Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
unterstützen. Der Ermordete war schließlich ein Landsmann von Ihnen, und dazu ein ziemlich prominenter.« Er bemühte sich, gekränkt zu klingen.
»Natürlich, natürlich, das steht ganz außer Frage.« Stachow drehte den Kopf dauernd hin und her beim Versuch, beide Polizisten anzusprechen.
»Gut«, sagte Clarke. »Dann werden Sie es uns nicht übelnehmen, wenn wir Sie fragen, wie groß der Dorn namens Todorow in Ihrem Auge war.«
»Dorn?« Es war schwer zu sagen, inwieweit Stachow tatsächlich Schwierigkeiten mit dem Verstehen der Metapher hatte.
»Wie peinlich es für Sie war«, formulierte Clarke die Frage neu, »dass sich ein prominenter dichtender Dissident in Edinburgh aufhielt?«
»Es war überhaupt nicht peinlich.«
»Sie haben also seine Ankunft begrüßt?«, stellte sich Clarke dumm. »Gab es seinetwegen einen Empfang im Konsulat? Er war ja wegen des Nobelpreises im Gespräch … das muss Sie doch stolz gemacht haben!«
»Im heutigen Russland ist der Nobelpreis nichts so Besonderes.«
»Mr.Todorow hatte in letzter Zeit ein paar öffentliche Auftritte gehabt … haben Sie sie zufällig besucht?«
»Ich hatte anderweitige Verpflichtungen.«
»Ist sonst jemand vom Konsulat -«
Aber Stachow hielt es jetzt für nötig zu unterbrechen. »Ich begreife nicht, welche Relevanz das für Ihre Ermittlungen haben sollte. Tatsächlich könnte man Ihre Fragen als bloße Vernebelungstaktik auslegen. Ob uns Alexander Todorows Anwesenheit in Edinburgh genehm war, spielt nicht die geringste Rolle. Er wurde in Ihrer Stadt, Ihrem Land ermordet. Edinburgh sind ethnische und religiöse Spannungen keineswegs unbekannt – polnische Arbeiter sehen sich immer wieder Übergriffen ausgesetzt. Das falsche Fußball-T-Shirt zu tragen kann schon eine ausreichende Provokation darstellen.«
Rebus warf Clarke einen Blick zu. »So viel zum Thema Vernebelungstaktik …«
»Ich sage die Wahrheit.« Stachows Stimme begann allmählich zu zittern, und er nahm sich gewaltig zusammen. »Mein Konsulat, Inspector, möchte bezüglich der weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden. Das wird uns am Ende die Möglichkeit geben, Moskau darüber zu informieren, dass Sie Ihre Ermittlungen gründlich und unvoreingenommen durchgeführt haben, was Moskau wiederum gestatten wird, Ihrer Regierung unsere Zufriedenheit auszusprechen.«
Rebus und Clarke schienen sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen. Rebus löste die verschränkten Arme und steckte die Hände in die Taschen.
»Es besteht immer noch die Möglichkeit«, sagte er leise, »dass Mr.Todorow von jemandem überfallen wurde, der ihm etwas nachtrug. Dieser Jemand könnte ein Mitglied der russischen Gemeinde in Edinburgh sein. Ich nehme an, das Konsulat verfügt über eine Liste aller russischen Staatsbürger, die hier wohnen und arbeiten.«
»Wie ich die Sache sehe, Inspector, war Alexander Todorow lediglich ein weiteres Opfer der auf den Straßen dieser Stadt grassierenden Gewalt.«
»Es wäre unklug, in diesem Stadium der Ermittlungen irgendetwas auszuschließen, Sir.«
»Und besagte Liste würde uns von großem Nutzen sein«, betonte Clarke.
Stachow sah von einem zum anderen Detective. Rebus hoffte, dass er sich bald entscheiden würde. Einen Haken hatte ihre Wahl von VR 3 – der Raum war arschkalt. Der Mantel des Russen sah mollig warm aus, aber Clarke, schätzte Rebus, würde bald anfangen zu zittern. Es wunderte ihn, dass ihr Atem in der Luft nicht kondensierte.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Stachow endlich. »Aber eine Hand wäscht die andere – werden Sie mich auf dem Laufenden halten?«
»Lassen Sie uns Ihre Nummer da«, entgegnete Clarke. Der junge Russe schien das als ein Ja aufzufassen.
Wie Rebus wusste, war es alles andere als das.
Im Empfangsraum wartete ein Päckchen auf Siobhan Clarke. Rebus war rausgegangen, um eine Zigarette zu rauchen und zu sehen, ob Stachow einen Chauffeur hatte. Clarke öffnete den gepolsterten Umschlag und fand darin eine CD, auf der in dicken schwarzen Buchstaben lediglich das Wort »Riordan« stand. Es verriet einiges über Charles Riordans Charakter, dass er nicht Todorows, sondern seinen eigenen Namen darauf vermerkt hatte. Sie ging mit der CD nach oben, aber es gab kein Gerät, auf dem sie sie hätte abspielen können. Also machte sie sich auf den Weg zum Parkplatz und begegnete Rebus, der gerade wieder hereinkam.
»Ein dicker schwarzer Benz wartete auf ihn«, bestätigte Rebus. »Am Steuer ein Kerl
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