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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dass Clarke, sobald Rebus in den Sonnenuntergang geritten wäre, selbst zum Inspector aufrücken und seinen Platz einnehmen würde. Ein Gerücht, dem Clarke keine Bedeutung beimaß.
    »Warum fragen Sie?« Rebus hob sein Glas und stellte fest, dass es schon fast leer war.
    »Die scheinen einfach sehr gut miteinander auszukommen.«
    Rebus starrte sie, wie er hoffte, mit einem Ausdruck schmerzlicher Überraschung an. »Und wir tun das nicht?«
    »Doch, sicher«, antwortete sie mit einem Lächeln. »Aber ich glaube, sie hatten schon ein paar Dates miteinander – auch wenn niemand was davon wissen soll.«
    »Sie meinen also, die beiden könnten genau in diesem Moment im Bett des Toten kuscheln?«
    Clarke rümpfte bei der Vorstellung die Nase. Dann, einen Moment später: »Mir ist bloß nicht klar, wie ich damit umgehen soll.«
    »Sie meinen, sobald ich aus dem Weg bin und Sie den Laden schmeißen?« Rebus legte seine Gabel hin und sah sie böse an.
    »Sie sind doch derjenige, der nichts unerledigt lassen will«, protestierte sie.
    »Mag sein, aber als Briefkastentante habe ich mich eigentlich nie verstanden.« Er hob wieder sein Glas, nur um feststellen zu müssen, dass er es schon ausgetrunken hatte.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte sie und ließ es wie ein Friedensangebot klingen. Er schüttelte den Kopf und klopfte sich die Taschen ab.
    »Was ich jetzt brauche, ist eine Zigarette.« Er fand das Päckchen und stand auf. »Trinken Sie Ihren Kaffee, während ich draußen rauche.«
    »Was ist mit heute Nachmittag?«
    Er dachte kurz nach. »Wir kriegen mehr geschafft, wenn wir getrennt marschieren – Sie unterhalten sich wieder mit der Bibliothekarin, ich fahr zur King’s Stables Road.«
    »In Ordnung«, sagte sie in einem Ton, der deutlich zu verstehen gab, dass sie es ganz und gar nicht in Ordnung fand. Rebus blieb noch einen Augenblick stehen, als suchte er nach einer möglichen Erwiderung, schwenkte dann die Zigarette in ihre Richtung und ging zum Ausgang.
    »Und herzlichen Dank für die Einladung«, sagte sie, sobald er außer Hörweite war.

    Rebus glaubte zu wissen, warum sie sich keine fünf Minuten unterhalten konnten, ohne sich unterschwellig anzugiften. Es war zwangsläufig eine angespannte Zeit – jetzt, wo er das Schlachtfeld räumte und sie kurz vor der Beförderung stand. Sie hatten so lange zusammengearbeitet – waren fast ebenso lang befreundet – zwangsläufig eine angespannte Zeit.
    Alle gingen davon aus, dass sie irgendwann miteinander geschlafen hatten, aber sie hätten es nie dazu kommen lassen. Wie hätten sie anschließend noch als Partner zusammenarbeiten können? Es hätte dann alles oder nichts geheißen, und sie liebten beide den Job zu sehr, um zuzulassen, dass ihnen irgendetwas dazwischenkam. Er hatte ihr das Versprechen abgenommen, dass es in seiner letzten Arbeitswoche keine Überraschungspartys geben würde. Ihr gemeinsamer Boss am Gayfield Square hatte sich sogar erboten, eine Feier auszurichten, aber Rebus hatte ihm mit einem Kopfschütteln gedankt.
    »Sie sind der dienstälteste Beamte im CID«, hatte DCI Macrae argumentiert.
    »Dann sollten die Leute, die es so lange mit mir ausgehalten haben, den Orden bekommen«, hatte Rebus entgegnet.
    Das untere Ende der Raeburn Wynd war nach wie vor abgesperrt, aber einer der Anwohner schlüpfte unter dem blauweiß gestreiften Plastikband hindurch, als sähe er nicht ein, dass ein beliebiger Teil von Edinburgh für ihn off limits sein sollte. Den Eindruck gewann Rebus jedenfalls aus der Geste, die der Mann machte, als Ray Duff ihm unwirsch erklärte, dass er gerade einen Tatort betrete. Als Rebus näher kam, schüttelte Duff bekümmert den Kopf.
    »Gates meinte, ich würde Sie hier finden«, sagte Rebus. Duff verdrehte die Augen.
    »Und jetzt trampeln Sie mir durch den Tatort!«
    Rebus verzog als Antwort lediglich den Mund. Duff kauerte neben seinem roten Werkzeugkasten aus dem Baumarkt. Die zahllosen Fächer waren ziehharmonikaartig geöffnet, aber Duff war gerade dabei, sie zu schließen.
    »Ich hab gedacht, Sie legen schon die Füße hoch«, kommentierte Duff.
    »Haben Sie nicht.«
    Duff lachte. »Stimmt.«
    »Was gefunden?«, fragte Rebus.
    Duff ließ den Deckel zuschnappen und stand, den Werkzeugkasten in der Hand, auf. »Ich bin die Gasse bis ganz nach oben abgegangen und hab alle Garagen gecheckt. Die Sache ist die – wenn er da oben überfallen worden wäre, hätten wir Blutspuren auf der Straße.« Er stampfte zur

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