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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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der Nordsee ja – aber Sie vergessen die Westseite. Im Atlantik gibt’s jede Menge Öl, Inspector, und früher oder später werden wir auch die Technik beherrschen, es zu fördern. Außerdem haben wir noch die alternativen Energien: Wind- und Gezeitenkraft.«
    »Nicht zu vergessen die ganze heiße Luft im Parlament.« Rebus nahm einen Schluck von seinem Drink und ließ ihn im Mund kreisen. »Erklärt aber noch nicht, warum Sie sich verlassene Grundstücke in Edinburgh ansehen.«
    »Sie halten ja wirklich die Augen auf!«
    »Gehört zum Job.«
    »Ist es wegen Mr. Cafferty?«
    »Möglich. Wie haben Sie beide sich kennengelernt?«
    »Durch Geschäfte, Inspector. Durchweg legale, wie ich Ihnen versichern kann.«
    »Bereitet sich die Moskauer Staatsanwaltschaft deswegen darauf vor, Sie auseinanderzunehmen?«
    »Politik«, erklärte Andropow mit schmerzerfüllter Miene. »Und meine Weigerung, die entsprechenden Leute zu schmieren.«
    »Man will an Ihnen also ein Exempel statuieren?«
    »Die Dinge werden ihren Lauf nehmen …« Er führte sein Glas an die Lippen.
    »In Russland sitzen ziemlich viele reiche Leute im Gefängnis. Haben Sie keine Angst, ihnen bald Gesellschaft leisten zu müssen?« Andropow zuckte bloß die Achseln. »Nur gut, dass Sie hier viele neue Freunde gewonnen haben – nicht nur bei der Labour Party, sondern auch bei der SNP. Muss hübsch sein, sich so begehrt zu fühlen.« Der Russe schwieg weiterhin, also entschied sich Rebus für einen Themawechsel. »Erzählen Sie mir von Alexander Todorow.«
    »Was möchten Sie gern wissen?«
    »Sie erwähnten, er habe seinen Posten an der Uni verloren, weil er seinen Studentinnen gegenüber zu freundlich gewesen war.«
    »Ja?«
    »Ich kann nichts darüber finden.«
    »Das wurde vertuscht, aber in Moskau wussten viele davon.«
    »Komisch allerdings, dass Sie mir davon erzählen und dann vergessen zu erwähnen, dass Sie beide praktisch miteinander aufgewachsen sind – selbes Alter, selbes Viertel …«
    Andropow sah ihn an. »Und wieder muss ich zugeben, dass ich beeindruckt bin.«
    »Wie gut kannten Sie ihn?«
    »So gut wie gar nicht. Ich wurde leider zur Verkörperung all dessen, was Alexander verabscheute. Er hätte wahrscheinlich Begriffe wie ›Gier‹ und ›Rücksichtslosigkeit‹ verwendet, während ich lieber von ›gesundem Ehrgeiz‹ und einer ›dynamischen Persönlichkeit‹ spreche.«
    »War er Altkommunist?«
    »Sie kennen doch das englische Wort bolshie? Es ist aus ›Bolschewik‹ abgeleitet, einem russischen Wort. Die Bolschewiken waren selbst ganz schön rücksichtslos, aber heutzutage bedeutet bolshie einfach nur noch ›unbeholfen‹ oder ›stur‹ … Und genau das war Alexander.«
    »Wussten Sie, dass er in Edinburgh wohnte?«
    »Ich glaube, ich hatte da mal was in der Zeitung darüber gelesen.«
    »Haben Sie beide sich getroffen?«
    »Nein.«
    »Komisch, dass er sich dann gerade diese Bar ausgesucht hat …«
    »Finden Sie?« Andropow zuckte wieder die Achseln und nahm einen weiteren Schluck Wasser.
    »Da halten Sie sich also beide in Edinburgh auf, zwei Männer, die zusammen aufgewachsen sind, beide auf ihrem jeweiligen Gebiet berühmt, und sind nicht auf die Idee gekommen, sich miteinander in Verbindung zu setzen?«
    »Wir hätten uns nichts zu sagen gehabt«, erklärte Andropow. Dann: »Darf ich Ihnen noch etwas bestellen, Inspector?«
    Rebus sah, dass er seinen Whisky ausgetrunken hatte. Er schüttelte den Kopf und stand langsam auf.
    »Ich werde es nicht versäumen, Mr. Bakewell von Ihrem Besuch zu berichten«, sagte Andropow.
    »Erzählen Sie es auch Cafferty, wenn Sie möchten«, erwiderte Rebus. »Er wird Ihnen seinerseits erzählen, dass ich, wenn ich einmal zugebissen habe, nicht mehr loslasse.«
    »Und dennoch scheinen Sie sich beide sehr ähnlich zu sein … War ein Vergnügen, sich mit Ihnen zu unterhalten, Inspector.«
    Draußen versuchte Rebus, sich im Wind eine Zigarette anzuzünden. Als das Taxi vorfuhr, hatte er gerade den Kopf in sein Jackett gesteckt, was zur Folge hatte, dass Megan Macfarlane und Roddy Liddle ihn nicht erkannten, als sie, die Augen stur geradeaus, in die Hotellobby marschierten. Rebus blies Rauch in den Himmel und fragte sich, ob Sergei Andropow irgendwelche Bedenken haben würde, auch ihnen von seinem jüngsten Besuch zu erzählen …

30
    Als Siobhan Clarke den engen CID-Raum der Polizeiwache West End betrat, erklang Applaus. Von den sechs Schreibtischen waren zwar nur zwei besetzt, aber die beiden

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