Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
Wasseroberfläche berühren soll, bevor man sie wieder zurückholt.«
Ihre Nymphe verfing sich im Gestrüpp hinter ihnen, doch statt die Zeit damit zu verschwenden, sie zu befreien, griff Rob in seine Westentasche, holte eine Schere heraus und schnitt die Schnur ab.
»Tut mir leid, dass ich deine Fliege verloren habe«, sagte sie, als er eine neue aus der Tasche nahm.
»Das braucht es nicht. Ich verliere meine ständig. Das gehört zum Sport, und ich habe Tausende davon.« Wieder brachte er sich hinter ihr in Position und legte die Hand auf ihre Taille, als sie die Leine zu schwingen begann. »Nein, du bewegst das Handgelenk zu abrupt. Weiche, streichelnde Bewegungen.« Er neigte den Kopf an ihr Ohr. »Mit weichen, streichelnden Bewegungen kennst du dich doch aus, oder, Süße?«
»Du wirst mich nicht ablenken«, erklärte sie, sorgsam darauf bedacht, die Spitze der Angelrute zwischen ein und elf Uhr zu halten. »Und nenn mich nicht immer Süße.«
»Wieso denn nicht?«
»Weil es wahrscheinlich schon ziemlich viele ›Süße‹ in deinem Leben gegeben hat.«
Er dachte einen Moment darüber nach. »Nein. Nur dich.«
Am dritten Sonntag in diesem Monat fuhren sie erneut zusammen angeln, und sie fing ihren ersten Fisch, eine fast dreißig Zentimeter lange Forelle, die heftig stromabwärts zog, so dass sie alle Hände voll zu tun hatte, sie nicht zu verlieren. Die
strahlende Morgensonne ließ das Wasser glitzern, das um ihre langen Beine in den dunkelgrünen Watstiefeln wirbelte, und ihr Gelächter mischte sich mit dem Rauschen der Fluten, als sie ihren Fang an Land brachte.
Als er den Haken für sie löste, beobachtete er, wie sie die schillernde Färbung der Forelle bestaunte und ihre Finger über den festen, feuchten Leib gleiten ließ. »Sie ist wunderschön, Rob.«
Ihre Augen strahlten, und die Kälte hatte eine zartrosa Färbung auf ihre Wangen gezaubert. Er war noch nie einer Frau wie Kate begegnet, einer Frau, die Tiffany-Armbänder und Spitzenwäsche trug, während sie in einem eiskalten Fluss neben ihm stand und Forellen fing.
Sie nahm ihm die Forelle aus den Händen und setzte sie behutsam ins Wasser. Der Fisch vollführte eine heftige Bewegung mit der Schwanzflosse, so dass ihre Watstiefel ganz nass wurden, ehe er davonschoss und sie ihre Hände im eisigen Wasser wusch. Ihre Begeisterung war unübersehbar, als sie den Kopf hob. »Das war wirklich unglaublich!« Er spürte einen Stich in der Brust, einen verwirrenden Druck in der Nähe seiner rechten Herzkammer. Es war nicht so, als hätte er noch nie einen begeisterten Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen – ganz im Gegenteil. Er hatte ihn gesehen, weil er ihn selbst dorthin gezaubert hatte.
Er gab noch gute drei Meter Leine, hob die Spitze der Rute und warf seine Fliege in die Nähe einer tiefen, unbewegten Stelle im Fluss. Die Nymphe begann zu hüpfen, also zog er die Spitze stromaufwärts und gab noch etwas mehr Schnur.
Aus den Augenwinkeln betrachtete er Kate, die ihren Köder keine Sekunde aus den Augen ließ. Diesmal verspürte er kein Ziehen oder Stechen in der Brust. Er wandte sich ab und entspannte sich. Also gab es nichts, über das er sich Gedanken zu machen brauchte.
Am darauf folgenden Sonntag war Muttertag, und statt angeln zu gehen, aßen er und Kate mit seiner Mutter und Stanley zu Abend. Bei Lammkeule mit Minzkruste und roten Kartoffeln lauschten sie den Plänen für die Hochzeit der beiden, die für den zweiten Samstag im Juni angesetzt war. Stanley und Grace würden im Park am See den Bund fürs Leben schließen und beabsichtigten, sich gegenseitig ein Gedicht vorzulesen. Sie baten Kate und Rob, ihre Trauzeugen zu sein.
»Klar«, sagte Kate, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Und wie lang sind diese Gedichte?«, erkundigte sich Rob.
»Oh«, meinte seine Mutter. »Nur fünfzehn bis zwanzig Minuten.«
Er unterdrückte ein gequältes Stöhnen, während Kate sich hinter ihrer Stoffserviette räusperte.
Als das Essen vorbei war und jeder den Teller von sich geschoben hatte, bot Kate an, Robs Mutter beim Abräumen zu helfen.
»Nein, du bleibst hier und leistest deinem Großvater Gesellschaft«, beharrte Grace. »Rob hilft mir.«
Rob würde am nächsten Morgen nach Seattle fliegen und nahm an, dass seine Mutter noch ein paar ungestörte Worte mit ihm wechseln wollte.
»Was läuft da zwischen dir und Kate?«, fragte sie, sobald sie allein waren.
»Was?« Er sah sie an und stellte die Teller ins Spülbecken.
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