Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
Moment. »Nancy kommt zurück, ich leg besser auf …«
»Sagen Sie, hat Starr eine seiner ›Noch einmal stürmt‹-Reden gehalten?«
»Na, was glauben Sie?«
»Ich wette, Goodyear hat sie mit Kopf und Gräten geschluckt.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Aber Col hat sie gefallen … ich hab ihn und Phyl zur First Albannach geschickt. Janney hat Todorows Kontobewegungen.«
»Hat auch lange genug gedauert.«
»Na ja, er hatte ja auch eine Menge um die Ohren – in Gleneagles den Russen Puderzucker und Kaviar in den Hintern blasen …«
Und erst recht, hätte Rebus hinzufügen können, sich in Gesellschaft Caffertys und Andropows bei Granton die Seeluft um die Nase wehen lassen … Stattdessen verabschiedete er sich und legte auf. Warf einen Blick auf die kleinen Geschäfte ringsum: größtenteils Damenboutiquen. Erkannte, dass es zum Caledonian Hotel grad zwei Minuten zu Fuß waren.
»Warum eigentlich nicht, zum Teufel?«, fragte er sich. Antwort: Genau, warum eigentlich nicht …
An der Rezeption bat er, mit »Mr. Andropows Zimmer« verbunden zu werden. Keiner nahm ab. Der Angestellte fragte, ob er eine Nachricht hinterlassen wolle, aber er schüttelte den Kopf und schlenderte in die Bar. Es war nicht Freddie, der hinterm Tresen stand. Der Barkeeper war jung und blond und weiblichen Geschlechts und hatte einen osteuropäischen Akzent. Auf ihre Eröffnungsfrage erwiderte Rebus, dass er einen Highland Park nehmen würde. Sie bot ihm Eis dazu an, und ihm kam der starke Verdacht, dass sie entweder neu in dem Beruf oder neu in Schottland war. Er schüttelte den Kopf und fragte, wo sie her sei.
»Krakau«, sagte sie. »Polen.«
Rebus nickte. Seine Vorfahren stammten aus Polen, aber das war auch so ziemlich alles, was er über das Land wusste. Er rutschte auf einen Hocker und fischte sich ein paar Nüsse aus einem Schälchen.
»Bitte schön«, sagte sie und stellte das Glas vor ihn hin.
»Und ein bisschen Wasser, bitte.«
»Natürlich.« Sie klang verwirrt, verärgert darüber, einen Fehler gemacht zu haben. Sie brachte einen Krug Leitungswasser. Rebus goss ein paar Tropfen in den Whisky und schwenkte das Glas in der Hand.
»Warten Sie auf jemanden?«, fragte sie.
»Ich glaube, er möchte mich sprechen.« Rebus drehte sich nach der Stimme um. Andropow hatte anscheinend wieder in derselben Nische gesessen, der mit dem toten Winkel. Er brachte ein Lächeln zustande, aber seine Augen wirkten kalt.
»Büttel nicht dabei?«, fragte Rebus.
Andropow ging nicht darauf ein. »Noch eine Flasche Wasser«, sagte er zur Bardame. »Und diesmal ohne Eis.«
Sie nickte und holte die Flasche aus dem Kühlschrank, schraubte sie auf und schenkte ein.
»Also, Inspector«, sagte Andropow, »haben Sie wirklich nach mir gesucht?«
»War nur zufällig in der Gegend, in Terence Blackmans Galerie.«
»Sie sind Kunstliebhaber?« Andropows Brauen hoben sich.
»Ich bin ganz wild nach Roddy Denholm. Besonders nach diesen frühen Sachen, wo er sich seine Kritzeleien noch von Vorschulkindern machen ließ.«
»Ich glaube, Sie machen sich lustig.« Andropow hatte sein Glas genommen. »Auf mein Zimmer«, instruierte er die Barmaid. Dann, zu Rebus gewandt: »Leisten Sie mir doch Gesellschaft.«
»Das ist dieselbe Nische, nicht?«, fragte Rebus, als sie Platz nahmen.
»Ich verstehe Sie, glaube ich, nicht ganz.«
»Die Nische, in der Sie an dem Abend saßen, als Alexander Todorow hier war.«
»Ich wusste nicht einmal, dass er in der Bar war.«
»Cafferty hat ihm einen Drink spendiert. Nachdem der Dichter gegangen ist, hat sich Cafferty zu Ihnen gesetzt.« Rebus schwieg kurz. »Zu Ihnen und dem Minister für Wirtschaftsentwicklung.«
»Ich bin beeindruckt.« Andropow klang, als hätte er das wirklich so gemeint. »Ehrlich beeindruckt. Sie sind offensichtlich kein Mann, der bei seiner Arbeit schludert.«
»Auch keiner, der sich kaufen lässt.«
»Da bin ich mir ebenso sicher.« Der Russe schenkte ihm ein weiteres Lächeln; wieder erreichte es seine Augen nicht.
»Und, worüber haben Sie mit Jim Bakewell denn so geplaudert?«
»So überraschend es auch klingen mag – über Wirtschaftsentwicklung.«
»Sie überlegen sich, in Schottland zu investieren?«
»Ich finde es ein äußerst gastfreundliches Land.«
»Aber wir haben nichts von alldem, was Sie interessiert – kein Gas, keine Kohle, keinen Stahl …«
»Gas und Kohle haben Sie durchaus. Und natürlich Erdöl.«
»Ungefähr für die nächsten zwanzig Jahre.«
»In
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