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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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jedenfalls das russische Konsulat heute Morgen – es haben ja schon tätliche Angriffe auf osteuropäische Gastarbeiter stattgefunden. Insofern ist das mit Sicherheit eine der Richtungen, in die wir ermitteln werden.«
    Seine Worte schienen ein ziemlicher Schlag für sie zu sein – ganz wie er es beabsichtigt hatte. Clarke lächelte hinter ihrer erhobenen Tasse. Rebus entschied, dass sie sich ruhig noch ein bisschen mehr Spaß leisten konnten. »Hatte sich einer dieser Geschäftsleute zufällig in letzter Zeit mit Mr. Todorow getroffen? Falls ja, könnte es nützlich sein, uns mit ihm zu unterhalten.«
    Der Notwendigkeit, darauf zu antworten, wurde Macfarlane durch das Erscheinen eines Neuankömmlings enthoben. Wie Rebus und Clarke trug er ein Kärtchen am Revers, das ihn als Besucher auswies.
    »Megan«, sagte er gedehnt, »ich habe Sie vom Empfangstisch aus gesehen. Ich hoffe, ich störe nicht?«
    »Ganz und gar nicht.« Die Abgeordnete konnte ihre Erleichterung kaum verbergen. »Ich hole Ihnen einen Kaffee, Stuart.« Dann, an Rebus und Clarke gewandt: »Das ist Stuart Janney von der First Albannach Bank. Stuart, das sind die Polizeibeamten, die den Todorow-Fall untersuchen.« Janney gab den beiden die Hand, bevor er sich einen Stuhl an den Tisch heranzog.
    »Ich hoffe, Sie sind beide Kunden von uns«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Bei meiner Finanzlage«, meinte Rebus, »sollten Sie lieber froh sein, dass ich bei der Konkurrenz bin.«
    Janney zuckte theatralisch zusammen. Er hatte seinen Trenchcoat über dem Arm getragen, und jetzt legte er ihn zusammengefaltet über die Oberschenkel. »Schlimme Sache, das mit diesem Mord«, sagte er, während Macfarlane sich wieder am Tresen anstellte.
    »Schlimm«, echote Rebus.
    »Aus dem, was Ms. Macfarlane eben zu Ihnen gesagt hat«, fügte Clarke hinzu, »schließe ich, dass sie bereits mit Ihnen darüber gesprochen hat.«
    »Wir kamen heute Morgen zufällig auf das Thema«, bestätigte Janney und fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare. Sein Gesicht war sommersprossig und rosig und erinnerte Rebus an eine jüngere Version des Profigolfers Colin Montgomerie. Seine Augen hatten denselben dunkelblauen Ton wie sein Schlips. Janney schien zu dem Schluss gekommen zu sein, dass eine weitere Erklärung nötig sei. »Wir haben miteinander telefoniert.«
    »Haben Sie etwas mit diesen russischen Besuchern zu tun?«, fragte Rebus. Janney nickte.
    »Die FAB weist nie mögliche Kunden ab, Inspector.«
    FAB: So nannten die meisten Leute die First Albannach Bank. Es war ein vertraulicher Spitzname, aber dahinter verbarg sich einer der größten Arbeitgeber – und wahrscheinlich das finanzkräftigste Unternehmen – Schottlands. Die TV-Werbespots stellten die FAB als eine einzige große Familie dar und waren wie Minisoaps gefilmt, während die brandneue Zentrale der Bank – trotz der Proteste auf der grünen Wiese gebaut – eine kleine Stadt in sich war, mit Einkaufspassage und Cafés. Die Mitarbeiter konnten sich dort die Haare schneiden lassen oder für das Abendessen einkaufen. Sie konnten das Fitnesszentrum benutzen oder auf dem firmeneigenen Neun-Loch-Platz eine Runde Golf spielen.
    »Wenn Sie also jemanden suchen sollten, der sich um Ihr überzogenes Konto kümmert …« Janney verteilte Geschäftskarten. Als Macfarlane das sah, lachte sie, bevor sie ihm seinen schwarzen Kaffee reichte. Interessant, dachte Rebus: Er trinkt ihn genauso wie sie. Aber andererseits hätte er gewettet, dass Janney, wenn er mit einem wichtigen Kunden zusammen war, grundsätzlich genau das Gleiche trank wie dieser – was es auch sein mochte. Vor ein, zwei Jahren hatte das Police College in Tulliallan einen Kurs darüber angeboten: »Empathische Vernehmungstechniken«. Wenn man einen Zeugen oder Verdächtigen befragte, versuchte man, Gemeinsamkeiten zu ermitteln und herauszuarbeiten – selbst wenn das bedeutete, dass man lügen musste. Rebus hatte das selbst nie so richtig ausprobiert, aber er sah auf den ersten Blick, dass jemand wie Janney diese Taktik aus dem Effeff beherrschte.
    »Stuart ist unverbesserlich«, sagte die Abgeordnete. »Was habe ich Ihnen über solches Drückerverhalten gesagt? Es ist unethisch!« Aber sie lächelte, während sie das sagte, und Janney schmunzelte in sich hinein, während er Rebus und Clarke seine Geschäftskarten hinschob.
    »Mr. Janney«, begann Clarke, »hat uns gerade erzählt, dass Sie sich über Alexander Todorow unterhalten haben.«
    Megan Macfarlane

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