusst, dass ich nicht frei sprechen konnte.
    »Nein«, erwiderte ich, was mich ebenso überraschte wie ihn. »Ich musste dir nur erklären, wie es abgelaufen ist. Und dir sagen, dass es mir leid tut.«
    »Warum?« Er machte sich nicht die Mühe, die Bitterkeit in seiner Stimme zu unterdrücken. »Jessie wusste, dass du dein Versprechen halten würdest, und das hast du getan.«
    Ich ließ den Kopf hängen. »Man muss schon jede Menge Eis im Blut haben, um sich an einen solchen Schwur zu halten«, erklärte ich ihm. »Ich entschuldige mich dafür, dass ich so kaltherzig war.«
    Dave nickte. »Du hast getan, was Jessie wollte. Und wenn sie Recht hatte, sollte ich auf die Knie fallen und dir danken. Ich weiß, ich sollte …«

    »Es ist okay«, unterbrach ich ihn. »Ich bin nur froh, dass du überhaupt noch mit mir redest.«
    »Na ja, du musstest fast zehntausend Kilometer hinter dich bringen, um dieses Gespräch zu führen«, rief er mir ins Gedächtnis. Wir rangen uns beide ein Lächeln ab. Genau das

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