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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Offenbar unterhielt er sich hervorragend. Hier und da traf er auf alte Bekannte von früheren Börsen. Dann blieb er mitten im Weg stehen, hielt den Verkehr auf und sprach lange darüber, was einer genaueren Betrachtung wert sei. Niemand kümmerte sich darum. Wie der Waffenmeister gesagt hatte: Die Messe mochte Enthusiasten wie ihn. Sie trugen zur Atmosphäre bei. Alle Leute, die Onkel Jack kannte, waren eindeutig in der gleichen Branche wie er; das, was sie trugen, und die Akzente waren vielleicht unterschiedlich, aber sie hatten alle das gleiche jungenhafte Lächeln und die Begeisterung in den großen Augen, wenn das Thema auf die verschiedenen Varianten von Mord und Totschlag kam.
    Sie glaubten, der Waffenmeister sei einer von ihnen: Ein alter Waffenbauer, der sich zur Ruhe gesetzt hatte und jetzt zu viel Zeit hatte und sein Rentnerleben mit seinem Hobby füllte. Ich stellte mich demonstrativ in seine Nähe, um zu belauschen, was gesagt wurde. Große Ohren macht man am besten, wenn man an einem Stand steht und sich alles genau ansieht. Einer der Freunde des Waffenmeisters hatte in der Area 52 in der Antarktis geforscht, während ein anderer ein russischer Exilant war, der in einer der geheimen Wissenschaftsstädte der Sowjets gearbeitet hatte, die sich jetzt in der Wildnis Georgiens befand. Andere hatten sich bei Konzernen, Geheimdiensten oder bekannten Namen, die Größenwahn und mehr Geld als Verstand besaßen, verdingt. Aber egal, wer sie waren oder was sie gewesen waren, der Kanon war der gleiche: Die Börse war auch nicht mehr, was sie einmal gewesen war, die Stände und Buden sowie deren Angebot waren früher größer gewesen, es gab viel zu viel Hype und nicht genug Substanz und die Jüngeren zeigten überhaupt gar keinen Respekt mehr.
    Nach einer Weile ließ ich den Waffenmeister allein weitergehen. Er wusste, was er tat, und ich wollte mir die Waffen ansehen. Die erste Bude, an der ich anhielt, hatte sich auf Steampunk-Technologie spezialisiert und bot überholte Massenvernichtungswaffen aus einem ruhigeren und zivilisierteren Zeitalter an, als Waffen noch Kunstwerke hatten sein können. Was einmal hochmodern gewesen war, war jetzt drollig und interessant, denn rücksichtslose Forschung war daran vorbeigezogen und nun war es als antik und kurios wieder gefragt – und als Sammlerstück natürlich. Es geht doch nichts über die Patina der Geschichte, um den Wert zu steigern.
    Neben der Bude stand ein großer, mit Dampf betriebener Iron Man der Prärie und starrte finster auf den Stand herab. N OCH F UNKTIONSTÜCHTIG war auf einem Schild zu lesen, das man davor aufgestellt hatte. Blauschwarzer Stahl glänzte frischpoliert und erweckte ihn beinahe wieder zum Leben, rote Augen flammten in seinem unbeweglichen Gesicht auf und er hatte riesige Arme und Beine. Seinerzeit, so führte das Schild weiter aus, hatte der Iron Man der Prärie eine Dampflok überholen und die schwersten Gewichte heben können und er hatte eine Gatling Gun, ein altmodisches Maschinengewehr, in seine Brust eingebaut. Unglücklicherweise, so gab der Budenbesitzer zu, musste man das Ding bis zum Anschlag mit Kohle füttern, um den Dampfdruck aufrechtzuerhalten, oder er blieb scheppernd stehen. Und ihn dann wieder ans Laufen zu kriegen war wohl wirklich lästig. Brillant konstruiert, aber nie sehr praktisch, war seine beste Zeit bereits vorüber gewesen, als sie gerade begonnen hatte.
    Der Budenbesitzer war sehr darauf erpicht, mir unzählige Serien von sorgfältig polierten Glaslinsen aus dem Arabien des 13. Jahrhunderts vorzuführen, die, arrangierte man sie sorgfältig, Sonnenlicht zu einem Laserstrahl bündeln konnten. Aber er schien nicht darauf aus, den Effekt dann auch tatsächlich vorzuführen. Vielleicht war es nicht sonnig genug. Neben mir interessierte sich Molly für einen Phlogiston-betriebenen Flammenwerfer aus dem achtzehnten Jahrhundert. Sie hob eine Augenbraue.
    »Die Wissenschaft hat doch bewiesen, dass es gar kein Phlogiston gibt.«
    »Bis dahin funktionierte der Flammenwerfer einwandfrei«, widersprach der Budenbesitzer.
    Wir gingen weiter. Eine überraschende Anzahl von Leuten erkannte den einen oder anderen von uns. Manchmal sogar uns beide. Keiner war im Geringsten überrascht, Shaman Bond auf der Messe für Übernatürliche Bewaffnung zu sehen. Ich hatte große Anstrengungen unternommen, um diesen Ruf zu etablieren, damit ich überall aufkreuzen konnte. Ich habe es schon immer gemocht, Shaman Bond zu sein, denn meine

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