Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
bewahren, aber wir wissen beide, dass das nicht so ist.«
Hätte Kate ihm nicht die Schaufel überlassen, würde sie ihm jetzt damit den Schädel einschlagen.
»Ich weiß auch, dass Sie keinen Rat von mir haben wollen, aber ich gebe Ihnen trotzdem einen«, fuhr er fort, stützte die Schaufel auf den Betonboden und ließ sein Handgelenk über dem Griff baumeln. »Männer in Bars aufzureißen ist nicht besonders klug. Sie könnten in große Schwierigkeiten geraten, wenn Sie das weiterhin tun.«
Es kümmerte sie nicht, was er glaubte, und sie verspürte keinerlei Bedürfnis, sich zu verteidigen. »Ich weiß, dass Sie nicht mein Vater sind. Also, was sind Sie dann? Polizist?«
»Nein.«
»Priester?« Er sah nicht wie ein Priester aus, aber es würde eine Menge erklären.
»Nein.«
»Mormonenprediger?«
Er lachte leise, so dass kleine Atemwölkchen aus seiner Nase drangen. »Sehe ich aus wie ein Mormonenprediger?«
Nein. Er sah aus wie ein Mann, der gern sündigen würde, es aber nicht tat. Sie wusste absolut nichts über ihn. Abgesehen von der Tatsache, dass er ein Mistkerl war und einen Hummer fuhr. Welcher halbwegs normale Mensch fuhr ein Gefährt, das die Armee im Kampf einsetzte? Ein Idiot mit einer erektilen Dysfunktion, diese Art Mann tat so etwas. »Wieso fahren Sie eigentlich keinen Wagen in einer normalen Größe?«
Er richtete sich auf. »Ich mag meinen Hummer.«
Erneut erfasste ein kalter Windzug die Enden von Kates Wollschal und ließ sie zwischen ihnen aufflattern. »Wenn die Leute diesen Wagen sehen, fragen sie sich doch, ob Sie damit irgendetwas kompensieren wollen«, meinte sie.
In seinen Augenwinkeln erschienen winzige Fältchen, und er streckte die Hand nach einem der Zipfel ihres Schals aus. »Soll das heißen, Sie machen sich Gedanken wegen meiner Ausstattung?«
Sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte und ihre ohnehin von der Kälte geröteten Wangen noch eine Spur dunkler wurden, und entzog ihm ihren Schal. »Bilden Sie sich bloß nichts ein. Ich mache mir überhaupt keine Gedanken Ihretwegen.« Sie ging um ihn herum. »Geschweige denn wegen der Größe Ihrer Ausstattung.«
Er legte den Kopf in den Nacken und brach in Gelächter aus. Ein tiefes, maskulines Dröhnen, das sie den ganzen Weg bis zum Laden begleitete. »Schönen Tag noch«, murmelte sie Paul Aberdeen und Hayden Dean zu, die ihr an der Ladentür entgegenkamen. Drinnen drückte sich Regina immer noch um Stanley herum und schwafelte über die Bibliothek, in der sie arbeitete, und ihre Brille mit den dicken Gläsern wippte auf ihrer Nase auf und ab, wann immer sie eifrig nickte. Stanley beschäftigte sich solange mit den Kleinwaren neben der Kasse.
Unter normalen Umständen hätte Kate ihn von Reginas Geschnatter erlöst, doch Stanley hatte ihr Rob auf den Hals gehetzt, deshalb war sie nicht in der Stimmung für irgendwelche milden Taten.
»Ich bin hinten«, informierte sie ihren Großvater und ging an ihm vorbei. Sie zog die Handschuhe aus, streifte die Mütze ab und löste ihren Schal, warf alles auf die Arbeitsplatte und hängte ihre Jacke an den Haken. Der Heizlüfter über ihr blies warme Luft in den Raum. Sie hob das Gesicht und schloss die Augen.
Also wusste er noch alles von diesem Abend, als sie sich ihm aufgedrängt hatte. Diese Gewissheit lag ihr wie ein zentnerschwerer Stein im Magen. Ihre Hoffnung, er könnte ein hemmungsloser Trunkenbold sein, war also vergeblich gewesen. Sie war nach Gospel gekommen, um sich eine Pause von ihrem bisherigen Leben zu gönnen. Um ein wenig Ruhe, Entspannung und die Gelegenheit zu finden, in Ruhe über alles nachzudenken.
Kate schlug die Augen auf und stieß einen Seufzer aus. Konnte ihr Leben noch miserabler werden? Sie war einsam, und außerhalb des Ladens gab es niemanden ihres Alters, mit dem sie sich unterhalten konnte – außer diesem grünäugigen, hochgewachsenen A…loch von gegenüber. Und was sich gerade
zwischen ihnen abgespielt hatte, konnte beim besten Willen nicht als Unterhaltung bezeichnet werden.
Sie musste sich eine Beschäftigung suchen. Etwas anderes als die Arbeit im Laden und die Wiederholungen von Friends , die jeden Abend im Fernsehen liefen. Das Problem war, dass es nur zwei Dinge gab, die man in diesem Kaff tun konnte – entweder dem Hausfrauenverein, den Mountain Momma Crafters, beitreten und Untersetzer für den Toaster häkeln oder durch die Bars ziehen und sich betrinken. Keine dieser Alternativen erschien ihr besonders verlockend.
Die
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