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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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…«
    Der Bau des Schottischen Parlaments hatte die öffentliche Meinung von Anfang an gespalten, seit die Entwürfe in den Medien vorgestellt worden waren. Manche fanden ihn kühn und revolutionär, andere lehnten ihn wegen seiner baulichen Mätzchen und der Baukosten ab. Der Architekt war vor Abschluss des Projekts gestorben, ebenso der Mann, der den Auftrag dazu gegeben hatte. Aber jetzt war das Gebäude fertig und in Betrieb, und Rebus musste zugeben, dass der Plenarsaal ihn, wenn er ihn in den Fernsehnachrichten sah, schon beeindruckte. Als sie der Frau am Empfang sagten, sie seien mit Megan Macfarlane verabredet, druckte sie ihnen zwei Besucherausweise aus. Das Büro der Abgeordneten bestätigte telefonisch, dass sie tatsächlich erwartet wurden. Ein weiterer Mitarbeiter erschien und bat sie, ihm zu folgen. Er war ein hochgewachsener Mann mit energischem Schritt und, wie die Empfangsdame, wahrscheinlich keinen Tag jünger als fünfundsechzig. Sie folgten ihm durch Korridore, in einen Lift nach oben und dann weitere Korridore entlang.
    »Reichlich Beton und Holz«, kommentierte Rebus.
    »Und Glas«, fügte Clarke hinzu.
    »Von der besonderen, teuren Sorte natürlich«, mutmaßte Rebus.
    Ihr Führer sagte nichts, bis sie um eine weitere Ecke gebogen waren und einen jungen Mann sahen, der auf sie wartete.
    »Danke, Sandy«, sagte der Mann, »hier übernehme ich.«
    Als der Führer kehrtmachte und zurückging, dankte ihm Clarke und erhielt zur Antwort ein kurzes Knurren. Vielleicht war er aber auch nur außer Atem.
    »Mein Name ist Roddy Liddle«, stellte sich der junge Mann vor. »Ich arbeite für Megan.«
    »Und wer genau ist Megan?«, fragte Rebus. Liddle starrte ihn an, als ob er gerade einen Witz gemacht hätte. »Unser Chef«, erklärte Rebus, »hat uns lediglich gesagt, wir sollten herfahren und mit jemandem dieses Namens sprechen. Offenbar hatte sie ihn angerufen.«
    »Angerufen habe ich«, entgegnete Liddle in einem Ton, als wäre das eine weitere schwierige Aufgabe gewesen, die er spielend bewältigt hatte.
    »Prima gemacht, mein Sohn«, lobte ihn Rebus. Das »mein Sohn« nahm Liddle sichtlich übel. Er war Anfang zwanzig und sah sich bereits als erfolgreichen angehenden Politiker. Er musterte Rebus von oben bis unten und entschied dann, ihn als bedeutungslose Null abzutun.
    »Megan wird es Ihnen bestimmt erklären.« Worauf er sich umdrehte und sie zum Ende des Korridors führte.
    Die Privatbüros der Abgeordneten waren geräumig und enthielten Schreibtische sowohl für die Politiker als auch für ihre Mitarbeiter. Es war das erste Mal, dass Rebus einen dieser berüchtigten think-pods zu Gesicht bekam – kleine Alkoven mit bogenförmigen Fenstern und einer gepolsterten Sitzbank. Hier sollten die Abgeordneten unrealistische Ideen ausknobeln. Und ebenhier trafen sie auch Megan Macfarlane an. Sie stand auf, um sie zu begrüßen.
    »Freut mich, dass Sie so kurzfristig kommen konnten«, sagte sie. »Ich weiß, dass Sie wegen der Untersuchung viel um die Ohren haben, also werde ich Sie nicht lange aufhalten.« Sie war klein und schlank und tadellos zurechtgemacht, jedes Härchen da, wo es hingehörte, und gerade die richtige Menge Make-up. Sie trug eine Lesebrille mit halbmondförmigen Gläsern, die ihr fast auf der Nasenspitze saß, so dass sie die zwei Detectives darüber hinweg ansah. »Ich bin Megan Macfarlane«, sagte sie, damit sie sich ihrerseits vorstellten. Liddle saß wieder an seinem Schreibtisch und konzentrierte sich ganz auf seine E-Mails. Rebus und Clarke nannten ihre Namen, und die Abgeordnete sah sich nach geeigneten Sitzplätzen um, bevor ihr eine bessere Idee kam.
    »Wir gehen nach unten und trinken einen Kaffee. Roddy, kann ich Ihnen nachher einen mitbringen?«
    »Nein, danke, Megan. Eine Tasse am Tag ist mehr als genug für mich.«
    »Da ist was dran – ich muss doch heute nicht noch in den Plenarsaal, oder?« Sie wartete, bis er den Kopf geschüttelt hatte, und richtete dann ihren Blick auf Clarke. »Die diuretische Wirkung, Sie verstehen – es ist ziemlich ärgerlich, wenn man mitten in einem Antrag zur Geschäftsordnung plötzlich dringend verschwinden muss …«
    Sie gingen denselben Weg, den sie gekommen waren, wieder zurück. Während sie eine imposante Treppe hinunterstiegen, teilte ihnen Macfarlane mit, dass die »Scot Nats« sich für die Wahlen im kommenden Mai große Hoffnungen machten.
    »Nach den jüngsten Umfragen liegen wir fünf Prozentpunkte vor Labour. Blair ist

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