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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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unbeliebt, und das Gleiche gilt für Gordon Brown. Der Irakkrieg, die ›Cash-for-Peerages-Affäre‹ – es war einer meiner Kollegen, der damals die Untersuchung eingeleitet hat. Die Labour-Partei gerät in Panik, weil Scotland Yard erklärt hat, ›aufschlussreiches und wichtiges Material‹ entdeckt zu haben.« Sie lächelte zufrieden. »Unser politischer Gegner scheint mit zweitem Namen ›Skandal‹ zu heißen.«
    »Dann spekulieren Sie also auf die Protestwähler?«, fragte Rebus.
    Macfarlane schien das keine Antwort wert zu sein.
    »Wenn Sie nächsten Mai gewinnen«, fuhr Rebus fort, »bekommen wir dann ein Referendum über die Unabhängigkeit?«
    »Unbedingt.«
    »Und dann mutieren wir plötzlich zum keltischen Tiger?«
    »Die Labour Party hat das schottische Volk fünfzig Jahre lang sich selbst überlassen, Inspector. Es ist Zeit für einen Kurswechsel.«
    Während sie am Tresen anstanden, verkündete sie, dass die Getränke »auf ihre Rechnung« gehen würden. Rebus bestellte einen Espresso, Clarke einen kleinen Cappuccino. Macfarlane entschied sich für einen schwarzen Kaffee, in den sie drei Tütchen Zucker schüttete. Sie suchten sich einen freien Tisch und schoben das darauf stehen gebliebene schmutzige Geschirr beiseite.
    »Wir tappen nach wie vor im Dunkeln«, sagte Rebus und hob seine Tasse. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich direkt zum Thema komme, aber wie Sie selbst sagten, wartet eine Morduntersuchung auf uns.«
    »Unbedingt«, pflichtete ihm Macfarlane bei. Dann schwieg sie einen Moment, als müsste sie ihre Gedanken sammeln. »Wie viel wissen Sie über mich?«, fragte sie.
    Rebus und Clarke tauschten einen Blick. »Bis wir aufgefordert wurden, Sie aufzusuchen«, antwortete Rebus zuvorkommend, »hatten wir beide noch nie was von Ihnen gehört.«
    Bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie weh das tat, pustete die Abgeordnete in ihren Kaffee, bevor sie einen Schluck nahm.
    »Ich bin eine Schottische Nationalistin«, erklärte sie.
    »Das hatten wir schon vermutet.«
    »Und das bedeutet, dass ich mein Land leidenschaftlich liebe. Wenn Schottland in diesem Jahrhundert aufblühen soll – und das über die Grenzen Großbritanniens hinaus -, brauchen wir Unternehmergeist, Initiative und Investitionen.« Sie zählte die drei Dinge an ihren Fingern ab. »Deswegen bin ich auch aktives Mitglied des URC – des Urban Regeneration Committee. Wohlgemerkt, unsere Zielsetzung ist keineswegs rein stadtbezogen; tatsächlich habe ich bereits eine Namensänderung vorgeschlagen, um diese Tatsache klarzustellen.«
    »Verzeihen Sie, wenn ich unterbreche«, sagte Clarke, die Rebus’ wachsende Ungeduld bemerkt hatte, »aber dürfte ich erfahren, was das alles mit uns zu tun hat?«
    Macfarlane schlug die Augen mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln nieder. »Tut mir leid, wenn es um etwas geht, was mir wirklich am Herzen liegt, gerate ich oft leicht ins Schwatzen.«
    Der Blick, den Rebus Clarke zuwarf, sprach Bände.
    »Dieser bedauerliche Zwischenfall«, fuhr Macfarlane inzwischen fort, »um den russischen Dichter …«
    »Was ist damit?«, bohrte Rebus nach.
    »Zurzeit hält sich eine Gruppe von Geschäftsleuten in Schottland auf – eine sehr finanzstarke Gruppe, die durchweg aus Russen besteht. Sie sind Repräsentanten der Erdöl-, Gas-, Stahl- und einiger weiterer Industrien. Sie blicken alle in die Zukunft, Inspector – in Schottlands Zukunft.Wir müssen sicherstellen, dass die Verbindungen und Beziehungen, die wir mehrere Jahre lang sorgfältig gepflegt haben, durch nichts gefährdet werden. Was wir mit Sicherheit nicht wollen, ist, dass jemand den Eindruck gewinnt, wir seien kein gastfreundliches Land, kein Land, das jeder Kultur und jeder Nationalität gegenüber offen eingestellt ist. Denken Sie nur an das, was mit dem jungen Sikh passiert ist …«
    »Sie fragen uns also«, fasste Clarke zusammen, »ob der Mord einen fremdenfeindlichen Hintergrund hatte?«
    »Ein Mitglied der Gruppe äußerte diese Befürchtung«, räumte Macfarlane ein. Sie richtete den Blick auf Rebus, aber er starrte wieder an die Decke und war sich nach wie vor unsicher. Er hatte gehört, die vertieften Felder sollten an Schiffe erinnern. Als er seine Aufmerksamkeit wieder der Abgeordneten zuwandte, wirkte sie so, als würden ihr ein paar beruhigende Worte guttun.
    »Wir können nichts ausschließen«, entschied er sich stattdessen zu sagen. »Es könnte ein fremdenfeindliches Motiv vorliegen. Das vermutete

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