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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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draußen vor seiner Tür, und plötzlich hören Sie etwas unten am Ende der Gasse. Sie gehen runter zur Ecke und gucken nach.«
    Aber Sievewright schüttelte energisch den Kopf.
    »Also gut«, gab Clarke nach, »Sie haben nichts gesehen, aber gehört haben Sie etwas, stimmt’s, Nancy?«
    Die junge Frau sah sie lange an, wandte dann den Blick ab und trank einen weiteren Schluck Schokolade. Als sie endlich den Mund aufmachte, übertönte die Musik das, was sie sagte.
    »Das habe ich nicht verstanden«, entschuldigte sich Clarke.
    »Ich hab ›ja‹ gesagt.«
    »Sie haben etwas gehört?«
    »Ein Auto. Es ist vorgefahren und …« Sie verstummte und richtete den Blick nachdenklich zur Decke. Schließlich sah sie Clarke wieder an. »Zuerst war da so ein Stöhnen. Ich dachte, vielleicht ein Betrunkener, der gleich kotzt. Hat dabei so undeutlich genuschelt. Wär aber auch möglich, dass er was auf Russisch sagte. Das würde doch passen, oder?« Sie schien begierig auf Clarkes Bestätigung zu sein, also nickte Clarke wieder.
    »Und dann ein Auto?«, half sie nach.
    »Ist vorgefahren. Tür ist aufgegangen, und ich hab so ein Geräusch gehört, bloß so einen dumpfen Schlag, und dann hat’s nicht mehr gestöhnt.«
    »Wie können Sie sich sicher sein, dass es wirklich ein Auto war?«
    »Wie ein Laster oder sonst was Größeres hat es nicht geklungen.«
    »Sie haben nicht nachgesehen?«
    »Als ich um die Ecke bin, war’s weg. Da lag bloß jemand zusammengesackt an der Mauer.«
    »Ich glaube, ich weiß, warum Sie da geschrien haben«, sagte Clarke. »Sie dachten, es wäre Sol, ja?«
    »Zuerst ja. Aber als ich näher kam, habe ich gesehen, dass er’s nicht war.«
    »Warum sind Sie nicht weggerannt?«
    »Da ist dieses Ehepaar gekommen. Ich hab versucht, mich zu verdrücken, aber der Mann meinte, ich solle bleiben. Wenn ich abgehauen wäre, hätte es ja schlecht für mich ausgesehen, oder? Und er hätte der Polizei meine Beschreibung geben können.«
    »Völlig richtig«, bestätigte Clarke. »Was brachte Sie auf den Gedanken, es könnte Sol sein?«
    »Wenn man dealt, macht man sich Feinde.«
    »Zum Beispiel?«
    »Der Scheißkerl, der ihn vor dem Pub niedergestochen hat.«
    Clarke nickte nachdenklich. »Sonst noch jemand?«
    Sievewright begriff, worauf sie hinauswollte. »Sie glauben, die haben den Dichter vielleicht aus Versehen umgebracht?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Wie wahrscheinlich war das? Die Blutspur führte hinauf ins – innen gut beleuchtete – Parkhaus, was bedeutete, dass der Täter gesehen haben musste, dass Todorow nicht Sol Goodyear war. Aber was den letzten, tödlichen Schlag anbelangte … Nun, das konnte zwar derselbe Täter gewesen sein, musste es aber nicht. Und Sievewright hatte völlig recht – Dealer machten sich Feinde. Vielleicht würde sie dieses Argument Sol selbst vorlegen, konnte ja sein, dass er ihr irgendwelche Namen nannte.Wahrscheinlich würde er sie aber eher für sich behalten, um sich vielleicht selbst zu rächen. Sie stellte sich Sol vor, wie er an der schartigen Naht gerieben hatte, als wollte er sie ausradieren. Stellte sich die zwei Jungen vor, Sol und seinen Bruder Todd, wie sie mehr oder weniger allein aufgewachsen waren – Opa im Gefängnis gestorben, Eltern dabei, vor die Hunde zu gehen. An welchem Punkt hatte Todd beschlossen, Sol sich selbst zu überlassen? Und hatte Sol darunter gelitten?
    »Kann ich noch eine haben?«, fragte Sievewright und hob ihren leeren Becher.
    »Sie sind dran mit Zahlen«, erinnerte Clarke sie.
    »Ich hab kein Geld.«
    Clarke seufzte und reichte ihr einen Fünfer, »Und für mich noch einen Cappuccino«, sagte sie.

29
    »Schwer zu fassen, dieser Mann«, sagte Terence Blackman und wedelte mit den Händen.
    Blackman führte eine Galerie zeitgenössischer Kunst auf der William Street, im Westend der Stadt, die aus zwei Räumen mit weißen Wänden und abgeschliffenen Holzfußböden bestand. Blackman selbst war ein knapp anderthalb Meter großes, mageres Männchen mit leichtem Bauchansatz und vermutlich dreißig bis vierzig Jahren mehr auf dem Buckel, als seine Kleidung vermuten ließ. Seine braune Mähne wirkte gefärbt, wenn sie nicht überhaupt so eine sündteure Haarwebangelegenheit war. Eine Vielzahl von Abnähern hatten Blackmans Gesichtshaut so gestrafft, dass ihm nur noch ein begrenztes mimisches Repertoire zur Verfügung stand. Laut Internet war er Roddy Denholms Agent.
    »Also, wo ist er momentan?«, fragte Rebus und machte einen Bogen um

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