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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Überwachung ist ein ziemlicher Balanceakt. Die Verletzung der Privatsphäre ist immer eine heikle Sache, und die Bürgerrechtler machen uns Schwierigkeiten, wo sie nur können.«
    »Na, das wundert mich aber«, murmelte Rebus.
    »Erzählen Sie mir nicht, Sie fänden es gut, wenn eine unserer Kameras durch Ihr eigenes Fenster linst!«, scherzte MacLeod.
    Clarke hatte nachgedacht. »Charles Riordan bekommt seine Rechnung beim Inder um 21.48 Uhr. Todorow verlässt das Lokal und geht über den Shandwick Place in Richtung Innenstadt. Wie kommt’s, dass er für den knappen halben Kilometer bis zur Lothian Road eine halbe Stunde gebraucht hat?«
    »Er hat noch irgendwo was getrunken?«, tippte Rebus.
    »Riordan sprach vom Mather’s oder dem Caledonian Hotel. Wohin Todorow auch gegangen ist. Um zwanzig vor elf war er wieder auf der Straße, was bedeutet, dass er fünf Minuten später beim Parkhaus gewesen sein müsste.« Sie wartete, bis Rebus ihr mit einem Nicken beipflichtete.
    »Im Parkhaus gehen die Rollläden um elf Uhr runter«, fügte er hinzu. »Der Überfall muss schnell abgelaufen sein.« Dann, zu MacLeod: »Wie sieht’s mit danach aus, Graeme?«
    MacLeod hatte die Frage erwartet. »Der Anruf der Passanten, die die Leiche gefunden haben, kam um 23.12 Uhr. Wir haben uns die Aufzeichnungen vom Grassmarket und der Lothian Road aus der Zeitspanne plus minus zehn Minuten angesehen.« Er zuckte die Achseln. »Nur die üblichen Passanten, Heimkehrer von Pubs und Büropartys, Leute, die noch spät einkaufen gingen … Keine wahnsinnigen Gewalttäter mit einem blutverschmierten Hammer in der Hand.«
    »Wär nicht schlecht, wenn wir uns das Material ansehen könnten«, sagte Rebus. »Möglich, dass wir irgendwelche Gesichter erkennen würden.«
    »Durchaus möglich.«
    »Aber zuerst müssten wir durch die Reifen springen?«
    MacLeod verschränkte die Arme vor der Brust, was Antwort genug war.

    Sie befanden sich auf dem Weg zum Ausgang, Rebus riss schon ein neues Päckchen Zigaretten auf, als ein Mensch in irgendwie amtlicher Aufmachung sie aufhielt. Rebus brauchte nur einen Augenblick, um festzustellen, dass Madame Lord Provost, die goldene Amtskette um den Hals, gleichfalls da war. Die Bürgermeisterin sah nicht sehr erfreut aus.
    »Haben wir nicht eine Verabredung?«, fragte sie. »Auch wenn Sie die Einzigen zu sein scheinen, die etwas davon wissen …«
    »Da ist wohl ein bisschen was schiefgelaufen«, entschuldigte sich Rebus.
    »Also nicht bloß ein Trick, um einen kostbaren Parkplatz zu ergattern?«
    »Da sei Gott vor!«
    Sie funkelte ihn an. »Nur gut, dass Sie gehen – wir brauchen diesen Parkplatz für wichtigere Besucher.«
    Rebus spürte, wie sich seine Hand um die Zigarettenschachtel ballte. »Was könnte wichtiger sein als eine Morduntersuchung?«, fragte er.
    Sie verstand sofort. »Der russische Dichter? Da brauchen wir eine rasche Aufklärung.«
    »Um die Magnaten von der Wolga zu besänftigen?«, fragte Rebus. Dann, nach kurzer Überlegung: »Wie weit steckt die Stadt da mit drin? Megan Macfarlane meinte, ihr Urban Regeneration Committee hätte seine Finger in der Sache.«
    Die Bürgermeisterin nickte. »Aber das Rathaus ist auch finanziell involviert.«
    »Sie veranstalten also einen großen Bahnhof für die Geldsäcke? Schön zu erfahren, dass meine Steuern so sinnvoll ausgegeben werden.«
    Die Bürgermeisterin hatte einen Schritt nach vorn getan und funkelte ihn streitlustig an, als ihr Begleiter sich räusperte. Durch das Fenster sah man eine lange schwarze Limousine, die versuchte, durch die bogenförmige Einfahrt zu kommen. Die Bürgermeisterin wandte sich rasch von Rebus ab und war weg. Er ließ ihr fünf Sekunden Vorsprung und ging dann, von Clarke begleitet, ebenfalls hinaus.
    »Schön, wenn man sich Freunde macht«, sagte sie.
    »In einer Woche gehe ich in Pension, Shiv, was, zum Teufel, schert mich das?«
    Draußen auf dem Bürgersteig blieb Rebus, nachdem sie ein paar Meter gegangen waren, stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden.
    »Haben Sie heute Morgen in die Zeitung geschaut?«, fragte Clarke. »Andy Kerr ist zum Politiker des Jahres gewählt worden.«
    »Und wer ist das?«
    »Der Mann, dem wir das Rauchverbot verdanken.«
    Rebus schnaubte bloß. Neugierige verfolgten, wie die dienstlich aussehende Limousine vor der wartenden Bürgermeisterin zum Stehen kam. Ihr livrierter Begleiter trat vor, um die hintere Tür zu öffnen. Durch die getönten Scheiben war der Passagier nicht zu sehen

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