Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
und als Nächstes steckt dann ein Klarinettenspieler in der Tuba.
Ich hatte es mir gerade im Bett bequem gemacht, als Cole mit einem Foto von Delir Kazimi, dem Hauseigentümer, zu mir kam. Er sah fast genauso aus wie der Mann auf unserem Foto des Zauberers. Doch es gab Unterschiede. Eine gewisse Schärfe an Nase und Kinn. Eine Leere in den Augen. Von diesem Typen konnte ich glauben, dass er ein dreiköpfige Götter anbetender Terrorist war. Er hatte eine Adresse in Saudi-Arabien, also ging ich wieder in
Vayls Zimmer, und wir riefen Pete an, um uns die Genehmigung zu holen, uns an seine Fersen zu heften. Da er die Sache nicht mit uns absprechen konnte, ohne dass die Kohorten vom Verteidigungsministerium sich einschalteten, legten wir wieder auf, während er fünfzehn Minuten brauchte, um sie zu finden. In der Zwischenzeit rief ich Evie an.
»Hallo?« Na ja, sie klang nicht verheult.
»Evie?«
»Jaz? Wo bist du?«
»Ich bin in Deutschland. Meine Firma fusioniert hier gerade mit einem Pharmaunternehmen. Und als sich mir die Gelegenheit bot, mich mit ein paar Abteilungsleitern zu treffen, um unsere Marketingstrategien zu besprechen, habe ich mich daraufgestürzt. Dave hat gerade Urlaub, deshalb hängen wir hier zusammen rum.«
»Das ist ja super! Also kommt ihr miteinander klar?«
»Ziemlich gut, ja. Ich meine, wir haben gar nicht über Jessie gesprochen …« Ich unterbrach mich. Sollte Dave sterben, wenn diese Sache zwischen uns ungeklärt war, würde ich das ewig bereuen. Ich glaubte nicht, dass ich ihm jemals begreiflich machen könnte, dass ich alles, was ich getan hatte, nur aus Liebe zu ihr getan hatte. Aber vielleicht … »Evie, es tut mir so leid, dass du damit jetzt ganz allein bist.«
»Aber nein, Tim und E.J. sind doch da. Ich habe mir nur schreckliche Sorgen gemacht, als ich dich nicht erreichen konnte.« Jetzt kamen die Tränen. Anscheinend endete jeder Anruf bei meiner Schwester damit, dass sie weinte. Wie kann man das wiedergutmachen?
»Es tut mir leid.« Nö, das würde nicht reichen. Nächster Versuch. »Gibt es irgendetwas, das ich tun kann?«
»Komm nach Hause.«
Mist.
»Nicht sofort«, sagte Evie, bevor ich eine angemessene Lüge formulieren konnte. »Sobald du kannst. Bis dahin werde ich mich um Dad kümmern. Aber weißt du, wann ich dich wirklich hier brauche? Ostern ist dieses Jahr am vierzehnten April, und da wollen Tim und ich E.J. taufen lassen. Dad sollte bis dahin fit genug sein, um zu kommen …«
Oder tot , dachten wir beide, doch keine von uns sprach es aus.
»Und dabei brauche ich dich an meiner Seite.«
»Warum?«
»Du bist ihre Patin.«
»Bin ich?«
»Du hast gesagt, du würdest es machen.«
»Wann?«
»Als du zehn warst! Jaz, du hast es mir versprochen!«
O mein Gott, typisch Evie, sich an einen Schwur zu erinnern, den ich vor fünfzehn Jahren geleistet hatte. Das war wahrscheinlich an einem dieser Regentage gewesen, an denen sie mich gezwungen hatte, mit ihr Puppen zu spielen. Ich sah sie direkt vor mir, wie sie ihre Babypuppe schaukelte und ich neben ihr auf dem Boden saß und sehnsüchtig nach draußen auf meinen nassen Basketballkorb schaute.
»Ich bin die Mami, und du bist die Patentante, genau wie es sein wird, wenn wir erwachsen sind«, hätte sie mit ihrer süßen Kleinmädchenstimme gesagt.
Und ich hätte geantwortet: »Ja, okay.«
Ich verschob das Telefon an mein anderes Ohr und fragte mich, warum sie nicht erkannte, was für eine grauenvolle Wahl sie getroffen hatte. Aber sie war meine Schwester, und das hieß, dass ich zähneknirschend Klaviervorträge,
Schulaufführungen und Preisverleihungen über mich ergehen lassen musste, bis mir die Zahnfüllungen rausfielen. »Klar habe ich das«, versicherte ich. »Und ich fühle mich geehrt.« Was auch stimmte, aber es wäre besser, wenn sie und Tim hundert Jahre alt würden. »Und ich werde da sein. Ganz bestimmt. Und ich werde auch Dave Bescheid sagen. Vielleicht kann er sich freinehmen, wer weiß?« Ich sagte es fröhlich, aber die letzten Worte brannten wie Asche auf meiner Zunge. In weniger als einem Monat würden Evie und ich vielleicht unsere beiden nächsten männlichen Verwandten beerdigen müssen.
Nein, nei-hein, nicht, wenn ich dabei ein Wörtchen mitzureden habe, und bei Gott, das habe ich. Wir werden da sein, jeder einzelne von uns Parks. Werden uns darüber aufregen, wie unbequem unsere Klamotten sind, und uns unwürdig vorkommen, mit Evie und ihrem kostbaren, kahlen, blähungsgeplagten
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