Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
Vom Netzwerk:
zusammengearbeitet. Es überraschte mich, dass er in seiner jetzigen Mannschaft keinen hatte. Offenbar hatte er sich seit unserer Jugend stärker verändert, als ich gedacht hatte.
    »Den Aasfresser, der für Matts und Jessies Tod verantwortlich war …« Ich machte eine kurze Pause, als ich den Namen von Daves Frau aussprach, doch er signalisierte mir nicht aufzuhören, also fuhr ich fort: »… und der unsere Helsinger umgebracht hat, hat Vayl vor zwei Monaten eliminiert. Vayl ist einer von den Guten. Er jagt nicht. Er verwandelt niemanden. Er hat schon für unsere Seite gearbeitet, als Großmama May noch ein kleines Mädchen war.« Warum fühlte ich mich plötzlich so in die Defensive gedrängt? Es war ja nicht so, als hätten sie sich alle Fackeln geschnappt und sich wie ein wütender Mob auf meinen Boss gestürzt. Das waren hoch disziplinierte Soldaten. Sie würden zumindest warten, bis Dave ihnen den Befehl dazu erteilte. Trotzdem musste ich gegen den
Drang ankämpfen, mich vor Vayl zu stellen und zu schreien: »Verzieht euch, Jungs!«
    Dave und Vayl starrten sich lange an. Inzwischen ging Cole von seinem Kragen zu seinen Fingernägeln über, und ich versuchte herauszufinden, ob ich vielleicht gezwungen sein würde, mich zwischen meinem Bruder und meinem sverhamin zu entscheiden.
    Cassandra trat aus dem Schatten wie ein Schutzengel. Sie hatte ihren Hijab abgelegt, und ihr Haar floss wie ein langer Vorhang bis zu ihrem Bauch. Irgendwie schaffte sie es, selbst in ihrer Abaya noch auszusehen wie eine afrikanische Prinzessin im Exil. Ihre übliche Ausstattung an glitzerndem Goldschmuck unterstützte diese Illusion, aber eigentlich lag es an ihrer Haltung, stolz und selbstsicher, mit einer Spur Pass-auf-du-Punk in der Ausstrahlung, die dafür sorgte, dass man zuhörte, wenn sie sprach.
    »Ich habe Jasmine sehr liebgewonnen«, sagte sie, und die Mischung aus Sanftheit und Befehlsgewalt in ihrer Stimme zwang Dave dazu, sie anzusehen. »Es freut mich so sehr, endlich ihren Zwillingsbruder kennenzulernen. Mein Name ist Cassandra.« Sie streckte die Hand aus, und bevor ich es verhindern konnte, ergriff Dave sie.
    Ich wünschte, ich hätte Otto ein bisschen besser gekannt. Dann hätte ich gesagt: »Hey, Bumm, tu mir einen Gefallen und jag ein bisschen C4 hoch.« Ich hätte einen Monatslohn darauf verwettet, dass weder Dave noch Cassandra etwas von der Explosion mitbekommen hätten. In ihren Gehirnen hatte eine andere Art von Explosion stattgefunden, und nun schienen beide etwas mitgenommen zu sein von den Nachwirkungen.
    »Kennen … wir uns?«, fragte Cassandra schließlich atemlos.
    Dave schüttelte den Kopf. Seine freie Hand wanderte zu
seinem Nacken, als wollte er sichergehen, dass ihm nicht gerade jemand einen übergezogen hatte. »Würdest du mich denn gerne kennenlernen?«, fragte er. Dann schlug er eine Hand vor den Mund. Anscheinend konnte er nicht glauben, dass diese Worte da rausgekommen waren.
    Seine Mannschaft sah das genauso. Grace die Amazone tauschte einen überraschten Blick mit Jet. Cam flüsterte Natch zu: »Flirtet er etwa - mit einem Mädchen?« Dieser antwortete mit einem fassungslosen Nicken. Der Rest der Truppe schien ebenso überrascht zu sein, außer Adela, die noch zu neu war, um zu wissen, dass Dave seit seinem Verlust wie ein Mönch gelebt hatte. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Vayl, und auch wenn sie kein wahrnehmbares Zeichen gab, spürte ich, dass sie von allen am unglücklichsten über seine Anwesenheit war.
    Ein entferntes Motorengeräusch zerriss die Stille.
    Dave ließ die Hand sinken. Das Lächeln, das er Cassandra schenkte, war das erste, das ich seit Jessies Tod bei ihm gesehen hatte. »Ich bin froh, dass Jaz jemanden wie dich in ihrem Team hat.« Auch wenn ich ihm völlig zustimmte, stampfte in meinem Gehirn eine wütende puertoricanische Chica in den Vordergrund und kreischte: »Jemanden wie wen , du testosteronverseuchtes Rindvieh? Du kennst Cassandra gerade mal zehn Sekunden!«
    Gerade als ich mich fragte, wie kompliziert dieser ganze Schlamassel noch werden konnte, wandte sich Dave an sein Team: »Okay, lasst uns packen«, sagte er ruhig. »Unsere Mitfahrgelegenheit wird gleich da sein.«
    Innerhalb von zwei Minuten waren wir alle bereit, den Truck zu besteigen, der gerade vor dem Haus zum Stehen kam.
    »Bleibt hier drin, bis Mehdi die hinteren Türen aufmacht«, hatte Dave uns befohlen, also warteten wir und
sahen zu, wie der Fahrer seinen Sattelschlepper parkte, ausstieg

Weitere Kostenlose Bücher