Ein reizvolles Angebot
Aber Gefühle werde ich diesmal nicht investieren, schwor er sich.
3. KAPITEL
Tara sträubten sich die Nackenhaare. Sie brauchte sich gar nicht umzudrehen, denn sie wusste auch so, dass Rand hinter ihr stand.
Sie war so vertieft in ihre Arbeit gewesen, dass sie ihn nicht hatte hereinkommen hören. Er musste nach seinen üblichen Besprechungen am Dienstagmorgen durch den hinteren Eingang in sein Büro zurückgekehrt sein, denn an ihrem Schreibtisch war er nicht vorbeigekommen.
„Kann ich etwas für dich tun?“, fragte sie.
„Nein.“
„Was willst du dann?“
„Ich schau dir bei der Arbeit über die Schulter.“
Sein warmer Atem, der ihren Nacken streifte, rief ein angenehmes Kribbeln in ihr hervor.
„Ich bin gerade dabei, dir einen Link zu schicken, damit du einen leichteren Zugriff auf die Firmenarchive hast.“ Sie schob ihren Schreibtischstuhl ein Stück zurück, sodass er ausweichen musste, wenn er nicht wollte, dass sie ihm über seine italienischen Schuhe fuhr.
„Das zu lesen macht mir aber wesentlich mehr Spaß, wenn ich dir dabei über die Schulter sehe.“ Rand setzte sich auf die Schreibtischkante und lächelte sie an. Sie kannte dieses Lächeln, und wieder erfasste sie diese innere Unruhe. Rand sah elegant aus wie immer. Er trug einen perfekt sitzenden dunklen Maßanzug und dazu eine schwarz-grau gestreifte seidene Krawatte.
Sein Benehmen war an diesem Tag anders, weniger aggressiv und nicht so reserviert wie zuvor. Tara fühlte sich unsicher, denn sie konnte sich nicht vorstellen, was das zu bedeuten hatte. Es kam ihr vor, als wäre er auf etwas aus. Trotz seines gewinnenden Lächelns lag etwas wie kalte Berechnung in seinen Augen. Ein ähnlich unbehagliches Gefühl hatte sie schon bei seinem Kuss am Abend zuvor gehabt. Eigentlich war an dem Kuss nichts auszusetzen gewesen, und doch hatte er berechnend gewirkt. Wäre dies nicht der Fall gewesen, wäre sie sicher mit ihm ins Bett gegangen, denn sie sehnte sich danach, ihn zu spüren.
Wir tun es! Mein Gott, wie schrecklich das klang. Das war es bestimmt nicht, was sie wollte. Sie wollte wieder das Leuchten in Rands Augen sehen, das sie von früher kannte, sehen, wie seine Augenfarbe von Dunkelbraun ins Grünliche wechselte, wenn die Lust und die Leidenschaft ihn davontrugen.
Tara gab sich einen Ruck. „Wenn du nichts zu tun hast, kannst du ja das Empfehlungsschreiben für mich aufsetzen, das du mir versprochen hast.“
„Das ist schon fertig.“
„Bekomme ich eine Kopie?“
Rand stand auf und schlenderte gemächlich in sein Büro, als hätte er alle Zeit der Welt und nicht einen randvollen Terminkalender. Sein Verhalten irritierte sie. Sie hatte Rand anders kennengelernt. Vor fünf Jahren war er, wenn es um das Geschäft ging, hundertprozentig darauf konzentriert, und wenn sie zusammen waren, gab es für ihn nichts weiter als sie beide, ihre Zärtlichkeiten, ihre Leidenschaft. Jetzt hingegen schien Rand alles zu vermischen. Die klaren Trennungslinien zwischen Arbeit und Privatleben verschwammen. Tara hatte Schwierigkeiten, damit umzugehen.
Sie warf einen Blick in den Terminkalender. In zehn Minuten standen die nächsten Vorstellungsgespräche an. Da Everett Nadia aus der Firma ins Privatleben verbannt hatte, musste ihre Stelle so bald wie möglich neu besetzt werden. Von den Kandidaten, die die Personalabteilung ihnen am Vortag geschickt hatte, hatte noch keiner überzeugt.
Taras Bemühungen, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, wurden kurz darauf wieder unterbrochen. Rand kehrte mit einem Schriftstück aus seinem Büro zurück, das er auf ihrem Schreibtisch unterschrieb und ihr über die polierte Tischplatte zuschob. Es war das Empfehlungsschreiben, das Tara verlangt hatte.
„Das ist vordatiert“, fiel ihr sofort auf.
„Was glaubst du denn? Dass ich dir ein Zeugnis in die Hand gebe, mit dem du gemütlich hier herausspazieren kannst, wann es dir passt? Ich muss mich absichern.“
„Du hast mein Wort. Genügt dir das nicht? Traust du überhaupt niemandem mehr?“
„Hier geht es nicht um Vertrauen. Dafür steht zu viel auf dem Spiel, zumal es auch die Interessen von Mitch und Nadia sind, die ich wahren muss.“
Rand stand dicht neben ihr, und Tara empfand wieder diesen Zwiespalt. Einerseits fühlte sie sich von ihm bedrängt und eingeengt. Gleichzeitig schlug ihr Herz schneller und lauter. Sie wagte nicht, den Kopf zu heben und ihm ins Gesicht zu sehen.
„Ich wollte dich noch bitten, eine Cocktailparty für die
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