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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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habe mich ihm vorgestellt – ich würde ihn im Nachhinein als ›unwirsch‹ bezeichnen. Bei der Sendung ist meist ein Nichtpolitiker dabei, und es findet immer ein strenges Vorgespräch statt. Die Redakteurin, die mit Todorow geredet hat, klang nicht allzu begeistert – man konnte ihren Notizen entnehmen, dass er nicht sehr mitteilsam gewesen war. Es ist mir noch immer schleierhaft, wozu sie ihn überhaupt eingeladen haben.«
    Clarke dachte kurz nach. Charles Riordan hatte gemeint, dass Todorow gern plaudere, der Gast im Mather’s jedoch erklärte, er habe kaum ein Wort herausgebracht. Und jetzt sagten Macfarlane und Liddle so ziemlich das Gleiche. Hatte Todorow zwei Gesichter gehabt? »Wessen Idee dürfte es gewesen sein, Todorow einzuladen?«, fragte sie Liddle.
    »Die des Produzenten, des Moderators, von jemandem von der Redaktion … ich vermute mal, jeder könnte einen Gast vorschlagen.«
    »Könnte es«, unterbrach Goodyear, »etwas wie eine Botschaft an Moskau gewesen sein?«
    »Wär möglich, ja«, räumte Macfarlane, hörbar beeindruckt, ein.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Clarke Goodyear.
    »Vor einer Weile wurde dort ein Journalist ermordet. Vielleicht wollte die BBC den Leuten zu verstehen geben, dass man die Meinungsfreiheit nicht so einfach unterdrücken kann.«
    »Irgendjemand hat sie aber dann doch unterdrückt, nicht?«, fügte Liddle hinzu. »Oder dieses Gespräch würde jetzt nicht stattfinden. Und schauen Sie sich an, was mit diesem armen Iwan in London passiert ist …«
    Macfarlane sah ihn böse an. »Das ist genau die Sorte Gerüchte, die wir auf keinen Fall aufkommen lassen dürfen!«
    »Natürlich, natürlich«, murmelte er und machte sich mit seiner schon leeren Tasse zu schaffen.
    »So, nur um zu rekapitulieren«, erklärte Clarke in die Stille hinein. »Sie beide haben Mr. Todorow bei der Aufzeichnung von Question Time getroffen, aber kaum ein paar Worte mit ihm gewechselt. Sie sind ihm vorher noch nie begegnet und haben ihn danach nicht wiedergesehen – möchten Sie, dass ich das in meinem Bericht so formuliere?«
    »Bericht?« Macfarlane bellte das Wort geradezu.
    »Nicht für die Öffentlichkeit bestimmt«, beruhigte Clarke sie. Dann, nach einer Weile, fügte sie hinzu: »Bis es zur Verhandlung kommt, heißt das natürlich.«
    »Ich habe bereits betont, Sergeant, dass wir einige einflussreiche Investoren in der Stadt haben, und sie könnten bereits durch weniger als das verschreckt werden.«
    »Aber Sie sind doch gewiss meiner Meinung«, konterte Clarke, »dass wir ihnen zeigen müssen, wie gewissenhaft und gründlich unsere Polizei arbeitet.«
    Macfarlane schien darauf etwas erwidern zu wollen, aber da trillerte ihr Handy. Sie wandte sich vom Tisch ab und nahm das Gespräch an.
    »Stuart, wie steht’s?«
    Clarke vermutete, dass »Stuart« der Banker war, Stuart Janney.
    »Ich hoffe, Sie haben ihnen allen eine Reservierung im Andrew Fairlie’s besorgt?« Macfarlane war aufgestanden und in Richtung Tür gegangen. Sie verließ das Café und schaute durch das Fenster herein, während sie weiterredete.
    »Das ist das Restaurant in Gleneagles«, erklärte Liddle.
    »Ich weiß«, sagte Clarke. Dann, zu Goodyear: »Die Retter unserer heimischen Wirtschaft nächtigen dort – nettes fettes Dinner und eine Runde Golf nach dem Frühstück.« Sie fragte Liddle, wer für die Rechnung aufkommen würde. »Der überbeanspruchte Steuerzahler?«, riet sie. Er zuckte die Achseln, und sie wandte sich wieder Goodyear zu. »Glauben Sie immer noch, dass die Elenden das Land erben werden, Todd?«
    »Psalm 37,Vers 11«, antwortete Goodyear. Aber jetzt war es Clarkes Handy, das klingelte. Sie nahm ab und hielt es sich ans Ohr. John Rebus wollte einen Fortschrittsbericht.
    »PC Goodyear erteilt mir bloß ein bisschen Bibelnachhilfe«, erklärte sie. »Dass die Elenden das Land erben werden und so Sachen.«

15
    Angerufen hatte Rebus nur, weil er sich langweilte. Aber er redete noch keine Minute mit Clarke, als ein schwarzer VW Golf röhrend an den Bordstein fuhr und vor dem Parkhaus hielt. Die Frau, die ausstieg, musste Cath Mills sein, also beendete Rebus das Gespräch.
    »Miss Mills?«, sagte er und ging ihr einen Schritt entgegen. Mit der spätnachmittäglichen Dunkelheit hatten sich auch eisige Windböen von der Nordsee eingestellt. Er wusste nicht, in welcher Aufmachung er das »Sensenmännchen« erwartet hatte – einem knöchellangen Umhang vielleicht. Tatsächlich sah ihr Mantel eher wie ein

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