Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
paar Kinderbücher, die wahrscheinlich Caffertys Sohn gehört hatten. Das Haus fühlte sich wenig bewohnt an, die Dielen knarrten unter den Füßen. Cafferty, schätzte er, machte sich selten die Mühe, diese letzte Treppe hinaufzusteigen.
    Rebus ging wieder nach unten und betrat Caffertys Arbeitszimmer. Es war ein großzügig geschnittener Raum mit einem Fenster, das auf den rückwärtigen Garten hinausging. Wieder waren die Vorhänge zugezogen, aber Rebus riskierte es, sie einen Spaltbreit zu öffnen, um einen Blick auf die Remise zu werfen. Zwei Autos parkten davor – der Bentley und ein Audi -, und vom Bodyguard weit und breit keine Spur. Rebus zog die Vorhänge wieder zu und machte Licht. In der Mitte des Raums stand ein alter Sekretär, bedeckt mit Papieren – dem Aussehen nach Haushaltsrechnungen. Rebus ließ sich auf dem ledernen Schreibtischsessel nieder und fing an, Schubladen zu öffnen. Das Erste, was er fand, war eine Pistole, in deren Lauf irgendwelche allem Anschein nach russischen Buchstaben eingraviert waren.
    »Kleines Präsent von deinem Kumpel?«, tippte Rebus. Das Magazin war allerdings leer, und auch in der Schublade lagen keine Patronen. Es war lange her, dass Rebus zuletzt eine Schusswaffe angerührt hatte. Er prüfte ihr Gewicht und wie sie in der Hand lag, wischte sie dann mit seinem Taschentuch ab und legte sie wieder an ihren Platz zurück. In der nächstunteren Schublade fand er Bankauszüge. Cafferty hatte sechzehn Riesen auf dem Girokonto und eine weitere Viertelmillion in zinsbringenden Anlagen. Sein Aktienportefeuille brachte weitere einhunderttausend in den Topf. Rebus konnte keinerlei Belege für Hypothekenzahlungen entdecken, was bedeutete, dass das Haus Cafferty gehörte. Wenn man die Lage bedachte, musste es gut anderthalb Millionen wert sein. Damit dürfte das Vermögen des Gangsters aber keineswegs ausgeschöpft gewesen sein; Stone hatte verschiedene Mantelgesellschaften und Auslandskonten erwähnt. Cafferty besaß Bars, Klubs, die Vermietungsgesellschaft und eine Snooker-Halle. Gerüchten zufolge war er an einem Taxiunternehmen beteiligt. Plötzlich bemerkte Rebus etwas in der Ecke: einen altmodischen Tresor mit Drehzahlenschloss. Er hatte die Farbe von Grünspan und kam aus Kentucky. Rebus wunderte sich nicht, dass er abgeschlossen war. Die einzige mögliche Kombination, die ihm einfiel, war Caffertys Geburtsdatum. Achtzehn zehn sechsundvierzig. Rebus zog am Griff, und die schwere Tür schwang auf.
    Er gestattete sich ein Lächeln. Keine Ahnung, warum er sich diese Zahl eingeprägt hatte, aber es war nicht umsonst gewesen.
    Im Tresor befanden sich zwei Schachteln Neun-Millimeter-Patronen, vier dicke Bündel Geldscheine, Zwanziger und Fünfziger, ein paar Geschäftsbücher, Computerdisketten, ein Kästchen mit dem Schmuck der verstorbenen Ehefrau. Rebus holte Caffertys Pass heraus und blätterte ihn durch: keine russischen Einreisevermerke. Geburtsurkunde des Mannes, Geburts- und Sterbeurkunde von Frau und Sohn. Auf der Heiratsurkunde stand, dass Cafferty und Frau 1973 auf dem Standesamt von Edinburgh getraut worden waren. Rebus legte alles wieder zurück und betrachtete die Disketten – keine Etiketten, keinerlei Beschriftung. Im Arbeitszimmer gab’s nicht mal einen Computer … genau genommen hatte er im ganzen Haus keinen gesehen. Im untersten Fach des Tresors stand eine kleine Pappschachtel. Rebus zog sie heraus und öffnete sie. Sie enthielt zwei Dutzend blanke Silberscheiben. CDs, dachte er im ersten Moment. Aber als er eine davon ins Licht hielt, sah er den Aufdruck DVD-R, 4.7 G. Rebus war kein Technikfreak, aber er vermutete, dass das Ding, was immer es sein mochte, auf der Anlage im ersten Stock laufen würde. Die DVDs trugen keine Aufschrift, aber sie waren mit farbigen Punkten markiert: grünen, blauen, roten und gelben.
    Rebus schloss den Safe und drehte die Nummernscheibe, dann schaltete er das Licht aus und ging, die Pappschachtel in der Hand, wieder nach oben. Das Heimkino besaß Fenster mit Läden und eine Reihe von Ledersesseln, hinter denen sich Zweiersofas befanden. Rebus hockte sich vor die Batterie von Geräten und legte die DVD ein, dann schaltete er den Bildschirm ein. Er brauchte drei verschiedene Fernbedienungen, um alles – Bildschirm, DVD-Player und Boxen – zum Laufen zu bringen. Auf der Kante des schwarzen Ledersessels hockend, begann er sich etwas anzuschauen, das wie eine Überwachungsaufnahme aussah …
    Ein Zimmer. Ein Wohnzimmer.

Weitere Kostenlose Bücher