Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
anzuziehen. Er hatte gerade eine vergnügliche Stunde damit zugebracht, sich den Körperteilen zu widmen, die sie jetzt so züchtig bedeckte.
»Aua.« Sie zuckte zusammen, als die Kamera zu einer Nahaufnahme des Chinook-Torhüters Luc Martineau heranfuhr, der mit seinem Schläger Teemu Selannes Rücken bearbeitete. Als dies den Finnen nicht weiter zu beeindrucken schien, rammte er seine Kufen in die Schuhe seines Gegenspielers und riss ihn zu Boden.
»Ja«, feuerte Rob ihn lachend an.
Sie gab Brie-Käse auf ein Stück Baguette und reichte es ihm. »Das war aber nicht sehr nett.« Als Nächstes zupfte sie ein paar Trauben ab und reichte ihm auch diese. »Dabei ist diese Nummer 68 doch ganz süß, oder nicht?«
»Selanne?« Er warf sich eine Traube in den Mund und runzelte die Stirn. Süß? Er spürte etwas in seiner Brust, das sich wie ein Anflug von Eifersucht anfühlte. Aber es konnte unmöglich Eifersucht sein, denn er war von Natur aus kein eifersüchtiger Mann. »Selanne schlägt wie ein Mädchen, und er hat einen derart üblen Akzent, dass du ihn wahrscheinlich nicht mal verstehen würdest.«
»Wer hält sich schon mit Reden auf?«, meinte sie und warf ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu.
Prompt packte er ihre Handgelenke und zog sie an seine nackte Brust. »Schluss jetzt mit Selanne.«
Sie zog sich hoch und setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. »Zu schade, dass ich mir nie Eishockey angesehen habe, als du noch gespielt hast.«
»Ich habe jede Menge Spiele von mir auf Video«, gab er zurück und schob seine Hände unter ihr T-Shirt. »Vielleicht zeige ich sie dir eines Tages.« Aber nicht heute. Die Bänder waren in einem Karton verpackt und lagen dort seit dem Tag, an dem er gezwungen gewesen war, seinen Rücktritt aus dem aktiven Sport zu erklären. Heute hatte er Wichtigeres zu tun.
Und auch am nächsten Tag. Zum ersten Mal in seinem Leben begann Rob, Gründe zu erfinden, um eine Frau sehen zu können. Er kam jeden Morgen vorbei, wenn sie in der Backstube stand und Brot backte, und er überzeugte sie, dass sie an mehreren Abenden in der Woche zu ihm kommen musste, um ihm zu helfen, sein Müsliriegel-Rezept zu perfektionieren. Er erzählte ihr, er müsse die richtige Ausgewogenheit der Zutaten
finden, damit sie nicht länger wie Pappkarton mit Vitaminen schmeckten. Er wolle jemanden engagieren, der die Riegel für ihn herstellte, damit er sie an Camper und Rucksacktouristen verkaufen konnte, die ihre Ausrüstung bei ihm kauften oder ausliehen. Er wusste ganz genau, dass dies ihren unternehmerischen Ehrgeiz anstacheln würde.
Es war zwar eine Lüge, wie sie im Buche stand, doch er hatte nicht einmal den Hauch eines schlechten Gewissens.
Am ersten Sonntag im Mai holte er sie um sechs Uhr morgens ab, um mit ihr zu einer Stelle am Big Wood River zu fahren, wo die Forellen um diese Jahreszeit einer Chamois-Nymphe nicht widerstehen konnten.
»Die sind aber gar nicht süß«, kommentierte Kate, als sie in die hüfthohen Neopren-Watstiefel stieg, die Rob ihr gegeben hatte. Rob half ihr, die Träger über die Schultern ihres Sweatshirts zu streifen und die Fischerweste anzulegen. Sie setzte die Skimütze auf, die er ihr ebenfalls mitgebracht hatte, und sah zu, wie er eine cremefarbene Fliege am Haken ihrer Angelrute befestigte.
»Die verwenden wir als Köder?«, fragte sie und beugte sich vor, um die Fliege genauer in Augenschein zu nehmen.
»Nein, Süße. Das ist nur der Lockvogel, aber nicht der Köder.« Genau in der Sekunde, als sie ihn daran erinnern wollte, sie nicht Süße zu nennen, drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen, ehe er ins Wasser watete. Sie folgte ihm mit wenigen Schritten Abstand und hielt sich hinten an seiner Weste fest, als er vorsichtig über die glitschigen Steine balancierte, um zu prüfen, ob sie sein Gewicht trugen. Die eisige Strömung war heftig und zerrte an ihren Kniekehlen, als er ihr zeigte, wie sie die Angelrute richtig halten sollte. Er stand hinter ihr, die Arme parallel zu ihren, und brachte ihr den Standardwurf bei, wie sein Vater es vor vielen Jahren bei ihm getan hatte.
»Halt die Spitze immer zwischen ein und elf Uhr«, erklärte er und zeigte ihr, nachdem sie den Grundwurf beherrschte, wie man Schnur gab. »Und jetzt gehen wir auf vier Meter.« Er rollte ein Stück von der Kurbel ab, so dass die Leine auf dem Wasser vor ihnen trieb, und zeigte ihr, wie man mit jedem Wurf ein wenig mehr Leine gab. »Die Grundidee ist, dass die Fliege kaum die
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