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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ausgeschlachtet wurden, befand sich in Zimmer 2.24, um die Ecke und dann am Ende des Korridors. Fox war ein-, zweimal dort gewesen, schon beim bloßen Gedanken an das, was dort vor sich ging, zog sich ihm der Magen zusammen.
    »Kennt ihr jemanden namens Inglis?«, fragte er laut. Weder Naysmith noch Kaye konnten ihm helfen. Fox schaute auf seine Uhr: Bis zehn Uhr dreißig war es noch über eine Stunde. Naysmith rührte geräuschvoll in einem Kaffeebecher. Kaye lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, streckte sich und gähnte. Fox faltete das Stück Papier und steckte es in die Tasche, dann stand er auf und zog sein Jackett wieder an.
    »Dauert nicht lange«, sagte er.
    »Wir halten die Stellung«, versicherte ihm Kaye.
    Der Korridor war ein paar Grad kühler als das Büro der Inneren. Obwohl Fox sich nicht sonderlich beeilte, stand er kurz darauf vor Zimmer 2.24. Es war die allerletzte Tür im Gang, gesichert durch ein spezielles Hochsicherheitsschloss und eine eigene Sprechanlage. Namen waren keine aufgelistet; im Chop Shop blieb man unter sich - ähnlich wie in der Inneren. Auf einem Schild an der Tür stand eine Warnung: »In diesem Raum kann man auf beunruhigende Geräusche und Bilder stoßen. Bei der Arbeit an Bildschirmen ist die Anwesenheit von mindestens zwei Personen erforderlich.« Fox atmete tief durch, drückte den Knopf und wartete. Aus dem Lautsprecher drang eine Männerstimme.
    »Ja?«
    »Inspector Fox. Ich möchte Inglis sprechen.« Erst Schweigen, dann wieder die Stimme: »Ein bisschen übereifrig, was?« »Ach ja?«
    »Zehn Uhr dreißig ...« »Hier steht halb zehn.« Wieder Stille, dann: »Moment.«
    Er wartete, den Blick auf die Spitzen seiner Schuhe gerichtet. Er hatte sie einen Monat zuvor in der George Street gekauft, und sie drückten noch immer. Obwohl es hochwertige Schuhe waren, die nach Aussage der Verkäuferin halten würden »bis zum Jüngsten Tag ... oder bis die neue Straßenbahn ihren Betrieb aufnimmt, je nachdem, was früher eintritt«. Ein schlaues Mädchen mit Sinn für Humor. Fox hatte gefragt, warum sie nicht studiere.
    »Wozu?«, hatte sie geantwortet. »Es gibt so oder so keine guten Jobs, es sei denn, man wandert aus.«
    Das hatte Fox an seine eigene Teenagerzeit erinnert. Eine ganze Reihe seiner Altersgenossen hatten davon geträumt, im Ausland das große Geld zu machen. Einigen wenigen war es auch gelungen.
    Die Tür wurde von innen geöffnet, eine Frau stand vor ihm. Sie war mit einer hellgrünen Bluse und einer schwarzen Hose bekleidet, etwa zehn Zentimeter kleiner als er und vielleicht zehn Jahre jünger. Am Handgelenk trug sie eine goldene Uhr. Keine Ringe an den Fingern. Sie streckte ihm die rechte Hand hin.
    »Ich bin Inglis.«
    »Fox«, sagte er, und dann mit einem Lächeln: »Malcolm Fox.«
    »Sie sind von der PSU.« Es war eine Feststellung, Fox nickte trotzdem. Das Büro war beengter, als er es in Erinnerung hatte. Fünf Schreibtische, zwischen denen man sich gerade noch hindurchquetschen konnte. An den Wänden reihten sich Aktenschränke und frei stehende Metallregale. Auf den Regalen standen Computer und Festplattenlaufwerke. Manche der Festplatten waren ausgebaut worden, damit man sie besser untersuchen konnte. Andere hatte man als Beweisstücke eingetütet und etikettiert. Die einzige freie Stelle an der Wand war mit Gesichtern tapeziert. Die Männer sahen nicht alle gleich aus. Manche waren jung, manche alt; manche hatten Kinn- oder Schnurrbarte; manche schauten dumpf und unsicher, andere wieder unverfroren in die Kamera. In dem Raum befand sich nur noch eine weitere Person, vermutlich der Mann, dessen Stimme über die Sprechanlage gekommen war. Er saß an seinem Schreibtisch und musterte den Besucher. Fox nickte ihm zu, und der Mann nickte zurück.
    »Das ist Gilchrist«, sagte Inglis. »Kommen Sie herein, und machen Sie sich's bequem.« »Geht das überhaupt?«, fragte Fox. Inglis schaute sich um. »Wir tun, was wir können.« »Sind Sie nur zu zweit?«
    »Zurzeit ja«, räumte sie ein. »Hoher Personalverschleiß, Sie wissen schon.«
    »Und außerdem geben wir die Fälle am Ende meistens an London ab«, fügte Gilchrist hinzu. »Da unten haben sie ein hundert Mann starkes Team.«
    »Das kommt mir wiederum viel vor«, bemerkte Fox.
    »Die müssen auch mit einigem fertig werden«, erwiderte Inglis.
    »Sage ich eigentlich Inglis zu Ihnen? Ich meine, gibt es eine Rangbezeichnung oder vielleicht einen Vornamen ...?«
    »Annie«, verriet sie ihm schließlich. Mit

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