Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
Nur – er ist verdammt gut darin.«
»Sind Sie nicht eifersüchtig?« Sie wurden von allen Seiten angerempelt, als jeder versuchte, ein Stückchen Büro zu ergattern, das er seinen Arbeitsplatz würde nennen können.
»DI Starr wird’s weit bringen«, entgegnete sie und ließ es dabei bewenden. Sie hängte sich ihre Tasche über die Schulter.
»Sie gehen weg?«, erkundigte er sich.
»Messerscharf geschlossen.«
»Kann ich mich irgendwie behilflich machen?«
»Sie haben diese ganzen Bänder abzuhören, Todd.«
»Was ist eigentlich mit DI Rebus?«
»Er ist im Feld«, erklärte Clarke, die sich dachte, je weniger Leute von seiner Suspendierung wussten, desto besser.
Ganz besonders, wenn Rebus trotz – oder genauer gesagt, gerade wegen – der Suspendierung mehr denn je am Fall dran war.
Nancy Sievewright war nicht allzu glücklich gewesen, als Clarke sich über die Sprechanlage meldete, kam aber zu guter Letzt doch noch herunter und sagte der Polizistin, dass sie eine heiße Schokolade wolle.
»Oben kurz vorm Ende der Straße gibt’s ein Lokal.«
Im Café bestellten sie ihre Getränke und nahmen, jede auf einer Ledercouch, einander gegenüber Platz. Sievewright wirkte unausgeschlafen. Sie trug nach wie vor einen kurzen, unten ausgefransten Rock und eine dünne Jeansjacke, aber ihre Beine steckten jetzt in einer dicken schwarzen Strumpfhose und ihre Hände in gestrickten fingerlosen Handschuhen. Sie wollte ihre Schokolade mit Schlagsahne und Marshmallows und umfasste jetzt den Becher mit beiden Händen, während sie abwechselnd schlürfte und kaute.
»Wieder Ärger mit Mr. Anderson gehabt?«, fragte Clarke. Sievewright schüttelte den Kopf. »Wir haben uns mit Sol Goodyear unterhalten«, fuhr Clarke fort. »Sie hatten uns nicht gesagt, dass er in derselben Straße wohnt, in der Sie die Leiche gefunden haben.«
»Warum hätt ich das tun sollen?«
Clarke zuckte bloß die Achseln. »Er scheint sich nicht als Ihr Freund zu betrachten.«
»Er beschützt mich«, gab Sievewright scharf zurück.
»Wovor?«, fragte Clarke, aber die junge Frau gab darauf keine Antwort. Es lief ziemlich laute Musik, und eine Box war direkt über ihnen an der Decke angebracht. Es war irgendein Dance-Stück mit einem pulsierenden Rhythmus, von dem Clarke allmählich Kopfschmerzen bekam. Sie ging an den Tresen und bat die Bedienung, die Musik leiser zu stellen. Sie tat es, wenn auch widerwillig und mit kaum wahrnehmbarer Wirkung.
»Deswegen mag ich’s hier«, sagte Sievewright.
»Wegen der unfreundlichen Bedienung?«
»Wegen der Musik.« Sievewright sah Clarke über den Rand ihres Bechers hinweg an. »Was hat Sol also über mich gesagt?«
»Nur, dass Sie nicht seine Freundin sind. Aber das Gespräch mit ihm hat mich nachdenklich gemacht …«
»Und worüber haben Sie nachgedacht?«
»Über den Abend, als er verletzt wurde.«
»Das war irgend so ein durchgeknallter Typ in einer Kneipe …«
»Ich meine nicht den Angriff auf Sol, ich spreche vom Dichter. Sie waren auf dem Weg zu Sol, um sich Stoff zu besorgen. Über die Leiche sind Sie also entweder auf dem Weg die Gasse hinauf gestolpert oder als Sie wieder herunterkamen …«
»Was macht das für’n Unterschied?« Sievewright scharrte mit den Füßen auf dem Boden und beobachtete sie dabei, als hätten sie sich völlig verselbständigt.
»Einen beträchtlichen Unterschied. Erinnern Sie sich an den ersten Abend, an dem ich bei Ihnen war?«
Sievewright nickte.
»Da war etwas, das Sie gesagt haben … wie Sie es gesagt haben. Und darüber musste ich gestern nachdenken, nachdem ich mit Sol gesprochen hatte.«
Die junge Frau biss an. »Was?«, fragte sie, bemüht, nicht zu interessiert zu klingen.
»Sie sagten zu uns: ›Ich habe nichts gesehen. ‹ Ich meine, Sie haben das ›gesehen‹ betont, während die meisten Leute wohl ›nichts‹ betont hätten. Da habe ich mich gefragt, ob Sie dieses Spielchen trieben, Sie wissen schon: die Wahrheit nicht sagen, aber gleichzeitig auch nicht direkt lügen.«
»Da komm ich nicht mehr mit.« Sievewrights Knie pumpten wie Kolben.
»Ich könnte mir vorstellen, Sie sind zu Sols Tür gegangen, haben geklingelt und gewartet. Sie wussten, dass er Sie erwartete. Vielleicht haben Sie eine Weile da rumgestanden, da Sie dachten, dass er gleich kommen würde. Vielleicht haben Sie es auf seinem Handy probiert, aber er nahm nicht ab.«
»Weil er gerade dabei war, sich niederstechen zu lassen.«
Clarke nickte langsam. »Sie stehen also
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