Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
»Sie waren Detective Sergeant. Sie haben dazu beigetragen, dass er eingebuchtet wurde.«
»Er dealte in seinem Lokal mit Drogen.«
»Er starb im Gefängnis, nicht? Schon nach ein, zwei Jahren … Herzleiden oder was in der Art.Todd Goodyear dürfte da noch nicht lang aus den Pampers gewesen sein.« Sie schwieg kurz für den Fall, dass er dem etwas hinzuzufügen hatte, und fuhr dann fort: »Todd hat einen Bruder, wussten Sie das? Heißt Sol, ist schon ein paarmal in unseren Radar geraten. Das sage ich jetzt so, aber tatsächlich wohnt er in Dalkeith, ist damit das Problem von Abteilung E. Jetzt raten Sie mal, weswegen er in Schwierigkeiten war.«
»Drogen?«
»Sie wissen also von ihm?«
Rebus schüttelte den Kopf. »Nur so’ne Vermutung.«
»Und Sie hatten nicht gewusst, dass Todd Goodyear bei der Polizei ist?«
»Glauben Sie’s oder nicht, Shiv, aber ich pflege nicht über die Enkel von Kriminellen, die ich vor über zwanzig Jahren hinter Gitter gebracht habe, Buch zu führen.«
»Die Sache ist – wir haben Sol nicht lediglich wegen Besitzes festgenommen, sondern auch versucht, ihn wegen Handels dranzukriegen. Das Gericht hat wegen begründeter Zweifel zu seinen Gunsten entschieden.«
Rebus wandte sich ihr zu. »Woher wissen Sie das alles?«
»Ich war heute Morgen vor Ihnen im Büro. Ein paar Minuten am Computer und ein Anruf beim CID Dalkeith. Damals ging das Gerücht, Sol Goodyear würde im Auftrag von Big Ger Cafferty dealen.«
Sie sah sofort, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte: Cafferty war ein unerledigter Fall – ein großer unerledigter Fall; sein Name stand ganz oben auf Rebus’ Liste von Abzuarbeitendem. Cafferty hatte sich redlich bemüht, die Rolle des Ganoven im Ruhestand überzeugend zu spielen, aber Rebus und Clarke fielen darauf nicht herein.
Cafferty führte in Edinburgh nach wie vor das Regiment.
Und hatte sich mittlerweile auch einen Platz ganz oben auf Clarkes Liste erarbeitet.
»Bringt uns das alles irgendwie weiter?«
»Kaum.« Sie drückte auf die Auswurftaste des CD-Players. Das Radio plärrte los – Forth 1, der Discjockey laberte wie ein Wasserfall. Sie schaltete es aus. Rebus war etwas aufgefallen.
»Ich wusste gar nicht, dass da eine Kamera ist«, sagte er. Er meinte an der Ecke des Gebäudes, zwischen dem ersten und dem zweiten Stock. Die Kamera war auf den Parkplatz gerichtet.
»Die versprechen sich davon einen Rückgang des Vandalismus. Wobei mir einfällt – glauben Sie, es könnte was bringen, sich die Überwachungsbänder aus dem Zentrum anzusehen, von dem Abend, als Todorow getötet wurde? Es gibt mit Sicherheit Kameras am Westende der Princes Street, vielleicht auch auf der Lothian Road. Wenn jemand ihm gefolgt sein sollte …« Sie vollendete den Satz nicht.
»Das wäre eine Idee«, räumte er ein.
»Nadel im Heuhaufen«, fügte sie hinzu. Er schien ihr mit seinem Schweigen Recht zu geben. Sie lehnte den Kopf an die Rückenlehne ihres Sitzes; keiner von beiden hatte es besonders eilig, wieder reinzugehen. »Ich hab mal in einer Zeitung gelesen, dass wir das am meisten überwachte Land der Welt sind; allein in London gibt’s mehr Überwachungskameras als in den ganzen Vereinigten Staaten … stimmt das?«
»Ich kann nicht behaupten, dass mir im Zusammenhang damit ein Rückgang der Straftaten aufgefallen wäre.« Rebus’ Augen verengten sich. »Haben Sie das gehört?«
Clarke sah, dass Tibbet aus einem Fenster im Obergeschoss winkte. »Ich glaube, unser Typ wird verlangt.«
»Vielleicht hat unser Mörder Gewissensbisse gekriegt und möchte sich stellen.«
»Vielleicht«, sagte Clarke, ohne einen Augenblick lang daran zu glauben.
8
»Schon mal hier gewesen?«, fragte Rebus, als sie den Metalldetektor passiert hatten. Er stopfte sich loses Kleingeld in die Tasche zurück.
»Hab kurz nach der Eröffnung eine Führung mitgemacht«, gestand Clarke.
In die Decke waren Muster eingekerbt; Rebus konnte nicht erkennen, ob es sich um Kreuzritterkreuze handelte. Jede Menge los im Foyer. Hier und da waren Tische für die Besuchergruppen aufgestellt worden, darauf Ausweiskarten und Schilder mit dem Namen der jeweils angemeldeten Gruppe. Überall stand Personal bereit, Besucher zum Empfangstresen zu dirigieren. Am hinteren Ende des Saals setzten sich ein paar Schulkinder in Uniform gerade zu einem frühen Lunch.
»Für mich ist es das erste Mal«, sagte Rebus zu Clarke. »Ich hatte schon immer wissen wollen, wie vierhundert Millionen Pfund aussehen
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