Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
eine Plastik, die wie eine Massenkeilerei von Drahtkleiderbügeln aussah.
»In Melbourne, glaube ich. Könnte auch Hongkong sein.«
»Haben Sie irgendwas von seinen Sachen hier?«
»Im Gegenteil, es gibt eine Warteliste. Ein halbes Dutzend Interessenten, Geld kein Thema.«
»Russen?«
Blackman fixierte ihn. »Verzeihung, Inspector, warum wollten Sie Roddy noch mal sprechen?«
»Er arbeitet an einem Projekt im Parlament.«
»Erinnern Sie mich lieber nicht daran«, seufzte Blackman.
»Mr. Denholm brauchte dafür zusammengeklebte Stückchen von Tonaufzeichnungen, und der Mann, der das erledigen sollte, ist jetzt tot.«
»Was?«
»Er hieß Charles Riordan.«
»Tot?«
»Leider ja. Es gab einen Brand …«
Blackman klatschte sich mit beiden Händen auf die Wangen. »Haben die Bänder überlebt?«
Rebus starrte ihn an. »Nett, dass Sie solche Anteilnahme zeigen, Sir.«
»Tja, nun, sicher, natürlich ist es eine schreckliche Tragödie für die Angehörigen und … äh …«
»Ich glaube, den Aufnahmen geht’s gut.«
Blackman sprach ein wortloses Dankgebet und fragte dann, was das alles mit dem Künstler zu tun habe.
»Mr. Riordan wurde ermordet, Sir. Wir fragen uns, ob er möglicherweise etwas aufgenommen hat, was er nicht hätte aufnehmen dürfen.«
»Im Parlament, meinen Sie?«
»Wüssten Sie einen Grund, warum er das Urban Regeneration Committee für sein Projekt ausgewählt hatte?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
»Dann begreifen Sie jetzt, warum ich mit ihm sprechen muss. Vielleicht hätten Sie seine Handynummer?«
»Er geht nicht immer ran.«
»Trotzdem, man könnte ihm eine Nachricht hinterlassen.«
»Vermutlich.« Blackman klang nicht begeistert.
»Wenn Sie mir also die Nummer geben könnten«, drängte Rebus ihn. Der Galerist seufzte erneut, bedeutete dem Polizisten, ihm zu folgen, und schloss eine Tür in der hinteren Wand des Zimmers auf. Es war ein enges Büro, von der Größe einer Abstellkammer und vollgestellt mit ungerahmten Bildern und unbebilderten Rahmen. Blackmans Handy war gerade am Aufladen, aber er entstöpselte es und drückte auf die Tasten, bis auf dem Display die Nummer des Künstlers erschien. Rebus tippte sie in sein eigenes Handy ein und erkundigte sich dann, wie viel Denholms Arbeiten in der Regel so brächten.
»Hängt von verschiedenen Faktoren ab: Größe, Materialien, Arbeitszeit …«
»Ganz grob.«
»Zwischen dreißig und vierzig …«
»… tausend Pfund?« Rebus wartete, bis der Händler bestätigend nickte.
»Und wie viele von den Dingern wirft er im Jahr so aus?«
Blackman sah ihn streng an. »Wie ich Ihnen sagte, es gibt eine Warteliste.«
»Und was war’s nun, was Andropow gekauft hat?«
»Sergei Andropow besitzt ein gutes Auge. Ich hatte zufällig ein frühes Werk von Roddys Arbeit in Öl erworben, wahrscheinlich in dem Jahr entstanden, als er die Glasgow School of Art verließ.« Blackman nahm eine Postkarte vom Schreibtisch. Es war eine Reproduktion des Gemäldes. »Es heißt ›Hoffnungslos‹.«
Für Rebus sah es aus, als hätte ein Kind seinen neuen Pinsel ausprobiert. »Hoffnungslos« traf wirklich den Nagel auf den Kopf.
»Hat für eine Arbeit aus Roddys Prävideophase einen Rekordpreis erzielt«, fügte der Händler hinzu.
»Und wie viel haben Sie bekommen, Mr. Blackman?«
»Ein Prozent, Inspector. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …«
Aber Rebus ließ nicht locker. »Schön zu sehen, wie meine Steuern in Ihre Tasche fließen.«
»Falls Sie damit den Parlamentauftrag meinen, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen – die First Albannach Bank bürgt für die ganze Sache.«
»Im Sinne von ›zahlt‹?«
Blackman nickte kurz. »Jetzt müssen Sie mich wirklich entschuldigen …«
»Großzügig von ihr«, kommentierte Rebus.
»Die FAB ist eine außerordentlich generöse Förderin der Künste.«
Jetzt war es an Rebus zu nicken. »Nur noch ein paar Fragen, Sir – eine Ahnung, warum Andropow in die schottische Kunst einsteigt?«
»Weil sie ihm gefällt.«
»Gilt das auch für all die anderen russischen Millionäre und Milliardäre?«
»Ich bezweifle nicht, dass einige Kunst als Geldanlage betrachten, andere als Genuss.«
»Und wieder andere als Möglichkeit, dem Rest der Welt zu zeigen, wie reich sie sind?«
Blackman antwortete mit dem denkbar schmalsten Lächeln. »Das mag teilweise mit hineinspielen.«
»Genauso wie ihre Karibikjachten – ätsch, meine ist größer als deine! Und die Stadtpaläste in
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