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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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die Bar gekommen war, hatte sie ihn bereits in einer Nische erwartet.
    »Haben Sie gehofft, ich würde Sie nicht finden?«, hatte er gefragt.
    »Man will ja nicht so aussehen, als wär man so leicht zu haben.«
    Das Gespräch hatte meist um seinen Job gekreist, garniert mit den üblichen Edinburgher Meckerthemen: den Verkehr, die Straßenbauarbeiten, die Kälte. Sie hatte ihn gewarnt, dass ihre Lebensgeschichte nicht allzu viel hergab.
    »Mit achtzehn geheiratet, mit zwanzig geschieden; zweiter Versuch mit vierunddreißig, ganze sechs Monate gehalten. Inzwischen hätte ich gescheiter sein sollen, nicht?«
    »Aber Sie können doch wohl nicht von Anfang an im Parkhausgeschäft tätig gewesen sein?«
    Ach wo: ein Bürojob nach dem anderen, dann eine eigene kleine Consultingfirma, die nach zweieinhalb Jahren baden gegangen war – tatkräftig unterstützt durch Ehemann Nummer zwei, der sich mit den Ersparnissen abgesetzt hatte.
    »Danach war ich persönliche Assistentin, aber ich hab’s nicht gepackt … eine Zeitlang arbeitslos, Umschulung, dann hat man mir das angeboten.«
    »In meinem Job«, hatte Rebus erklärt, »erzählen mir die Leute ständig ihre Geschichte – die wirklich interessanten Dinge aber behalten sie immer für sich.«
    »Dann laden Sie mich zum Verhör vor«, hatte sie erwidert und die Arme ausgebreitet.
    Schließlich hatte er sie dazu gebracht, ein bisschen über Gary Walsh und Joe Wills zu plaudern. Auch sie verdächtigte Wills, dass er während der Arbeit trank, hatte ihn aber noch nicht dabei ertappt.
    »Als Detective könnten Sie es ja für mich herausfinden.«
    »Was Sie brauchen, ist ein Privat detektiv. Oder installieren Sie noch ein paar zusätzliche Kameras, ohne dass er’s mitbekommt.«
    Sie hatte darüber gelacht und dann der Kellnerin mitgeteilt, sie sei bereit für ihren Gratisdrink.
    Nach einer Stunde begannen sie, unauffällig auf ihre Uhren zu sehen und sich über den Tisch hinweg verhalten anzulächeln. »Wie steht’s mit Ihnen?«, hatte sie gefragt. »Haben Sie jemanden, der’s mit Ihnen aushält?«
    »Seit längerem nicht mehr. Ich war verheiratet, eine Tochter – mittlerweile in den Dreißigern.«
    »Keine Büroaffären? Aufreibender Job, man arbeitet im Team … Ich weiß, wie das ist.«
    »Ist mir nicht passiert«, hatte er mit Entschiedenheit gesagt.
    »Gut für Sie.« Sie schniefte, und ihre Lippen zuckten leicht. »One-Night-Stands habe ich mir abgewöhnt … mehr oder weniger.« Aus dem Zucken wurde wieder ein Lächeln.
    »Es war ein netter Abend«, hatte er gesagt und gewusst, wie ungeschickt das klang.
    »Sie werden hoffentlich keinen Ärger bekommen, weil Sie sich mit einer Verdächtigen eingelassen haben.«
    »Wer soll’s schon weitererzählen?«
    »Braucht keiner zu tun.« Und sie hatte auf die Überwachungskamera gezeigt, die von einer Ecke des Lokals, knapp unter der Decke, auf sie gerichtet war. Da hatten sie beide gelacht, und als sie wieder in ihren Parka schlüpfte, hatte er noch einmal gefragt: »Waren Sie an dem Abend da? Seien Sie jetzt ehrlich …« Und sie hatte nur den Kopf geschüttelt, und damit musste er sich begnügen.
    Draußen hatte er ihr eine Visitenkarte gegeben, auf der auch seine Handynummer stand. Kein Küsschen auf die Wange oder herzlicher Händedruck: Sie waren zwei angeschlagene Veteranen, die einander mit Respekt begegneten. Auf dem Weg nach Haus hatte er sich Fish and Chips gekauft und aus der kleinen Pappschachtel gegessen. Sie wurden nicht mehr in Zeitungspapier eingewickelt, wohl aus Gründen der Hygiene. Schmeckten auch nicht mehr so wie früher, und die Schellfischportionen waren kontinuierlich kleiner geworden. Schuld war die Überfischung der Nordsee. Schellfisch würde bald eine Delikatesse sein – oder völlig ausgerottet. Bis er seine Haustür erreichte, hatte er aufgegessen. Er schleppte sich die zwei Treppen hoch. Post war keine da. Er machte im Wohnzimmer Licht, wählte eine CD aus und rief dann Siobhan an.
    »Was gibt’s?«, erkundigte sie sich.
    »Ich habe mich bloß gefragt, wie’s jetzt weitergeht.«
    »Also, ich hatte gerade vor, zum Kühlschrank zu gehen und mir was zu trinken zu holen.«
    »Es gab mal eine Zeit, da wäre das mein Spruch gewesen.«
    »The times, they are a-changing.«
    »Und der ist auch von mir!«
    Er hörte sie lachen. Dann wollte sie wissen, wie sein Gespräch mit Cath Mills verlaufen sei.
    »Eine weitere Sackgasse.«
    »Sie haben aber lange gebraucht, um da wieder rauszufinden.«
    »Ich sah

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