Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
Auto, Stone und Prosser auch. Hatte Andropows Fahrer es an dem Tag vor dem Rathaus stehen sehen? Nein, denn sie waren ja mit Siobhans Wagen da gewesen. Aber Rebus hatte den Saab am Straßenrand geparkt, als er Cafferty und Andropow zur Wine Bar folgte … da hätten beide Bodyguards die Möglichkeit gehabt, was aus dem Kofferraum zu klauen. Cafferty hatte das selbst gesagt: Andropows Fahrer hatte Rebus erkannt … Ein blutbefleckter Überschuh – wie standen die Chancen, dass irgendetwas, das man darauf fand, zu Rebus führen würde? Er hatte keine Ahnung.
»Deine letzten Tage als Bulle, John«, sagte er zu sich. »Koste sie aus …«
Die Tür öffnete sich, und eine Beamtin erschien mit einem Styroporbecher in der Hand.
»Tee?«, riet er, während er am Inhalt roch.
»Wenn Sie es sagen«, entgegnete sie, bevor sie einen taktischen Rückzug antrat. Er trank einen Schluck und beschloss, zufrieden zu sein. Als die Tür wieder aufging, war es Shug Davidson, der einen dritten Stuhl hereintrug.
»Komischste Speckstulle, die ich je gesehen habe«, sagte Rebus.
»Brötchen kommen.«
Davidson platzierte den Stuhl neben seinem eigenen und setzte sich dann hin. Er fischte zwei Tonbandkassetten aus der Tasche, entfernte die Verpackung und schob sie in das Gerät.
»Brauche ich einen Anwalt, Shug?«
»Sie sind der Detective, sagen Sie es mir«, antwortete Davidson. Und dann öffnete sich die Tür ein weiteres Mal, und DI Calum Stone betrat die Bühne. Er hatte einen Aktendeckel in der Hand und einen grimmigen Ausdruck im Gesicht.
»Die Zügel aus der Hand gegeben?«, fragte Rebus, die Augen auf Davidson gerichtet. Aber die Antwort kam von Stone.
»SCD hat Vorrang.«
»Sie dürfen jederzeit gern auch meiner Dienststelle ein paar Fälle abnehmen«, sagte Rebus. Stone grinste nur süffisant und öffnete die Akte. Sie wies Eselsohren und Kaffeeflecke auf und verriet insgesamt, dass sie schon unzählige Male nach einer Möglichkeit, Cafferty dranzukriegen, durchgearbeitet worden war. Das Komische war, dass Rebus zu Hause eine sehr ähnliche Akte besaß …
»Also dann, DI Davidson«, begann Stone und zupfte sich Jackett und Manschetten zurecht, während er es sich bequem machte, »schalten Sie den Kassettenrekorder ein, und kommen wir zur Sache …«
Eine halbe Stunde später wurden die Brötchen gebracht. Stone stand auf und begann, auf und ab zu gehen, nicht ganz erfolgreich darum bemüht, den Eindruck zu erwecken, dass es ihn nicht im Mindesten tangierte, bei der Bestellung nicht berücksichtigt worden zu sein. Rebus’ Brötchen war kalt, und auch nicht mit brauner, sondern mit Tomatensoße, aber er machte sich mit übertriebener Begeisterung darüber her.
»Köstlich!«, sagte er, und eine Minute später: »Und auch noch richtige Butter!« Davidson bot Stone an, ihm die Hälfte seines Brötchens abzugeben, aber Stone winkte ab. »Was wir bräuchten, wär noch eine Tasse Tee«, schlug Rebus vor, und Davidson, den Mund voll von Brotpampe, musste ihm wohl oder übel Recht geben. Also kam noch einmal Tee für alle, und sie spülten damit die letzten Reste ihrer Brötchen hinunter, worauf Rebus sich geziert Mehlspuren aus den Mundwinkeln tupfte und sich für »bereit für die zweite Runde« erklärte.
Das Aufnahmegerät wurde wieder eingeschaltet, und Rebus fuhr fort, Siobhan Clarkes Rolle bei den Ereignissen des vergangenen Abends zu erläutern.
»Sie tut alles, was Sie ihr sagen«, beharrte Stone.
»Ich bin sicher, der hier anwesende DI Davidson wird bestätigen, dass DS Clarke durchaus imstande ist, eigene Entscheidungen zu treffen …« Rebus unterbrach sich, als er Davidson nicken sah. »DI Davidson nickt«, fügte er für das Tonbandprotokoll hinzu. Dann rieb er sich mit einem Finger über die Nasenwurzel. »Hören Sie, das Entscheidende ist – ich habe nicht versucht, Ihnen irgendetwas zu verheimlichen. Ich gebe zu, dass ich Cafferty gestern Abend getroffen habe. Ich war zusammen mit ihm dort unten am Kanal. Aber ich habe ihn nicht angegriffen.«
»Sie geben zu, dass Sie ein SCD-Überwachungsteam von der Zielperson weggelockt haben?«
»Eine Dummheit, im Nachhinein betrachtet«, bestätigte Rebus.
»Aber mehr haben Sie nicht getan?«
»Mehr habe ich nicht getan.«
Stone sah Davidson und dann wieder Rebus an. »In diesem Fall, Inspector, werden Sie wohl nichts dagegen haben, uns zum Erkennungsdienst zu begleiten.«
Rebus starrte Stone an. »Leiten Sie eine offizielle Ermittlung gegen mich ein?«
»Wir
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