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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Unordentlich und mit am Boden liegenden Körpern. Zwei von ihnen erhoben sich und verließen händchenhaltend den Raum. Schnitt auf ein Schlafzimmer, dieselben zwei Gestalten kamen herein und zogen sich aus, während sie anfingen, sich zu küssen. Teenager. Rebus kannte keinen der beiden; ebenso wenig erkannte er die Räumlichkeiten – irgendeine Wohnung, jedenfalls erheblich schäbiger als Caffertys Haus.
    Okay, dann stand der Gangster also auf Amateurpornos … Rebus zappte weiter, aber es blieb bei den sich paarenden Jugendlichen. Die beiden wurden von oben und von der Seite gefilmt. Ein Sprung nach vorn: Das Mädchen befand sich in einem Badezimmer, saß auf dem Klo und zog sich dann wieder aus, um zu duschen. Es war mager, fast ausgemergelt, und hatte Blutergüsse an den Armen. Rebus sprang wieder ein Stück vor, aber es kam nichts mehr.
    Nächste DVD – diesmal nicht mit einem grünen, sondern einem blauen Punkt. Anderer, aber ähnlicher Schauplatz; andere, aber nur zu vertraute Handlung.
    »Jetzt kommt deine perverse Seite raus, Cafferty«, murmelte Rebus und drückte auf die Auswurftaste. Er probierte es mit einem weiteren grünen Punkt – wieder die Akteure von der ersten Scheibe. Ein Muster zeichnet sich ab, John … Roter Punkt: eine andere Wohnung, ein bisschen Gruppenkiffen, ein Mädchen in der Badewanne, ein Junge, der sich in seinem Schlafzimmer einen runterholte.
    Rebus versprach sich vom gelben Punkt auch keine Überraschungen. Sofort wurde er in das gleiche Setting wie bisher katapultiert, aber mit einem wichtigen Unterschied: Er kannte sowohl die Wohnung als auch die Akteure.
    Nancy Sievewright, Eddie Gentry. Die Wohnung in der Blair Street. Die Wohnung, die MGC-Vermietungen gehörte.
    »Schön, schön«, sagte Rebus zu sich. Im Wohnzimmer lief gerade eine Party. Tanzende, Alkohol und, wie es aussah, ein paar Linien Koks als Beilage zum Dope. Ein Blowjob im Bad, eine Schlägerei im Flur. Nächste Scheibe: Sol Goodyear kam seine Aufwartung machen und wurde mit einer flotten Nummer in Nancys Schlafzimmer und ein paar intimen Momenten in der engen Duschkabine belohnt. Nachdem er sich verabschiedet hatte, setzte Nancy sich mit dem Haschisch, das er dagelassen hatte, gemütlich hin und drehte sich einen strammen Joint. Wohnzimmer, Bad, ihr Schlafzimmer, Flur.
    »Alles außer der Küche.« Rebus stutzte. »Der Küche«, wiederholte er, »und Eddie Gentrys Schlafzimmer …«
    Als er sich die letzte DVD vornahm, hing ihm die Sache schon längst zum Hals raus. Es war so, als guckte man sich eine dieser Realityshows im Fernsehen an – nur ohne die Abwechslung, die Werbeunterbrechungen boten. Diese letzte Scheibe war allerdings anders: ohne den kleinen farbigen Punkt. Dafür mit Ton. Vor Rebus erschien derselbe Raum, in dem er sich gerade befand. Auf den Sesseln und Sofas saßen Männer. Zigarre rauchende Männer. Männer, die aus Kristallgläsern Wein schlürften. Redselige, zufriedene Männer, denen eine DVD vorgeführt wurde.
    »Äußerst lecker, das eben«, sagte einer von ihnen zum Gastgeber. Beifällige Grunzer, Schwaden von Rauch. Die Kamera war direkt auf die Männer gerichtet, was bedeutete, dass sie … Rebus stand auf und näherte sich dem Plasmabildschirm. Direkt oberhalb einer Ecke des Monitors entdeckte er ein kleines Loch in der Wand. Man hätte es nie bemerkt, oder wenn, dann für die Hinterlassenschaft eines ungeschickten Heimwerkers gehalten. Rebus spähte hinein, konnte aber nichts erkennen. Er verließ das Zimmer und trat durch die nächste Tür – in ein Badezimmer. An einer Spiegelwand ein Hängeschränkchen. Im Schränkchen: nichts … keine Kamera, keine Kabel. Er legte das Auge an das Guckloch und sah direkt in den Vorführraum. Rebus zweifelte, als er die Kommentare der Männer hörte, keinen Augenblick daran, dass sie sich gerade eine der DVDs ansahen, die er eben abgespielt hatte.
    »Wär doch bloß meine Frau so versaut...!«
    »Vielleicht, wenn Sie sie mit was Härterem als Chardonnay abfüllen würden …«
    »Einen Versuch wär’s wert.«
    »Und die wissen nicht, dass sie beobachtet werden, Morris?«
    Caffertys Stimme im Off. »Haben keine Ahnung«, knurrte er vergnügt.
    »War’s nicht Chuck Berry, der genau wegen so was Ärger mit der Polizei gekriegt hat?«
    »Na, Roger, kommen Ihnen ein paar Ideen für die werte Frau Gemahlin?«
    »Seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet, Stuart.«
    »Soll ich das als ein Nein auffassen?«
    Rebus kniete jetzt vor dem Bildschirm.

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