Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Flasche zu trinken und dabei einen Leprakranken zu treten.
»Wir müssen entscheiden, was als Nächstes zu tun ist, jetzt, wo die Matriarchin tot ist«, sagte der Waffenmeister düster. »Mutter ist schon seit einiger Zeit tot und wir können das nicht mehr vor uns herschieben. Ich habe die meiste Verantwortung übernommen, mit Harrys Hilfe, und habe mich um die täglichen Probleme gekümmert, weil ich der Älteste bin. Aber ich habe meine eigene Arbeit in der Waffenmeisterei, die erledigt werden muss! Ich wollte die Verantwortung nie haben. Ich bin nicht gut im Umgang mit Leuten. Wenn ich ein Problem habe, dann ist mein erster Impuls, es zu lösen, indem ich mit etwas Schwerem draufhaue. Was bei Maschinen prima funktioniert, aber nicht unbedingt mit Menschen.«
»Genau«, bestätigte der Seneschall. »Ich hasse den Gedanken daran, dass du dich auf mein Territorium wagst.«
»Jemand muss das Sagen haben«, entschied Harry. »Wir haben die Richtung verloren. Die Familie ist unterbesetzt und zu groß. Es gibt keine allgemeine Strategie und keine langfristige Politik. Jemand muss in einer Position sein, die wichtigen Dinge entscheiden zu können.«
»Jemand wie du, Harry?«, fragte ich. »Das hat das letzte Mal, als du es versuchtest, nicht so gut funktioniert.«
»Ich habe dazugelernt«, sagte Harry kalt. »Die Familiengeschichte und alles Mögliche an nützlichem Hintergrundwissen habe ich inzwischen nachgelesen.«
»Das hat er«, bestätigte Roger. »Ich wusste gar nicht, dass es so viele Bücher über Führungsregeln gibt. Macchiavelli fand ich besonders klasse.«
»Das ist nicht gerade hilfreich, Roger«, sagte Harry.
»Der Rat kann auch weiterhin die allgemeinen täglichen Aufgaben übernehmen«, meinte der Seneschall. »Aber nur, bis ein neuer Anführer gewählt wurde.«
»Harry hat sich in der Behandlung solcher Angelegenheiten als sehr kompetent erwiesen«, sagte der Waffenmeister.
»Ich hab schon immer gewusst, dass du eine gute Hausdame abgeben würdest, Harry«, warf ich ein.
»Wenigstens kümmert er sich!« Der Seneschall war ärgerlich. »Es ist ja ganz prima, auf die Papierarbeit und die Bürokratie herabzusehen, aber ohne diese kann man eine Familie dieser Größe nun einmal nicht führen! Wenn Leute wie Harry nicht auf all diese kleinen Dinge achten würden, würden unsere Abteilungen mit kreischenden Bremsen zum Stillstand kommen und du könntest Verstärkung vergessen!«
»Ach echt?«, fragte ich. »Ist ja ein Wunder, dass ich überhaupt was geschafft kriege.«
Der Waffenmeister räusperte sich lautstark und ich hielt den Mund. Nur mein Onkel Jack bringt es fertig, dass ich mich wie ein Schuljunge fühle, der einen Fehler gemacht hat.
Harry meldete sich wieder zu Wort. »Wenn wir eine neue Wahl ansetzen, dann muss ich bei allem Respekt darauf bestehen, dass allen Kandidaten die Zeit gegeben wird, eine anständige Kampagne zu veranstalten.«
»Willst du die Politik ins Herrenhaus bringen?«, fragte der Waffenmeister und runzelte finster die Stirn. »Hatten wir mit der Nulltoleranzfraktion nicht schon genug Probleme?«
»Wie soll denn jeder wissen, wie gut ich für die Familie wäre, wenn ich es ihnen nicht erklären darf?«, fragte Harry mit seiner sachlichsten Stimme.
»Ich liebe eine gute Kampagne«, meldete sich Molly, den Mund voller Popcorn. »Ich habe da auch schon einen großartigen Slogan im Kopf. Wie wär’s mit ›Wählt Eddie oder ich verwandle euch in einen Mistkäfer!‹?«
»Ich wünschte, ich könnte glauben, dass sie Witze macht«, sagte der Waffenmeister.
»Jeder Versuch von dir, dich in den familiären Wahlprozess einzumischen, wird mit deiner Verbannung aus dem Herrenhaus geahndet werden«, sagte der Seneschall und sah Molly drohend an.
»Ich würde zu gern sehen, wie du das versuchst, Cedric«, erwiderte Molly und gab den Blick zurück.
»Das ist wirklich nicht hilfreich, Molly«, sagte ich.
»Was auch immer bei dieser Wahl herauskommt – sollten wir uns auch für eine neue Matriarchin entscheiden?«, fragte der Waffenmeister. »Als eine konstitutionelle Position vielleicht? Die Familie hat immer eine Matriarchin gehabt.«
»Schwierig«, meinte Harry. »Ernennen wir einfach die nächstbeste oder sollen wir die Matriarchin auch wählen lassen?«
»Wer wäre denn die nächste Nachfolgerin?«, fragte ich. »Ich habe mich mit dieser Sache nie wirklich befasst.«
»Technisch gesehen gibt die Matriarchin ihre Position an ihre Tochter weiter, oder an ihre
Weitere Kostenlose Bücher