Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
bitten Sie, uns Ihre Fingerabdrücke zu überlassen«, erklärte Davidson.
»Und einen DNA-Abstrich«, fügte Stone hinzu.
»Nur um Sie ausschließen zu können, John.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Warum sollte sich ein Unschuldiger weigern?«, fragte Stone. Das süffisante Grinsen war wieder da.
36
Siobhan Clarke wusste verdammt genau, dass auf dem Parkplatz am Gayfield Square – bei den vielen Neuen, die aus der ganzen Stadt angefahren kamen – nichts frei sein würde. Von ihrer Wohnung aus war es ein Spaziergang von nur fünf Minuten, und ihr Auto stand in einer der Parkbuchten für Anwohner. Also machte sie sich zu Fuß auf den Weg und nahm ihren tragbaren CD-Player mit. Sie hatte ihn, völlig verstaubt, unter dem Bett gefunden, die Batterien ausgewechselt und festgestellt, dass der Stecker der Kopfhörer ihres iPods in die Buchse passte. Auf dem Weg zur Arbeit holte sie sich im Souterraincafé an der Broughton Street einen Cappuccino. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, dass sie sich dort mit Todd Goodyear getroffen hatte. Derek Starr schien ihr neuer Rekrut noch immer nicht aufgefallen zu sein – der CID-Raum war übervoll, was bedeuten konnte, dass Todd noch eine Weile unentdeckt blieb.
Als sie eintraf, saß jemand an ihrem Schreibtisch. Sie ließ ihre Umhängetasche neben dem Stuhl auf den Boden plumpsen und hoffte, dass dies als zarter Hinweis verstanden werden würde. Als dem nicht so war, stupste sie den Officer am Ohr. Das Handy am anderen Ohr, schaute der Mann verwundert zu ihr auf, und sie forderte ihn mit einer Geste auf, sich zu trollen. Er wirkte nicht erfreut, erhob sich jedoch und setzte sein Telefongespräch im Weggehen fort. Todd Goodyear stand jetzt mit einem weiteren Stoß Notizen zu den Ausschusssitzungen vor ihr.
»Wirkt nicht mehr ganz so überfüllt hier drin«, meinte Clarke und bemerkte, dass Starr im DCI-Büro ein ernstes Gespräch mit Macrae führte.
»Wir haben zwei Vernehmungsräume requiriert«, erklärte er. »Nummer eins sowie zwei und drei sind offenbar nicht beheizt.« Dann, nach einer bedeutungsvollen Pause: »Was höre ich da von Cafferty?«
»Hat Ihre Freundin Ihnen davon erzählt?« Clarke trank einen Schluck Cappuccino. Goodyear nickte.
»Sie wurde zum Kanal gerufen«, bestätigte er dann.
»Hat Ihnen den Abend wohl ziemlich vermasselt, hm?«
»Gehört nun mal zum Job.« Kurze Pause. »Sie hat Sie dort auch gesehen. Wie wollen Sie die Sache handhaben?«
Im ersten Moment verstand sie nicht, was er meinte, dann fiel ihr ein, dass Todd auch da draußen vor dem Pub gestanden hatte und wusste, dass Rebus sich mit Cafferty treffen wollte.
»Wenn jemand fragt«, sagte sie ihm, »erzählen Sie genau das, was Sie wissen. Im Übrigen hat DI Rebus schon mit dem zuständigen Ermittlungsteam gesprochen.«
Goodyear stieß etwas Luft aus. »Steht er unter Verdacht?«
Clarke schüttelte den Kopf. Aber sie wusste verdammt gut, dass in Macraes Büro genau diese Möglichkeit erörtert wurde. Kaum war Goodyear wieder gegangen, holte sie den CD-Player aus ihrer Tasche und die CD aus der obersten Schublade ihres Schreibtischs. Todorows Word-Power-Lesung. Sie stöpselte sich ein, drehte die Lautstärke hoch und schloss die Augen.
Ein Café. Irgendwo in der Ferne zischte die Espressomaschine. Charles Riordan hatte offenbar in einer der ersten Reihen gesessen. Sie hörte, wie sich Todorow räusperte. Jemand vom Buchladen begrüßte die Gäste und sprach ein paar einleitende Worte. Clarke kannte das Café. Es lag in der Nähe des Odeons und wurde gern von Studenten besucht. Tiefe, bequeme Sofas und Mood Music, die Art Lokal, in der man sich nicht traute, irgendetwas zu bestellen, das nicht aus Fairem Handel oder Bio war. Und der Dichter klang durchaus unplugged. Aber Riordans Mikro war gut. Als er es anders ausrichtete, begann sie, einzelne Personen aus dem Publikum herauszuhören: hier ein Husten, dort ein Schniefen. gemurmelte und geflüsterte Worte. Riordan schien daran fast ebenso sehr interessiert zu sein wie am eigentlichen Event. Klar: Der Mann lauschte nun mal für sein Leben gern.
Als der Dichter zu sprechen anfing, hielt er sich weitestgehend an das Programm seiner Lesung in der Poetry Library – machte dieselben Witze, um das Publikum aufzuheizen, sagte, wie freundlich und liebenswürdig er die Schotten fand. Clarke konnte sich vorstellen, wie seine Augen dabei das Publikum nach etwaigen Frauen absuchten, die bereit sein könnten, die Liebenswürdigkeit noch ein
Weitere Kostenlose Bücher