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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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bisschen weiter zu treiben. Ein paarmal wich er vom Skript der Poetry Library ab, kündigte beispielsweise an einer Stelle an, dass er als Nächstes ein Gedicht von Robert Burns vortragen würde. Es hieß »Leb wohl, du Ruhm des Schottenlands«. Todorow las es sehr prononciert vor, nachdem er sich dafür entschuldigt hatte, dass er bestimmte Wörter »anglisieren« würde.
    Leb wohl, du Ruhm des Schottenlands,
Du Ruhm vergangner Tage!
Leb wohl, o Schottlands Ehrenkranz,
Von dem erzählt die Sage.
Der Sark rinnt über Solway’s Sand,
Der Tweed – zum Meere geht er,
Wir sind ein Stück von Engelland –
O über die Volksverräter!
    Danach folgten noch zwei weitere Strophen, die beide mit der gleichen Zeile wie die erste endeten. Als der Dichter fertig war, gab’s Applaus und ein paar begeisterte Pfiffe. Dann kehrte Todorow wieder zu seinem Astapowo Blues zurück und schloss zuletzt mit der Information, am Ausgang gebe es das Buch zu kaufen. Nachdem die Ovationen verklungen waren, machte Riordans Mikro eine weitere Runde durch den Raum und fing Reaktionen auf die Lesung ein.
    »Und, kaufst du dir das Buch?«
    »Zehn Piepen find ich ein bisschen happig … und das meiste davon haben wir ja schon gehört.«
    »In welches Pub geht’s jetzt?«
    »Wahrscheinlich ins Pear Tree.«
    »Wie fandest du’s?«
    »Ein bisschen melodramatisch.«
    »Geht das klar mit Samstag?«
    »Hängt von den Kindern ab.«
    »Hat’s angefangen zu regnen?«
    »Ich hab den Hund im Auto.«
    Und das Dudeln eines Handys, das verstummte, als der Angerufene abnahm …
    … und sich in einer Sprache meldete, die Clarke verdächtig nach Russisch klang. Nur ein paar Worte, dann war die Stimme kaum noch zu hören. Hatte der Dichter ein Handy besessen? Soweit sie wusste, nein. Also jemand aus dem Publikum? Ja, denn jetzt schloss das Mikro seine Runde ab, und es war wieder die Buchhändlerin zu hören, die Todorow dankte.
    »Und wenn Sie anschließend vielleicht so nett wären, ein paar unserer Exemplare zu signieren …?«, fragte sie dann.
    »Unbedingt. Ist mir ein Vergnügen.«
    »Und dann ein Gläschen aufs Haus im Pear Tree … Sie sind auch wirklich sicher, dass wir Sie nicht zu einem Abendessen verführen können?«
    »Ich bemühe mich, um Versuchungen einen großen Bogen zu machen, meine Liebe. Sie tun einem Dichter meines Alters nicht gut.« Doch dann wurde Todorows Aufmerksamkeit abgelenkt. »Ah, Mr. Riordan, nicht? Wie lief die Aufzeichnung?«
    »Es war großartig, danke.«
    Tote unter sich, dachte Clarke unwillkürlich. Dann verstummten die Ohrhörer. Der Timer des Abspielgeräts verriet ihr, dass sie fast eine Stunde lang zugehört hatte. Macraes Büro war leer, von Starr keine Spur. Clarke zog sich die Knöpfe aus den Ohren und checkte ihr Handy nach eingegangenen Nachrichten ab. Es gab keine. Sie wählte Rebus’ Privatnummer, bekam aber nur seinen AB. Auf der Mobilnummer nahm er auch nicht ab. Sie klopfte sich gerade mit dem Handy an die geschürzten Lippen, als Todd Goodyear wieder auftauchte.
    »Hab was von meiner Freundin«, sagte er.
    »Wie heißt sie noch mal?«
    »Sonia.«
    »Und, was hat Sonia Ihnen erzählt?«
    »Beim Absuchen des Kanals haben sie einen Schuhschutz gefunden. Sie wissen schon, eins dieser Dinger aus Polyethylen mit einem Gummiband um den Knöchel.«
    »So viel zum Thema Kontaminierung des Tatorts …«
    Er verstand, was sie meinte. »Nein«, erklärte er, »der stammte nicht von der Spusi. Da waren Blutflecke drauf. Na ja, nehmen die jedenfalls an, dass es welche sind.«
    »Das heißt, der Täter hatte ihn angehabt?« Goodyear nickte. Spusischutzkleidung – Overall, Haube, Überschuhe und Latexhandschuhe … das Ganze dazu gedacht, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Ja, aber das galt für beide Seiten. Das bedeutete, dass die Ermittler nichts hinterließen, was man für eine Spur des Täters hätte halten können; das bedeutete aber auch, dass jeder, der die Ausrüstung trug, jemanden überfallen konnte, ohne befürchten zu müssen, Blut, Haare oder Textilfasern des Opfers an seine Kleidung zu bekommen. Man brauchte bloß anschließend die Schutzkleidung wegzuwerfen oder, noch besser, zu verbrennen – und hatte eine reelle Chance, nie erwischt zu werden.
    »Denken Sie ja nicht, was Sie gerade denken«, warnte Clarke Goodyear – die gleichen Worte, die Rebus ihr gegenüber gebraucht hatte. »Das hat nichts mit DI Rebus zu tun.«
    »Hab ich auch nicht behauptet!« Die Unterstellung schien Goodyear zu kränken.
    »Was

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